28. Januar 2015

Motorcycle Club

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Zugegeben – Rennspiele gibt es viele. Protagonisten sind in diesen in der Regel allerdings PS-starke Autos, wohingegen die zweirädrigen Kollegen meist allenfalls einen unspektakulären Gastauftritt am Rande haben. Nein, speziell auf Motorräder ausgelegte Rennspiele gibt es so gut wie keine und bis dato schon gar nicht auf der jüngsten Konsolengeneration.

 

Nun, genau dort schien nun auch die Chance für Publisher BigBen Interactive zu liegen, um mit Motorcycle Club für sowohl PS3 als auch PS4 dazwischen zugrätschen – in Ermangelung selbiger scheint das Spiel von vorneherein außer Konkurrenz zu laufen, doch kann es uns im Test letztlich wirklich überzeugen?

 

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Zunächst einmal scheinen sowohl der Titel selbst als auch die offiziell zum Spiel gelieferte Beschreibung doch recht irreführend zu sein: Suggeriert wird uns ohne Zweifel, dass es hier im weitesten Sinne um die Gründung und Führung eines Motorradclubs gehen dürfte. Wie für Rennspiele im Allgemeinen üblich erwarten wir hier auch im Speziellen kein prosatechnisch wertvolles Storytelling, doch zumindest eine das Spiel rudimentär rechtfertigende zugrundeliegende Hintergrundgeschichte wäre schon…. nett gewesen.

 

Tja, Fehlanzeige! Statt sich mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten wirft uns das Spiel direkt ins Geschehen. Es gibt eine ganze Reihe an Motorrädern, die wir für unseren Club unter Verwendung der in siegreich bestandenen Rennen erstandenen Credits erwerben können. Um immer wieder neue Modelle freizuschalten, müssen wir uns in den sogenannten Konstrukteurswettwerben gut schlagen – trotz des verheißungsvollen Namens allerdings schlichte Rundenwettbewerbe, in der es eine vorgegebene Zeit zu unterbieten gilt.

 

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Die nach und nach freizuschaltenden Bikes können sich allerdings durchaus sehen lassen – von BMW über Kawasaki hin zu Yamaha und KTM ist so einiges vertreten, was Rang und Namen in der Welt der Zweiräder hat. Unterteilt sind die Maschinen in drei verschiedene Kategorien, welche sich wiederum jeweils für unterschiedliche Strecken eignen. Ob Superbike, Roadster oder Custom – jede Sparte hat ihre Vor- und Nachteile, die es im eigenen Interesse möglichst klug zu nutzen gilt.

 

Motivationstechnisch ist es in diesem Sinne allerdings wenig klug, dass sich die verschiedenen Motorräder innerhalb einer Klasse absolut gleich anfühlen – das Fahrgefühl variiert nicht im geringsten und einzig die höchstmögliche zu erreichende Geschwindigkeit gibt eventuell Aufschluss im Sinne der Differenzierung der einzelnen Modelle.

Das ist – gelinde gesagt – enttäuschend, denn was nutzen uns 22 verschiedene Markenbikes, die dank offizieller Lizenzen (!) realitätsnah nachgebildet wurden, sich dann aber letztlich in keiner Weise voneinander unterscheiden?

 

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Der Lust am Fahren um des Freischaltens willen wird somit ziemlich konsequent abgewürgt. Wir starten in einem um das andere Turnier, doch auch wenn der Schwierigkeitsgrad graduell ansteigt kann uns das nicht wirklich lange bei der Stange halten.

 

Der gewollt wirkende optische Realismus gepaart mit der grotesk-comicartigen Fahrweise geben letztlich ein völlig unstimmiges Gesamtbild ab.

 

Vielleicht liegt das auch schlicht an unseren falschen Erwartungen an das Spiel: Sind wir es durch Forza und Gran Tourismo inzwischen gewöhnt, dass das virtuelle Fahrgefühl sich immer realistischer, immer echter anfühlt, so geht Motorcycle Club hier in eine ganz andere Richtung. Das Spiel ist deutlich arcademäßiger angelegt und der Umstand, dass wir beispielsweise innerhalb eines einzigen Rennens – praktisch ‚fliegend‘ – das Motorrad wechseln können, trägt diesem ohne Frage Rechnung. Je nach Streckenbeschaffenheit wechseln wir das Superbike gegen eine solidere Custom-Maschine und wieder zurück. Realismus ist in der Tat überbewertet, aber Motorcycle Club schafft hier in doppelter Hinsicht die Kurve nicht, denn der gewollt wirkende optische Realismus gepaart mit der grotesk-comicartigen Fahrweise geben letztlich ein völlig unstimmiges Gesamtbild ab.

 

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Weiteres Manko ist hier sicherlich auch, dass man faktisch keinen Unfall bauen kann. Also… man kann schon, aber zum einen muss man sich dafür richtig Mühe geben (bestenfalls möglichst gerade und mit hohem Tempo auf eine Wand zufahren) und zum anderen droht euch in diesem Fall nicht viel mehr als ein kurzer Blackscreen und eine Millisekunde später wurde ihr schon wieder im Rennen platziert. Auf diese Weise tut der Crash in jedweder Hinsicht kaum weh und auch mehrfaches Bekanntmachen mit dem nächsten Brückenpfeiler hindert euch letztlich nicht zwangsläufig an einem überragenden Sieg.

 

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Die größere Herausforderung innerhalb des Spiels besteht definitiv ohnehin darin, nicht zu gewinnen – zu keinem Zeitpunkt stellt das Game eine harte Nuss da, denn die Gegner sind nicht viel mehr als bewegliche Hintergrunddekoration.

Weitaus schwieriger scheint es da jedoch zu sein, längerfristig die Nerven zu behalten, denn auf lange Sicht geben sich hier ein zähes Spielgefühl und überbordende Langeweile die Klinke in die Hand.

Neben dem Einzelspieler-Modus gibt es auch einen Online-Mehrspieler-Modus – dort jedoch tatsächlich auf Mitspieler zu treffen, erscheint an diesem Punkt eher unwahrscheinlich, da kaum jemand das Spiel Teil seiner Sammlung zu nennen scheint. Aus gutem Grund, wie böse Zungen nun behaupten würden.

 

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FAZIT

Es ist durchaus erfreulich, dass die völlig unterbesetze Riege der Motorradrennspiele nunmehr durch Motorcycle Club Zuwachs bekommen hat.

Schade ist allerdings, dass man das Spiel am besten nur Menschen zumutet, die man aus welchem Grund auch immer aus tiefsten Herzen hasst. Zähe Steuerung, auch auf der PS4 allenfalls durchschnittliche Last-Gen-Optik gepaart mit misslungenen Arcade-Anleihen… einfach nein!

4 Comments
  • CrazyFreak 9 Jahren ago

    Als ich den namen gelesen habe dacht ich mir so: Hmm da hat wohl jemand den namen DriveClub gelesen und gedacht wir klauen mal den namen und setzen einfach Motor davor.
    Konnte nur Grütze werden und Bingo 😛

  • Mützi 9 Jahren ago

    ok.. das ist schade. Ich kauf es schonmal nicht 😀

  • Hansi 9 Jahren ago

    ich hab das spiel bei meinem freund gespielt. ich kann nur abraten, der test ist noch recht nett ausgedrückt.

  • Gurki 9 Jahren ago

    danke für die warnung 🙂

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