13. Dezember 2017

Time Stalkers (Dreamcast)

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OK, bevor der Test richtig losgeht, liest Euch erst einmal in Ruhe den Klappentext durch: „Der Countdown läuft: Von den Machern des Klassikers Land Stalkers kommt nun Time Stalkers. Das erste RPG, das nicht nur eine ultimative 3D-Grafik bietet, sondern auch in die 4. Dimension vorstößt: die Zeit. In der Gegenwart werden Monster bekämpft, in der Zukunft deren Nachkommen und in der Vergangenheit die Wurzel allen Übels. Was nicht leicht ist: Denn jedes Level wird durch das Zufallsprinzip immer wieder neu gestaltet. In Time Stalkers prallen Zeitportale aufeinander, und es regiert das Chaos. Der Hitzkopf Sword findet sich mitten in eine unverständliche Welt hinein versetzt. Er muss Rätsel lösen und verschiedene Menschen durch das Labyrinth der Zeitzonen wieder dahin zurückbringen, wo sie hingehören. Time Stalkers ist ein gigantisches Rollenspiel für Dreamcast. Die Reise führt vom Alten Ägypten über das Europa des Mittelalters bis ins Japan der 80er Jahre. Jeder Abschnitt dieser verkehrten Welt will erkundet sein, viele winzige Teile des Puzzles müssen zu einem sinnvollen Ganzen zusammengefügt werden. Dabei zu überleben, ist gar nicht so einfach: Nicht nur in den Dungeons lauern Gefahren, die dem Spieler alles abfordern.“

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Liest sich sehr spannend und spaßig, wie? Und ehrlich gesagt fängt Time Stalkers gar nicht mal so schlecht an. Im Gegenteil: der Anfang ist recht stimmig. Wir schlüpfen in die Rolle von Sword (kreativer Name), der von einem mysteriösen Mädchen ausgesandt wurde, um einen Glockenturm zu untersuchen. Während wir von einem Angreifer verfolgt werden, stoßen wir auf ein mysteriöses Buch. Kaum geöffnet, werden der Turm und die nahe Umgebung aus der Welt gezerrt und in einen magischen Kontinent transportiert. Und er teilt dieses Schicksal mit anderen Ausgestoßenen. Der Herr dieser seltsamen fremden Welt sieht in uns einen Helden und schickt uns deshalb auf eine Mission, in der wir die anderen Helden vereinen, einen bösen Teufel vernichten und jeden in seine jeweilige Welt zurückbringen sollen. Simple, traditionelle RPG-Story, aber geht voll in Ordnung.

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Und das erwartet uns nun bei TimeStalkers: Stadterkundungen und Dungeons erkunden. Leider gibt es in den Städten (mal abgesehen von den Läden) nicht wirklich viel zu tun oder zu entdecken. Man läuft durch größtenteils lieblos gestaltete Dörfer und Städte. Interessante Gespräche darf man auch nicht erwarten. Die Leute haben meistens keine allzu interessanten Dinge zu erzählen. Rollenspieltypische Oberwelterkundung? Abwechslung und Wahlfreiheiten? Fehlanzeige! Die Oberwelt ist klein gehalten und deshalb rasch umrundet und neue Dungeons werden immer erst nach Beendigung des Aktuellen freigeschaltet. Viel zu entdecken und sehen gibt es leider nicht, was TimeStalkers auf Dauer sehr linear macht. Zudem hätte man Grafisch bisschen mehr bieten können. Andere (Rollen)Spiele haben aus der Dreamcast mehr raus geholt und gezeigt, wie Detailliebe und Abwechslung auszusehen haben. Sound und Musik sind nicht wirklich schlimm, wirkliche Meisterleistung findet man hier aber auch nicht wirklich.

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Stadt fertig erkundet? Dann geht’s jetzt ab in den Dungeon. Dort zeigt sich TimeStalkers von seiner sehr unschönen Seite. Da wäre das unvorstellbar miese Kampfsystem. Es fühlt sich so an, als hätte man die schlechten Elemente aus vergangenen Rollenspielen benutzt und nicht ausgebessert, im Gegenteil: Anscheinend hat man die negativen Elemente nochmal verschlimmbessert. Man kann immer nur ein Charakter in der aktiven Party haben, was im Klartext heißt, dass man immer nur einen nützlichen Charakter im Kampf haben kann. Um die anderen zwei Plätze nutzen zu können, kann man Gegner einfangen. Wenn wir dann auf herumziehende Feinde stoßen, stellen wir unsere Leute zum Kampf auf. Im Kampf gibt es vier Felder zum Aufstellen – eines davon ist zum Ausweichen da. Die Angriffe haben alle unterschiedliche Reichweiten. So kann es sein, das ein Ziel nicht immer nahe genug für einen Angriff ist. Aber nicht alle Monster können sich bewegen. Was zur Folge hat, dass sie eventuell auf einer Position gefangen sind, von der aus sie nicht angreifen können. Außerdem greifen wir nicht die Gegner selbst, sondern ihre Position an – und der Feind kann bis zum Angriff schon wieder auf einem anderen Feld sein. Als sei dies nicht schon nervig genug, wird dank dem Hunger noch ein unnötige Zeitdruck erzeugt. Ja, richtig gelesen: Hunger spielt auch eine Rolle. Fangen wir an Hunger zu haben, muss unsere Ausdauer drunter leiden. Items und Zaubersprüche können den Hunger stillen. Was für einen Mehrwert dieser „Hunger“ haben soll, ist mir nicht ganz klar…

Die größte Frechheit kommt aber noch. Und zwar das Thema Erfahrungspunkte. Nach erfolgreichen Kämpfen erhalten wir zwar Erfahrungspunkte, aber nur für den aktuellen Dungeon. Richtig verstanden: Nach Verlassen eines Dungeons fangen wir immer bei Stufe 1 an! WAS SOLL DAS? Man levelt in Rollenspielen eigentlich auf, um hinterher immer stärker und besser zu werden. Aber das hier!? Keine Ahnung was sich die Designer dabei gedacht haben… Ach und übrigens: Nach dem Ableben starten wir immer wieder am Anfang des Dungeons an. Da hilft es auch nicht viel, dass durch den dynamischen Aufbau bei jedem Besuch die Dungeons immer anders sind. Wenn das Erkunden so frustrierend ist, dann hilft auch dieses nette Gimmick nicht wirklich viel.

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Ehrlich gesagt bin ich etwas verwundert, dass TimeStalkers so abschwächt. Entwickelt wurde dieser Titel nämlich von Climax. Die selbe Firma, die mit Shining Forces und Landstalkers überzeugen und glänzen konnten. Aber hier hat’s irgendwie nicht so ganz hingehauen. Spielprinzip mit Potential, dynamisch generierte Dungeons,… und leider hat man Ende doch nichts gescheites hinbekommen. Und ich sage es ungern, denn TimeStalker hätte echt ein gutes Rollenspiel werden können. Statt dessen bot man hier ein schlechtes Kampfsystem und ein „Aufleveln“, was mit Unverschämtheit noch milde ausgedrückt ist. Die eher mäßige Grafik und der 08/15 Sound tun da ihr Übriges. Empfehlung? Nur für Fans und Alles-Sammler…

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Shaq Fu

20. Februar 2018 0
2 Comments
  • Frau Zimmy 6 Jahren ago

    Haha, immer wieder Stufe eins und beim Ableben am Anfang des Dungeons. Na Prost Mahlzeit! Hätte das Ding wutentbrannt in die Ecke geworfen und bestenfalls die Scheibe als Pizzaschneider benutzt. Geht gar net. 😉

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