22. Januar 2015

WWF No Mercy

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Wir schreiben das Jahr 2000. WWE (damals noch liebevoll WWF genannt) hat den “Monday Night War“ schon lange für sich entschieden und die “Attitude Era“ war gerade in voller Munde. In diesem Jahr erschien auch eines der letzten großen Wrestlingspiele für das Nintendo 64. Nicht irgendein Wrestlingspiel, nein, die Rede ist hier von WWF No Mercy, welches in den Augen vieler Fans als ein “Meisterwerk der Wrestlingspiele“ angesehen wird. Ist da was dran? Finden wir’s heraus…

 

Publisher war THQ Entertainment (R.I.P.). Die selbe Firma, die uns Jahre Später mit der Smackdown und Smackdown vs Raw-Reihe beglücken sollte. Entwickelt wurde WWF No Mercy von der Firma Asmik Ace Entertainment und AKI Corporation (nennt sich heute Syn Sophia Inc.). Beide Firmen versorgten die Fans schon Jahre vorher mit Virtual Pro Wrestling 2 und WCW/NWO World Tour mit Wrestling-Action auf der Nintendo 64.

 

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Das Spiel startet mit einem für Nintendo 64-Verhältnisse sehr starkem Intro, welches den Attitude Flair von damals sehr gut wieder gibt. Mindestens genau stark geht es dann auch weiter in Sachen Optionen und Möglichkeiten: Bis zu 70 Kämpfer und Diven warten nur darauf von uns in den virtuellen Ring geschickt zu werden. Damalige WWF-Größen wie Steve Austin, The Rock, Triple H und  Undertaker dürfen natürlich nicht fehlen. Aber auch Midcarder wie Val Venis, D’Lo Brown und Hardcore Holly wurden berücksichtigt. Selbst feine Schmankerln wie Manager Paul Bearer, Ringrichter Earl Hebner und der komplette McMahon Clan sind hier vertreten.

 

Kleine Randnotiz: In der Beta-Fassung von WWF No Mercy war The Big Show noch anwählbar. Dieser wurde allerdings in der fertigen Version wieder raus genommen, weil er zu diesem Zeitpunkt zur Wrestling-Promotion Ohio Valley Wrestling geschickt wurde. In der fertigen Version wurde er durch den Charakter Steven Richards ersetzt.

 

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An Matcharten wurde damals auch nicht gespart: 1-gegen-1, Tag Team, Steel Cage, Hardcore (hier sind auch Kämpfe im Backstage-Bereich möglich), Triple Threat, Ladder, Quest Referee, Royal Rumble (wo leider nur bis zu 4 Wrestler gleichzeitig im Ring sind) und Fatal 4-Way sind unter anderem hier vertreten. Hier ist für jeden Wrestling-Geschmack was dabei.

 

Apropos Geschmack: Die Wrestler in diesem Spiel erinnern einen vom Aussehen her stark an Action-Figuren. Solch einen Grafikstil hat AKI auch schon in den Vorgängern wie WWF Wrestlemania 2000 benutzt. Das Publikum sind keine 3D-Polygone, sondern 2D-Figuren. Der Sound klingt so, als hätten sich die Entwickler ein paar Sound-Samples aus diversen Bud Spencer und Terrence Hill Filmen ausgeliehen. Die Hintergrundmusik ist ein zweiseitiges Schwert: Einige Musikstücke, die meistens mit Scretchgeräuschen versehen wurden, klingen ganz nett und dudelt rockig vor sich hin, andere Stücke kommen eher mittel- und zweckmäßig daher und sind somit nicht der Rede wert. Aus heutiger Sicht für den einen oder anderen vielleicht nicht mehr ganz so ansprechend, aber fürs Jahr 2000 war dies total ausreichend. Mich persönlich stören die optische Präsentation und die eigenwilligen Sound- und Musikuntermalungen überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich finde, dieser Stil hat sogar einen ganz besonderen Charme.

 

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Einen ganz besonderen Charme hat auch das Gameplay. Hier erwartet einen KEIN “Simulationsgetue“ wie bei den Smackdown vs Raw- bzw WWE2K-Spielen  oder Buttonmashing wie bei den Arcadespielen von damals. Nein, hier hat man (wie bei den anderen AKI-Wrestlingspielen auch) mehr oder weniger sein eigenes Ding gemacht. Das Gamepad ist komplett belegt mit Schlägen, Grapples (Griffe) und Taunts (Spottgeste). Schläge und Tritte gibt es in 2 Varianten und werden durch antippen bzw. drücken der jeweiligen Taste ausgeführt. Eine Waffe wird sich aus dem Publikum geschnappt und Finisher werden (sobald die Attitude-Anzeige dank erfolgreich ausgeführten Aktionen aufgefüllt ist und “Special“ anzeigt) ausgeführt, indem wir unseren angeschlagenen Gegner in einen Starken Griff packen und den Analog-Stick in eine beliebige Richtung drücken. Zwar kommt man ganz gut in die Steuerung hinein, dennoch ist hier Vorsicht geboten, denn einfaches auf-seinen-Gegner-einhauen-Aktionen sind hier nicht der Schlüssel zum Erfolg. Hier muss man taktisch voran gehen und mit schnellen Schlägen und kurzen Aktionen den Gegner bearbeiten ehe man zu härteren Aktionen gehen kann. Das zu erlernen verlangt schon etwas Übung. Aber es lohnt sich.

 

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In “ Smackdown Mall“ kann man Optionen einstellen, Daten verwalten, seinen eigenen Wrestler erstellen und Superstars bearbeiten (später gleich mehr dazu) und im Shop kann man sich neue Kleidung, Moves, Waffen, Arenen und Wrestler kaufen. Wem die Anzahl der Wrestler immer noch nicht reicht oder die eine oder andere Legende von damals vermisst, braucht nicht traurig zu sein, denn dafür gibt es ja den Create-a-Wrestler Modus, welcher im Vergleich zu dem Vorgänger WWF Wrestlemania 2000 enorm verbessert wurde. Angefangen vom Aussehen, Gewicht und Attributepunkte bis hin zu Moves-Sets und Verbündeten/Rivalitäten kann man alles nach seinen Wünschen festlegen. Jedem Wrestler steht im Spiel 4 Slots für Outfits zur Verfügung. Dies ist vor allem bei den selbsterstellten Wrestlern sehr praktisch, da man entweder auch 4 Outfits für einen Wrestler erstellt oder 4 Wrestler in einem Slot abspeichert. Dies wiederum bedeutet dann, dass man 72 statt ursprünglich 18 Plätzen für selbsterstellte Wrestler hat! Hier kommen also Fans, die gerne Stunden lang eigene Kämpfer herumbasteln, voll auf ihre Kosten.

 

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Zudem gibt es noch die Modi “Championship“ und “Survival“. Bei letzterem bestreitet man eine Art Royal Rumble, allerdings hat man (im Gegensatz zum PPV-Original) neben dem Eliminieren vom Obersten Seil noch die Möglichkeit seine Widersacher durch pinnen, KO und Submission zu besiegen. Je mehr Wrestler wir besiegen umso mehr Geld (welches wir im Shop ausgeben können) wird uns am Ende gut geschrieben. Richtig viel Geld machen wir aber dank dem “Championship“-Modus. Und ja, Ihr habt richtig geraten, es handelt sich hierbei um einen Story-Modus. Jeder Titel (World Heavyweight, Tag-Team, European, Intercontinental, Women’s, sowie Hardcore und Light Heavyweight) hat seine eigene Storyline. Das besondere kommt aber jetzt noch: Je nachdem, ob wir ein Kapitel gewinnen oder verlieren oder welche Entscheidungen wir treffen, verändert sich die Storyline. Dies allein lädt zum mehrfachen spielen ein. Schön ist es auch, dass man hier Storylines nachspielt, die in der Attitude Era ganz groß geschrieben wurden (wie etwa die Fehde zwischen Steve Austin und Mr. McMahon oder Triple H gegen Mick Foley).
Leider wurde WWF No Mercy wegen einer ganz üblen Sache überschattet: Die ersten Auflagen von diesem Spiel hatten einen Speicherbug, der einen den ganzen Spielstand gelöscht hat, sobald man den Survival-Modus benutzt hat. Sehr ärgerlich, wenn man mit Mühe alles freigeschaltet hat und dann, wenn man kurz nicht aufgepasst hat, war die ganze Arbeit hin. Damals konnte man das Spiel gegen ein bearbeitetes Modul eintauschen. Zwar hat dann das Blut gefehlt, aber ganz ehrlich: Lieber auf “die rote Soße“ verzichtet als ständig seine freigeschaltete Sachen immer wieder zu verlieren.

 

“Und was mache ich, wenn ich mal eine Cardridge mit dem Speicherbug auf eBay erwische?“ fragt Ihr Euch bestimmt. Keine Angst, zum Glück gibt es da einen kleinen Trick, wie man die gewonnenen und erstellten Wrestler behalten kann: Man muss sie einfach auf eine Memorycard kopieren und speichern. So kann man dann immer wieder auf sie zurückgreifen, wenn man die Wrestler einfach von der Memorycard auf das Game-Pak kopiert. Das gleiche funktioniert auch mit gekauften Waffen, Moves und Kleidungen. Einfach diese Gegenstände bei irgendeinem Wrestler einstellen, speichern, … fertig!

 

Nebenbei bemerkt: Es war eine Fortsetzung namens WWF Backlash sowie eine Game Boy Color-Version zu WWF No Mercy geplant. Allerdings wurden beide Projekte leider gecancelt. Aber halb so schlimm, denn WWF No Mercy erfreut sich bei den treuen Fans so große Beliebtheit, dass bis heute etliche Fan-Mods und Fan-Hacks programmiert werden.

 

Fazit

Mein persönliches Fazit zu WWF No Mercy: I LOVE IT!! Die Steuerung ist einfach und schnell zu erlernen, die Anzahl der Wrestler und Matcharten sind vortrefflich, der umfangreiche Wrestlereditor macht sogar heute noch Spaß wie eh und je, der Story-Modus (der meiner Meinung nach bis heute seines gleichen sucht) sorgt für sehr viel Wiederspielwert, es gibt einiges freizuschalten und zu  entdecken,… Für mich ist WWF No Mercy ein absolutes Rundrum-glücklich-Paket für Wrestling-Fans. Zugegeben, über die gealterte Optik und den “eigenwilligen“ Sound kann man sich streiten und auch sollte man sich vorher gut überlegen, ob man sich freiwillig den “Stress“ mit dem Speicherbug antun möchte, aber wenn man darüber hinweg sehen kann, wird man mit WWF No Mercy seine Freude haben. Wrestling-Fans, die mit Spielen wie WCW vs Nwo Revange oder WWF Wrestlemania 2000 aufgewachsen sind, können hier bedenkenlos zugreifen. Alle anderen, die dieses Spiel schon in ihre Sammlung haben, holt es mal wieder aus Euren Regalen raus, schnappt Euch ein paar Freude und ein paar Kasten “Steveweiser“ und lasst die Attitue-Era mal wieder so richtig schön aufleben! And that’s the Bottom line…

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