26. Mai 2021

Aerial_Knight’s Never Yield

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Ein stylisher 3D-Runner, entwickelt vom namensgebenden Neil „Aerial_Knight“ Jones.

Wir spielen einen jungen Mann, der aus einer Forschungsstation flieht, in der offenkundig makabere Experimente an ihm durchgeführt wurden. Mit einer schier unerschöpflichen Ausdauer rennt er los und bleibt gar nicht mehr stehen – durch Wälder, Gebäude und Städte, verfolgt von schießwütigen Spezialeinheiten, gefährlichen Kampfdrohnen und Minivans, die einen lieber überfahren würden als entkommen zu lassen. Doch die Experimente am Protagonisten scheinen auch Vorteile mit sich gebracht zu haben, denn in dem Mann schlummert eine geheimnisvolle Kraft…

Gameplay

Vor einigen Jahren war ja das Mobile-Spiel Temple Run ganz hoch im Kurs, in dem man seine automatisch rennende Spielfigur durch zufällig generierte Level steuern musste mit zahlreichen Hindernissen, die es z.B. erforderten zu springen oder über den Boden zu rutschen. Die Beliebtheit des einfachen Spielprinzips sorgte auch für berühmte Nachahmer – Rayman Jungle Run oder Super Mario Run machten schon im Titel kein Geheimnis daraus, was sie sein wollten. Aerial_Knight’s Never Yield macht das nicht ganz so offensichtlich, schlägt aber in dieselbe Kerbe.

Die Level sind nicht zufallsgeneriert, es gibt keine drei Bahnen, zwischen denen man wechseln kann und es gibt auch keine alternativen Wege, in denen man Geheimnisse entdecken könnte. Das Spiel lässt einen sehr linear von links nach rechts durch die einzelnen Level rennen und dabei den Hindernissen ausweichen. Zur Verfügung stehen einem dafür vier verschiedene Manöver.

Es gibt, ganz klassisch fürs Genre, einen hohen Sprung und das Bodenrutschen für entsprechende Blockaden, ebenso aber auch ein niedrigeren Weitsprung und das Sprinten, mit dem man beispielsweise Türen auframmen kann. Jede Fähigkeit wird stellvertretend mit einer Farbe markiert, in der auch die korrespondierenden Hindernisse aufleuchten, die ansonsten nicht immer eindeutig zuzuordnen sind. Vorbei an einer Reihe von Checkpoints erreicht man so das Levelende, schaltet meist eine kurze, wortlose Zwischensequenz frei und rennt dann weiter durch das nächste Level.

Grafik & Sound

Nicht nur spielerisch, sondern auch grafisch bewegen wir uns hier auf Mobile Gaming-Niveau und viel Beeindruckendes haben wir optisch nicht zu erwarten. Der sehr urbane und meist dunkle Umgebungsstil passt zwar zur Stimmung des Spiels, wirkt aber nicht selten recht trist und lässt einzigartige, hervorstechende Ideen vermissen. Gerade hinsichtlich der Superkräfte, die der Protagonist zwischendurch entfesselt, hätte man hier und da sehr gerne etwas verrückter im Design werden dürfen.

Der Soundtrack ist ganz nett und passend, das sonstige Sound-Design wurde aber leider stark vernachlässigt. Einige Explosionen zum Beispiel geben gar keinen Ton von sich und auch die Effekte, an die man gedacht hat, fetzen nicht annähernd genug, um dem Spiel einen gewissen Nervenkitzel zu verleihen, den es dringend nötig gehabt hätte.

Fazit

Von der Handvoll Runner-Games, die ich bisher ausprobieren konnte, ist Aerial_Knight’s Never Yield leider das am wenigsten beeindruckende. Der etwas ideenlose, optische Stil gewinnt keinen Blumentopf und auch spielerisch langweilt man sich schnell. Die linearen Level hätten alternative Routen gut vertragen können oder doch zumindest ein anderes Spielgefühl von Action. Für ein Game, das sich um Geschwindigkeit drehen sollte, ist der Protagonist erstaunlich lahm und um sich selbst eine gewisse Herausforderung zu stellen, habe ich ihn schon die ganze Zeit sprinten lassen. Leider helfen hier auch die zusätzlichen Schwierigkeitsgrade nicht – selbst Wahnsinn ist eigentlich immer noch wahnsinnig langweilig, erhöht nur die Frequenz der recht lieblos platzierten Hindernisse und entfernt Hilfsfunktionen wie den Zeitlupenmodus und die farbliche Vorwarnung am Bildschirmrand. Sehr auffällig sind auch die sehr human generierten Hitboxen der Hindernisse – selbst, wenn es eindeutig schon viel zu spät ist, reicht der richtige Knopfdruck immer noch locker aus, um ungeschoren weiterzukommen.

Der Publisher schreibt selber, dass das Spiel nicht länger als ein gewöhnlicher Actionfilm ist und das kommt vom Umfang her auf jeden Fall hin. Wenn man zwischendurch nicht die Lust verliert und eine Pause braucht, dann sind innerhalb eines Abends sämtliche Level bewältigt und nahezu alle, übrigens auch eher lieblos gestalteten Kostüme freigeschaltet. Ich wage zu behaupten, dass die wenigsten Spieler so viel Spaß mit dem Game hatten, dass sie sich im Anschluss noch begeistert an die anderen Schwierigkeitsgrade in denselben tristen Leveln setzen und versuchen ihre eigenen Highscores zu knacken.

Zwar muss man fairerweise sagen, dass das Spiel ein Ein-Mann-Projekt in der Entwicklung war, aber das war Outbuddies DX auch – und den Unterschied in der Hingabe und der Vision hinter dem Spiel merkt man deutlich.

Ich würde mir lieber nochmal das deutlich bessere, spannendere und interessantere Temple Run aufs Handy laden von… oh. 2011.

Aerial_Knight's Never Yield

4.3

Wertung

4.3/10
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