27. Januar 2020

Dragon Ball Z: Kakarot im Test

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Son-Goku ist erwachsen und Vater, sein bisher härtester Kampf gegen Piccolo liegt Jahre zurück – doch die nächste Bedrohung für ihn und den gesamten Planeten zeichnet sich bereits am Horizont ab…

Geschichte

Dragon Ball Z: Kakarot erzählt die Geschehnisse der Anime-Serie Dragon Ball Z nach, angefangen beim Saiyajin-Story Arc mit Gokus Bruder Radditz und dem ersten Auftauchen von Vegeta, über den Ausflug ins All auf den Planeten Namek bis hin zur abschließenden Boo-Saga. Annähernd 300 Episoden wurden hier also in ein einziges Spiel verpackt – und das sogar äußerst sorgfältig. Fans werden keine wichtigen Charaktere oder Szenen vermissen, ebenso wenig natürlich irgendwelche Kämpfe. Während sich die für dieses Franchise üblicheren Beat em Ups häufig eher auf die Hauptkämpfe konzentrieren, so muss man in Kakarot beispielsweise nicht nur gegen Freezer kämpfen, sondern auch gegen sämtliche Mitglieder seiner Ginyu Force. Auch am Äußeren der Charaktere merkt man die Liebe zum Detail der Entwickler: Frisuren ändern sich ebenso wie die Outfits entsprechend der Serienvorlage. So müssen wir den jungen Gohan auf Namek mit seinem Pisspott-Haarschnitt ertragen und dürfen Vegeta zeitweise in seinem pinken Hemd mit der Aufschrift „Badman“ genießen.

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Gameplay

Zwar handelt es sich bei Kakarot ausnahmsweise mal nicht um ein reines Beat em Up, aber da auch Serien und Filme im Dragon Ball-Universum kaum einen anderen Fokus haben liegt dieser auch verstärkt im neusten Game des Franchises vor. Entweder in Einzel- oder in Party-Kämpfen stehen die Charaktere sich schwebend gegenüber und vermöbeln sich gegenseitig Dragon Ball-typisch im Flug, mit schwindelerregender Geschwindigkeit und mit jeder Menge Energiegeschossen. Dem Spieler stehen dabei diverse Optionen zur Verfügung die Oberhand zu gewinnen. Standardmäßig kann er mit energischem Button-Smashing gewöhnliche Schlag- und Tritt-Combos durchführen, während eine andere Controller-Taste für das weniger effektive Abschießen von Energiebällen zuständig ist, die aber auch aus der Ferne treffen können. Abhängig von der Ki-Leiste, die sich ebenfalls per Knopfdruck aufladen lässt (einen dabei aber offen für Angriffe macht), stehen jedem Kämpfer zusätzlich Super-Attacken zur Verfügung – das berühmte Kamehameha zum Beispiel, Piccolos Höllenspirale oder sogar Gokus Genkidama. Mit ausgeteilten Treffern und eingestecktem Schaden füllt sich auch eine weitere Leiste, die zusammen mit einer vollen Ki-Leiste zu einem kurzzeitigen Kraftanstieg führen kann. Damit nicht genug, schaltet man im Spielverlauf zusätzliche Verwandlungen frei (Super-Saiyajin, Kaioken), die die eigene Kampfkraft weiter erhöhen können.

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Für wen das jetzt erst einmal völlig verwirrend und überladen klingt, der muss sich in den ersten Stunden des Spiels auf genau das einstellen – denn zu den oben genannten Funktionen kommt unter anderem auch noch das Ausweichen und das Blocken hinzu sowie der Einsatz von Support-Charakteren und die Kampfvorbereitung im Menü ist noch einmal mindestens genauso anspruchsvoll: Da das Game ja weitestgehend wie ein Rollenspiel aufgebaut ist, gibt es für jeden Kämpfer einen sehr weit verzweigten Skill Tree (= Fähigkeitenbaum), der sich nur langsam mit Voranschreiten der Geschichte freischaltet. Zusätzlich müssen an bestimmten Trainingsorten auf der Karte Kämpfe absolviert werden, die weitere Fähigkeiten im Baum freischalten. Diese wiederum müssen explizit in die limitierten Slots jedes Charakters angelegt werden – sowohl Superattacken als auch Eigenschaften, die zum Beispiel die Angriffskraft in bestimmten Situationen erhöhen. Ebenfalls stark ausschlaggebend für die Werte der eigenen Z-Kämpfer ist eine Art zweiter Skill Tree, der mit Emblemen gefüttert wird. Nach erfolgreichem Abschließen von Haupt- oder Nebenmissionen erhält man das Charakteremblem des Auftraggebers und hat schnell eine mehrere Seiten umfassende Sammlung von Münzen mit den Gesichtern der Dragon Ball-Charaktere darauf. Diese haben unterschiedliche Werte und können auf die unterschiedlichen Emblem-Bretter aufgeteilt werden. Je nachdem, wie sie platziert werden, bilden sich Verbindungen unter den Münzen, die die Werte erhöhen (z.B. wenn man Vegeta, Trunks und Bulma als Familie zusammenlegt oder Goku, Krillin und Yamchu als ehemalige Schüler des Herrn der Schildkröten). Zusätzlich kann man die Werte mit Geschenken erhöhen, die man im Kampf erhält oder in der weiten Open World findet. Die einzelnen Emblem-Bretter haben übrigens Einfluss auf diverse Bereiche des Spiels – entweder erhöhen sie Kampfwerte wie Verteidigung und Angriff, vereinfachen es Fahrzeuge herzustellen, begünstigen den Erhalt von selteneren Items oder ähnliches.

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Von den regelmäßigen Kämpfen der Hauptgeschichte abgesehen, bietet Kakarot dem Spieler auch noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, die heutzutage in keinem Rollenspiel mehr fehlen dürfen. So können die Charaktere beim Durchstreifen der Lande beispielsweise Früchte sammeln und Tiere jagen, mit denen wiederum Gerichte gekocht werden, die nicht nur die Energie wieder auffüllen, sondern auch kurzzeitig variierende Werte erhöhen. Kocht man nicht selber am Lagerfeuer, sondern überlässt das den fähigen Händen von Gokus Frau Chi-Chi, so kann man die Gerichte auch im Inventar für schlechte Zeiten mitnehmen – und auf den eigenen Reisen neue Rezepte sammeln. Sammeln ist dabei ein gutes Stichwort, denn das ist neben dem Kämpfen zweifelsohne der nächste Löwenanteil des Spiels. Um den Skill Tree zu erweitern werden sogenannte Z-Orbs in verschiedenen Farben benötigt. Diese erhält man als Belohnung für bestandene Kämpfe, sie schweben aber auch überall in der Umgebung umher und sind dabei genauso verlockend wie die bunten Steine in LEGO-Spielen. Weiterhin gibt es die bereits angesprochenen Rohstoffe fürs Kochen oder Bauen und – mein absoluter Favorit – die an sich völlig nutzlosen Erinnerungsfotos. Screenshots aus der originalen Dragonball-Serie werden hier auf einem Polaroid präsentiert und erläutern in ein paar wenigen Sätzen die jeweiligen Geschehnisse, sodass Spieler nicht nur lückenlos die Geschichte von Dragon Ball Z erleben können, sondern auch alle wichtigen Fakten aus dem Vorgänger geliefert bekommen. Eine Mischung aus Sammeln und Kämpfen bieten die rot glühenden Schurkengruppen, die mit ihren hohen Leveln teilweise für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben werden müssen. Besiegt man alle davon in einem Gebiet, erscheinen ebenso rot glühende Nachbildungen von Hauptgegnern, die es als nächstes zu besiegen gilt. Der Hintergrund hierbei sind tatsächlich Charaktere, die Anime-Fans nicht kennen werden – Spieler der Dragon Ball Xenoverse-Reihe hingegen schon. Oh, und nicht zu vergessen: Natürlich kann man auch die Dragon Balls selber sammeln und sich vom Drachen Shenlong Geld, Items, Z-Orbs oder aber besiegte Gegner für ein Sparring-Match herbeiwünschen.

Fazit

Nach dem ziemlich enttäuschenden Versuch vergangenes Jahr One Piece in ein Open World-Rollenspiel umzusetzen (One Piece World Seeker), ist es umso schöner zu sehen, dass es bei Kakarot ziemlich gut geklappt hat. Zugegeben, die stupiden RPG-typischen Aufgaben sind nicht sonderlich inspiriert oder übermäßig spaßig, aber sie funktionieren deutlich besser als beim Genre-Kollegen und halten einen tatsächlich hartnäckig am Ball – über Dutzende Stunden. Da das Game schließlich, auch mit langen gelungenen Zwischensequenzen, die Handlung von rund 300 Episoden nacherzählt, ist es vom Umfang her ein wahrer Gigant – gute 20 Spielstunden waren vergangen und ich hatte gerade einmal den Anfang des Cyborg-/Cell-Story Arcs erreicht – allenfalls also die Halbzeit.

Wie bei allen Dragon Ball-Spielen bisher war ich auch hier zunächst von der Steuerung mit all ihren Funktionen und Tastenkombinationen sowie von den rasanten Kämpfen im Flug überfordert, aber das pendelte sich dann nach und nach ein und alle paar Spielstunden lernt man einen neuen Kniff, der die Kämpfe signifikant vereinfacht. Gerade in der gewaltigen Open World macht die Fortbewegung mit Highspeed-Fliegen tierischen Spaß und ermutigt einen so noch einmal zusätzlich den ganzen Sammelkram abzugrasen. Nervig sind dabei leider nur die viel zu langen Ladezeiten zwischen den einzelnen Bereichen. Gerade beim Sammeln von Dragon Balls, die auf bis zu sieben verschiedene Bereiche aufgeteilt sind verliert man mehrere frustrierende Minuten nur mit stupidem Warten.

Unterm Strich lebt das Spiel aber schlichtweg von seiner Liebe zur Vorlage, die auch in vielen versteckten Kleinigkeiten signifikant zur Geltung kommt. Besonders schön ist, dass die Geschichte so allumfassend dargestellt wird, dass man zuvor nicht einmal Kontakt mit dem Franchise in irgendeiner Form gehabt haben muss. Fans hingegen werden umso mehr Freude daran haben, überall in der Welt verteilt alte Bekannte anzutreffen, die man seit der originalen Dragon Ball-Serie nicht mehr gesehen hat.

Dragon Ball Z: Kakarot ist seit dem 17. Januar 2020 für PC, PS4 und Xbox One erhältlich.

Dragon Ball Z: Kakarot

8.1

Wertung

8.1/10
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