Schon auf der gamescom durfte ich einen kleinen Einblick und Talk mit Jack Attridge von Flavourworks und der Schauspielerin Holly Earl ergattern, nun habe ich Erica für Euch durchgespielt und getestet. Erica ist ein interaktiver Live-Action-Thriller, der durch unsere eigenen Entscheidungen vorangetrieben wird.

Handlung

Wir werden als Spieler Teil einer interaktiven Geschichte und bestimmen durch unsere Entscheidungen das Schicksal der titelgebenden Protagonistin Erica. Erica wird seit ihrer Kindheit von Alpträumen des Mordes ihres Vaters geplagt und versucht diese nicht nur zu verarbeiten, sondern auch die Hintergründe des Mordes herauszufinden. Sie findet ein Netz aus Lügen und Wahrheit, es liegt an uns den richtigen Weg einzuschlagen und die Konsequenzen unserer Entscheidungen zu tragen. Werden wir es schaffen unserer Familiengeschichte auf den Grund zu gehen, der uns in tiefe seelische Trauma bis hin zu einem okkulten Orden führt? Bringen wir die Wahrheit ans Licht und erleben unsere eigene Geschichte mit einer Vielzahl alternativer Enden.

Gameplay

Kennt Ihr noch die ersten interaktiven DVDs? Sowas wie Dragon’s Lair und Co.? Auf dem Bildschirm wird eine Szene erzeugt und Ihr musstet mittels der Fernbedienung des DVD Players die Richtung vorgeben, sodass eine neue Szene erzeugt wird. So ähnlich läuft es bei Erica ab. Nur, dass die Technik heutzutage viel besser ausgebaut und entwickelt ist.

Wir können wahlweise mit dem Touchpad unseres PS4-Controllers und unserem Smartphone spielen, wenn dieses mit unserer PS4 verbunden ist. Zweite Option benötigt eine kostenlose Begleitapp. Wer schon mal Spiele von Sonys PlayLink-Reihe gespielt hat weiß Bescheid. Der Touchscreen unseres Smartphones fungiert als eine Art Trackpad, mit dem wir einen Cursor auf dem Bildschirm bewegen können. Wir bemerkten beim Durchspielen keinerlei Zeitverzögerungen- das Gerät war dauerhaft ansprechbar und reagierte direkt. Jede Bewegung muss präzise ausgeführt werden und unterschiedlich starker Druck auf Touchscreen oder dem Pad des Controllers werden im Spiel anders umgesetzt. Öffnen wir zaghaft eine Tür oder Schublade, oder sind wir in Eile und stoßen diese auf? Unsere Entscheidung, dennoch führt diese zum gleichen Ergebnis.

Ich habe mit beiden Eingabemöglichkeiten gespielt- das Feeling kommt über die Smartphone App ein kleines bisschen besser rüber, dennoch finde ich es gut, dass wir nicht zwanghaft auf eine einzige Steuerungsvariante angewiesen sind und ganz einfach auch mit dem Tochpad des Controllers spielen können, welches viel zu sehr vernachlässigt worden ist.

An dieser Stelle möchte ich nochmal erwähnen, dass ich es gut finde, dass man zum größten Teil genug Zeit hatte eine der Antwortmöglichkeiten abzugeben und seine Gedanken kurz vor Abgabe seiner Antwort sortieren konnte. So trifft man nicht übereilte und hastige Entscheidung, die man am Ende noch bereut.

Sound

Der Soundtrack wurde von Austin Wintory erschaffen, der unter anderem für die Musik von Journey und Assassin’s Creed Syndicate verantwortlich war. Die Handlung der Geschichte ist perfekt untermalt worden. An jeder Stelle wurde die passende musikalische Atmosphäre erzeugt.

Fazit

Ja wie genau bewerte ich diesen interaktiven Live-Action-Thriller eigentlich? Als Spiel? Als Film? Splitten wir es auf. Bewerte ich Erica als Film, wäre dieser sicher keiner, der große Preise abräumt. Eher nettes, durchschnittliches und vorhersehbares Popcornkino mit Freunden an einem Freitagabend. Bewerte ich Erica als Spiel, wird die Sache schon interessanter. Ich mag das interaktive Genre. Wir können uns aktiv in eine Rolle versetzen, die Protagonistin bringt das Gefühl der Rolle auch gut rüber, jedoch ist bei Erica schon viel zu leicht vorhersehbar, wohin die Reise geht. Der wichtigste Aspekt ist für mich aber der Wiederspielwert. Es hat mich überrascht, dass wenn wir andere Entscheidungen treffen, die Geschichte und dessen Ausgang dennoch sehr beeinflussbar ist und wir ganz andere Handlungsstränge erleben. Ich werde sicherlich einen Freund oder eine Freundin Erica spielen lassen und einfach nur zusehen, wie sich die Dinge entwickeln und vor allem bin ich neugierig, wie sich mein Gast in manchen Szenen entscheiden wird.

Ich möchte zudem noch die schauspielerische Leistung hervorheben und auch, dass wirklich jede Szene vom Entwickler abgefilmt wurde. Holly Earl spielt ihre Rolle grandios und auch die anderen Protagonisten liefern einen guten schauspielerischen Job. Erica sieht fantastisch aus, spielt sich ruckelfrei und ohne Verzögerung und man merkt, wie viel Arbeit in jeder einzelnen Szene steckt. Einziges Ärgernis: Haben wir die Story bereits durchgespielt, dürfen wir keine Kapitel anwählen um zum Beispiel andere Handlungsstränge entsprechend einzuschlagen, auch mehrere Savegames sind nicht möglich. Das finde ich persönlich ziemlich schade und ärgert mich etwas, da ich unbedingt alles von Erica erfahren möchte und somit Passagen exakt gleich wiederholen muss.

Unter dem Strich kommt es aber auf Euren Geschmack an. Könnt Ihr mit interaktiven Filmen gar nichts anfangen und bietet sich somit keine spielerische Herausforderung, so ist Erica nichts für Euch. Mögt Ihr das Genre und findet Ihr es spannend Entscheidungen zu treffen? Gruselt Ihr Euch bei düsterer Atmosphäre und steht Ihr auf Krimis? Dann ist Erica Euer Ding. Durchgespielt oder eher durchgeschaut haben wir Erica in knapp 2 Stunden Filmlänge, dennoch kann man für 9,99 Euro sicherlich nichts falsch machen. Ich persönlich stehe unwahrscheinlich auf spannende Krimis mit moralischen Entscheidungen und auch, dass sich der Verlauf einer Geschichte je nach unseren ausgewählten Entscheidungen ändern kann.

Wertung

7.7

Zimmy

7.7/10
  Review
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