27. November 2017

Gear.Club Unlimited

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Mit Mario Kart 8 Deluxe bekamen wir für die Switch einen Fun-Racer geboten, der uns bereits auf der Wii U unzählige, extrem spaßige Stunden bereitete und auch heute immer noch nicht langweilig wird. Als Rennspiel-Fan möchte man aber natürlich auch in eine Simulation oder einen klassischen Arcade-Racer eintauchen. Das von Eden Games (V-Rally, Need for Speed: Porsche, Test Drive Unlimited) für Mobile-Geräte entwickelte Free-to-Play Rennspiel Gear.Club, welches sich über Ingame-Käufe finanziert, wird unter dem Namen Gear.Club Unlimited ab dem 01.12.2017 im kompletten Umfang und allen Inhalten, die sonst über den Store erworben werden können, auf die Switch portiert und sogar als Retail-Version erhältlich sein. Aber ist ein einfacher Port ausreichend, oder wäre ein neues Spiel aus den Reihen des Entwicklers sinnvoller gewesen? Ich durfte das Spiel bereits vorab testen und habe mich mit dem Arcade-Racer austoben dürfen.

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Arcade-Racing auf der Switch 

Gear.Club Unlimited ist ein waschechter Arcade-Racer, der weder mit einem Gran Turismo, noch einem Forza Motorsport oder gar Project CARS verglichen werden kann. Wir entscheiden uns am Anfang des Spiels für die Kampagne oder den lokalen MultiplayerPWRimage7 und werden direkt mit einem angenehmen Tutorial und einem geschenkten Auto (Nissan 370Z oder Chevrolet Camaro) empfangen. Uns werden das Spielprinzip, die Steuerung und die gesamten Punkte auf der Map erklärt. Das Spiel schafft es sogar dies nicht störend, sondern wirklich hilfreich zu gestalten und hält uns nicht vom Wesentlichen ab, dem Rennen fahren. In Gear.Club Unlimited können wir in über 400 Rennen mit abwechslungsreichen Strecken, täglichen Events, Ligen und Rennserien unser Können unter Beweis stellen, die über eine Map anwählbar sind, nachdem wir sie nach und nach mit erworbenen Sternen freispielen. Wir können uns in drei verschiedenen Rennarten mit unseren Gegnern messen: klassische Rennen, Rallye-Kurse und Zeit-Rennen, bei denen wir nur gegen die Geister unserer Gegner antreten. Alle drei Kategorien lassen sich im Gegensatz zu seinen Mitstreitern auf dem Rennspielmarkt sehr schnell abhandeln. Bei meinem längsten Rennen überquerte ich die Ziellinie beispielsweise bereits nach etwa fünf Minuten.

Positive Feinheiten

Dass Gear.Club ein durchaus erfolgreiches Mobile-Game ist, lässt sich nicht abstreiten und auch auf der Switch kann Gear.Club Unlimited mit positiven Punkten glänzen. Wir können uns für Rennhilfen entscheiden, die in drei Kategorien unterteilt sind und sich optional anpassen lassen, bekommen die Möglichkeit eine Hilfslinie zu nutzen, die uns auf der Strecke den bestmöglichsten Weg und vor allem Bremspunkte anzeigt und können, wenn es mal besonders mies läuft, eine Rückspulfunktion wahrnehmen. Auch ein Counter, der nach dem Pausieren des Spiels runterzählt bis es wieder startet, falls wir mal auf die Toilette müssen oder Freunde, Familie und Haustier beim Spielen stören, vereinfacht uns den Wiedereinstieg ins Rennen. So gut diese Feinheiten auch sind, stören die wichtigen Punkte für das eigentliche Spielprinzip umso mehr. Natürlich kann ein Mobile-Game, das auf eine Konsole portiert wird, nicht mit einem Rennspiel mithalten, welches direkt für Konsolen oder den PC erschienen ist, aber dennoch muss ich auch die Nachteile des Spiels erwähnen.

Das Fahrverhalten

Während wir es mittlerweile gewohnt sind, beim Fahren unserer virtuellen Rennwagen die Motoren, die Strecke und den Fahrtwind über das Verhalten der Boliden und der Vibration des Controllers zu spüren, so bleibt das Fahrgefühl bei Gear.Club Unlimited leider PWRimage10auf der Strecke liegen. Es fühlt sich an, als würden wir mit einem über den Boden gleitenden Fahrzeug unsere Rennen bestreiten und beim Kollidieren mit unseren Mitstreitern gegen eine Blechbüchse prallen. Auch die im Spiel integrierten Rallye-Strecken, erfreuen mich als Fan dieses Rennsports sehr, können aber bei weitem nicht das dafür nötige Feeling umsetzen. Hier wurde viel Potenzial verschenkt, das wir vom Entwickler und seinen vergangenen Rennspielen definitiv besser gewohnt sind, auch wenn sie schon eine Konsolengeneration zurückliegen. Ebenfalls bemängeln möchte ich, dass wir nur zwei verschiedene Sichtperspektiven zur Auswahl haben. Zum einen wäre es die klassische Außenperspektive, bei der unser Wagen in diesem Fall für meinen Geschmack zu viel Platz vom Bildschirm einnimmt und die Motorhaubenperspektive. Warum hier nicht weitere Möglichkeiten angeboten werden, ist mir ein Rätsel.

Tuningwerkstatt und Fuhrpark

In Gear.Club Unlimited sind ca. 30 verschiedene Fahrzeuge enthalten, die in vier Klassen (A-D) unterteilt sind und sich von ihrer Leistung unterscheiden. Wir bekommen es überwiegend mit Rennboliden von BMW, Ford, Alfa Romeo, Lotus oder auch McLaren zu tun, die allesamt einiges an Power unter der Haube haben und verhältnismäßig detailliert im Spiel integriert worden sind. Besonders lobenswert ist unsere Werkstatt und das Tuning unserer Autos. Im Laufe des Spiels können wir unsere Tuningwerkstatt mit weiteren Abteilungen, die sich unter anderem auf die Lackierung, Karosserie oder den Windkanal spezialisieren oder auch Parkplätzen ausstatten. Dies ist sehr liebevoll umgesetzt und lässt uns als Spieler viele Freiheiten zur Individualisierung und Verbesserung. Sogar unsere Werkstatt können wir mit Möbeln, Toiletten oder weiteren Dekorationsgegenständen wie Pflanzen oder Flaggen nach unseren Vorstellungen anpassen. Darüber hinaus lassen sich sowohl die Abteilungen, als auch unsere Autos im Laufe des Spiels mit erspieltem Geld upgraden.

Grafik, Steuerung und Sound

Logischerweise können wir bei dem Port eines Mobile-Games mit keiner herausragenden und hochpolierten Grafik und Auflösung rechnen, bekommen mit Gear.Club Unlimited allerdings überraschend detaillierte Autos geboten, die sich durchaus sehen lassen können, auch wenn unser Fahrer durchgehend starr im Auto sitzt und nicht einmal das Lenkrad bewegt. Die Texturen wiederum wirken, auch wenn es hart klingt, wie der Anfang der PS3-Ära. Ich bin kein Mensch, der viel Wert auf die Grafik legt, möchte dies aber erwähnt haben. Überwiegend laufen die Rennen flüssig und problemlos ab, allerdings hatten manche Strecken mit Framerate-Einbrüchen und sogar Spielabstürzen zu kämpfen. Dies soll vom Entwickler noch gefixed werden, also fallen diese Probleme nun nicht allzu sehr ins Gewicht, da so etwas vor dem Release eines Spiels sogar den AAA-Titeln am laufenden Band geschieht.

PWRimage8Die Steuerung läuft im Fall der Switch wahrscheinlich sogar besser ab, als auf den Mobile-Geräten. Wir können mit einer funktionierenden Bewegungssteuerung unserer JoyCons im TV- und Handheldmodus oder auch der klassischen Steuerung mit den JoyCons in oder ohne Halterung oder dem Pro Controller spielen. Letzteres hat mir persönlich (wie immer) am besten gefallen. Wir können entweder mit den Schultertasten Gas geben und bremsen, oder aber den A- und B-Knopf nutzen, was für die Retrorennspiel-Liebhaber eine tolle Option bietet.

Ein großes Problem stellt wiederum der Sound im Spiel dar. Zum einen bekommen wir in den Menüs (außer im Splitscreen) eine musikalische Untermalung geboten, die einer Fahrt im Fahrstuhl gleicht, was natürlich Geschmackssache ist. Diese Musik fällt in den Rennen selbst allerdings komplett weg. Hier wäre es schön gewesen einen optionalen Soundtrack während der Rennen anzubieten. Wenn dieser musikalisch in die falsche Richtung geht und den persönlichen Geschmack nicht trifft, hätte man ihn immer noch ausschalten können. Noch merkwürdiger ist allerdings der Spielsound selbst. Unsere Rennboliden klingen, als würden wir mit elektrobetriebenen Golfcaddies über die Pisten jagen und wurde an einigen Stellen, vor allem im lokalen Multiplayer, zuzüglich schlecht abgemischt.

Multiplayer

Derzeit können wir im globalen Multiplayer-Modus leider nur die Liga anwählen. Hier ist es unsere Aufgabe auf einer bestimmten Strecke ein Rennen in den nächsten 24 Stunden mit der bestmöglichsten Zeit zu gewinnen und können dies wiederholen, bis wir an diesem Tag noch die erste Position belegt haben. Wir erhalten hierfür, je nachdem wie gut wir uns anstellten, Ligapunkte. Durch diese steigen wir in den Ligen auf oder ab.

Auch ein lokaler Multiplayer ist bei Gear.Club Unlimited enthalten, durch den wir mit bis zu drei Freunden auf einem Bildschirm im Splitscreen und sogar gemischten Klassen Rennen fahren können. Wir wählen uns aus dem gesamten Autoangebot einen Wagen und eine Strecke aus und können mit beliebigen Einstellungen und auch der KI an den Start gehen. Leider kam es beim Testen im 2-Spieler-Splitscreen zu Rucklern und ebenfalls Problemen beim Sound. Der zweite Spieler (sorry Zimmy) war mit seinem Wagen generell sehr viel leiser, als der des ersten Spielers. Aber wenigstens ist der lokale Multiplayer überhaupt im Spiel enthalten, das ist heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr.

Fazit

Gear.Club Unlimited weist sehr gute Ansätze auf und macht durchaus Spaß, hat aber mit den Nachteilen der Mobile-Version zu kämpfen. Während es inhaltlich und von den Ideen ein toller und vor allem der erste Arcade-Racer auf der Switch ist und mich definitiv unterhalten konnte, leidet er unter technischen Problemen wie der Grafik, dem Sound und dem Fahrgefühl. Sogar bei Mario Kart 8 Deluxe bekommen wir mehr Feedback vom Controller und auf der Strecke zu spüren, als bei Gear.Club Unlimited. Der lokale Splitscreen-Modus ist sehr löblich, hat aber ebenfalls mit Rucklern und einer nicht optimalen Sichtperspektive zu kämpfen. Ich bin mir sehr sicher, dass die Entwickler mit einem komplett neuen Spiel für die Switch einen tollen Rennspiel-Ableger veröffentlichen könnten, auch wenn eine einfache Mobile-Portierung auf der Switch nun leider nicht komplett ausreichte. Der Spielspaß ist vorhanden und es wird auch weiterhin am Spiel und Updates gearbeitet, was ich sehr befürworte, allerdings ist der Titel mit seinen aktuellen 50 € für die digitale und physische Version definitiv zu hoch angesetzt.

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27. November 2017 0
2 Comments
  • Zimmy 6 Jahren ago

    Da hat das Spiel in der Endnote doch recht gut abgeschnitten. Konnte mich für den richtig happigen Retailpreis nicht überzeugen, wenn man Rennspiele in der gleichen Preisliga vergleicht. Danke für den ausführlichen Test!

    • Lisa 6 Jahren ago

      Sieht nur so aus, weil wir die 5-Sterne-Wertung haben.

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