14. März 2020

One Punch Man: A Hero Nobody Knows

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Mit einem Punch ist alles weg…

Was würdest Du machen, wenn Du der stärkste Mensch auf der Welt wärst? Wenn Du so stark wärst, dass nur ein einziger Schlag von Dir ausreichen würde, um jeden Gegner zu besiegen? Wenn es keinen Zweifel daran gäbe, dass keine Bedrohung Dir jemals wirklich gefährlich werden kann?

Wäre eigentlich ziemlich langweilig, oder? Ähnlich geht es Saitama, dem Helden des Anime One Punch Man und auch einem der Hauptcharaktere aus dem dazugehörigen Spiel One Punch Man – A Hero Nobody Knows von Spike und Bandai Namco, welches wie für die Playstation 4 erhalten haben. In einem Arena Fighter-Spiel mit Rollenspielelementen tauchen wir in die Welt von Saitama, Genos und den anderen Helden der Stadt Z ein und arbeiten uns durch die Ränge der Hero Association.

Training zahlt sich aus

Um alle kurz auf einen Nenner zu bringen, sei an dieser Stelle die Story von One Punch Man kurz aufgezählt. Saitama, der Held der Serie, lebt in der Stadt Z. Diese wird fast täglich von absurden Monstern und Bösewichten angegriffen, aus den unterschiedlichsten Gründen oder auch vollkommen wahllos, weil es eben geht. Deswegen hat Z eine eigene Agentur für Superhelden, die Hero Association. Hier können sich Bewohner von Z mit oder ohne besondere Fähigkeiten bewerben, um Helden zu werden. Sie werden in Ränge von C bis S eingestuft und gerufen, wenn es Bösewichte zu besiegen oder Aufgaben zu erledigen gilt, die eines Helden (un-)würdig sind. Saitama also war ein ganz normaler junger Mann, bis er eines Tages von einem Monster angegriffen wurde und sich nicht zu verteidigen wusste.

Und da er nie wieder in diese Lage kommen wollte, begann der zu trainieren. Und nach drei Jahren Training fielen ihm plötzlich alle Haare aus und er war in der Lage, jeden Gegner mit nur einem Schlag zu besiegen. Sein Geheimnis: Jeden Tag 100 Liegestütze, 100 Sit-Ups, 100 Kniebeugen und 10 Kilometer laufen. Außerdem im Sommer keine Klimaanlage und im Winter keine Heizung. So einfach geht das. Saitama kann sich nun wehren, will einfach nur in Ruhe sein Leben genießen aber schlittert ständig von einer Heldentat in die nächste.

Und das hat nur am Rande etwas mit One Punch Man – A Hero Nobody Knows zu tun.

100 Kniebeugen

Im Videospiel erstellen wir uns zunächst einen eigenen Charakter. Zunächst stehen hier nur wenige Frisuren, Accessoires und Kleidungsstücke zur Verfügung, jedoch können im Laufe des Spiels eine Menge Varianten und neue Items freigeschaltet werden und sind jederzeit neu wählbar. Größe, Körperform und Farbgebung sind mit wenigen Optionen versehen, weswegen die eigentlichen Merkmale, mit denen sich der eigene Charakter von Anderen unterscheidet, die kreative Auswahl an Accessoires ist, die relativ frei am Charakter angebracht werden können. Allerdings sind alle Frisuren und Items nur von NPCs im Spiel geliehen, eine tatsächliche Einzigartigkeit gibt es also nicht. Zuletzt suchen wir uns Spezialattacken aus, mit denen unser Held ins Abenteuer startet. Allerdings ist auch keine dieser Attacken neu, sondern schon von anderen Charakteren bekannt.

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100 Liegestütz

Das Spiel selbst präsentiert sich leider als sehr generisch. Wir bewegen uns durch die Straßen von Z, reden mit NPCs und erfüllen Aufträge der Hero Association, um unser Ansehen in der Organisation und damit auch unseren Heldenrang zu verbessern. Diese Missionen der Association erzählen die Geschichte des Anime (Staffel 1)/Manga nach und versetzen unseren eigenen Helden an die Schauplätze der einzelnen Kämpfe, mitsamt Saitama, Genos, Mumen Rider und allen anderen bekannten Charakteren. Allerdings sind diese Story-Missionen nicht flüssig hintereinander spielbar, sondern erfordern einen gewissen Rang in der Association. Und um im Rang aufzusteigen, müssen auch eine Menge Nebenkämpfe und Aufträge erfüllt werden. Dazu laufen wir durch die Straßen der Stadt, sprechen mit NPCs und laufen anschließend zum Ort des Geschehens, wo wir entweder ein generisches „Bringe Gegenstand A nach B“ erfüllen oder in einen Kampf eintreten. Andere Missionstypen gibt es leider nicht. Das Rennen durch die Stadt ist leider sehr eintönig, da es keine Möglichkeiten zur Schnellreise gibt und Abkürzungen fehlen. Einen Großteil der Story werdet ihr also auf dem Bürgersteig von Z verbringen.

100 Sit-Ups

Kämpfe finden in einer räumlich begrenzten Arena statt, in der wir uns in 3rd Person-Perspektive mit dem linken Analogstick frei bewegen können. Unser Held kann springen, Schläge und Tritte austeilen sowie blocken und ausweichen. Neben den Standardattacken stehen bis zu drei Spezialangriffe zur Verfügung, die sich im Laufe des Spiels gegen Andere auswechseln lassen. Diese Spezialangriffe, sowie blocken und ausweichen benötigen Stmaina, die sich über einen Move zum Kräfte sammeln schnell oder aber durch Warten langsam auffüllen lässt. Die Steuerung wirkt hier leider sehr schwammig, zeitweise hat man das Gefühl, der eigene Charakter hängt eine knappe Sekunde hinter der Eingabe. Auch das Timing für Ausweichen und Blocken ist gewöhnungsbedürftig und kann gerade am Anfang sehr frustig sein, da auch nicht klar ist, wann welcher Move geblockt ist und wann nicht, bzw ob man richtig um Gegner steht, um überhaupt blocken zu können. Dazu kommt, dass viele Angriffe den Gegner kurz betäuben. Somit lassen sich entweder unsere Angriffe so timen, dass der Gegner nie dazu kommt, sich zu wehren, oder aber für weniger versierte Spieler ein Kampf einfach nur ein stumpfes Zuschauen bei einer Niederlage wird. Dies kommt nicht oft vor, aber leider spielt es das gesamte Spielerlebnis merklich hinein.

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Während der Kämpfe können diverse zufällige Events eintreten. Zunächst werfen Drohnen Items über der Arena ab, die sowohl Wir als auch der Gegner einsammeln können. Diese geben zum Beispiel Stamina zurück, heilen oder geben einen kurzen Boost für den Schaden. Diese Items fallen meist direkt neben einen der Kämpfer, was vor Allem dann fatal ist, wenn es den Gegner wahllos von fast KO zu Topfit heilt. Und mit fatal meine ich frustrierend. Die zweite Art Event erscheint in Form von physischen Angriffen von außen, zum Beispiel ein Meteoritenschauer oder ein riesiger Fuß, der in die Arena stampft. Hier müssen wir ausweichen, denn Treffer verursachen nicht nur ordentlich Schaden, sondern betäuben auch und werfen uns zu Boden. Was das bedeutet, habe ich ja bereits erwähnt.

Zu guter Letzt ist es möglich, dass ein weiterer Held auf uns aufmerksam wird und zur Hilfe eilt. Dies kann eine ganze Reihe an bekannten Charakteren sein, die uns dann als voll spielbarer Charakter im Team zur Verfügung stehen, bis der Kampf vorbei ist. Da diese Events zufällig bestimmt sind, kann es auch sein, dass Saitama persönlich vorbeischaut. Und natürlich nimmt er vollkommen unbeeindruckt keinen Schaden von gegnerischen Attacken und pustet den Kontrahenten mit einem Schlag aus der Existenz. Und beschwert sich darüber, dass er dringend zum Supermarkt muss, um seine Sonderangebote zu kaufen. Tatsächlich verfügen alle Charaktere über Kommentare und Sprüche, die sie während der Kämpfe zum Besten geben, wenn auch nicht ein berauschend großes Repertoire zur Verfügung steht. Der Stimmung kommt es allemal zugute.

Apropos Kommentare der Charaktere: Synchronstimmen gibt es wahlweise im japanischen Original oder in englischer Übersetzung. Allerdings ist das Spiel nicht voll vertont, sondern nur einige Dialoge der Hauptstory sind gesprochen, der Rest basiert auf Text. Dazu kommt, dass trotz der Möglichkeit, eine Stimme für den eigenen Charakter auszuwählen, dieser keinen gesprochenen Dialog erhält und meistens auf Sprache mit einer nichtssagenden Geste und einer Textbox antwortet. Das ist leider gar nicht ansprechend oder zeitgemäß.

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10 Kilometer laufen

Nach bestandenem Kampf erhält der Charakter nun Erfahrungspunkte und Ruf für die Hero Association. Mit genügend Erfahrungspunkten steigt man Levels auf und schaltet somit neue Moves und Fähigkeiten für den Charakter frei. Außerdem gibt’s meistens auch ein wenig Bares, mit dem man sich entweder neue Kleidung oder aber Einrichtung für die Wohnung des Helden kaufen kann. Am Anfang nur spärlich eingerichtet lässt sie sich über den Verlauf des Spiels mit allerlei Möbeln und Deko einrichten und aufpolieren. Einen Einfluss auf das Spiel oder den Charakter hat das allerdings nicht.

Optisch wirkt One Punch Man – A Hero Nobody Knows eher altbacken. Zwar ist eine Cellshading-Optik für eine Manga/Anime-Umsetzung vollkommen in Ordnung, allerdings wäre es schön gewesen, wenn die Umgebung detailreicher in Szene gesetzt wäre. Viele Texturen sind sehr eintönig gehalten und ergeben vielleicht in einem Standbild ein echtes Comic-Feeling, in Bewegung allerdings fühlt man sich wirklich, als ob man über ein Blatt Papier statt durch eine belebte Stadt läuft. Im Vergleich zur Optik, die das Intro-Video zeigt, liegen hier leider Welten.

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Keine Klimaanlage im Sommer

Zu guter Letzt bietet One Punch Man – A Hero Nobody Knows auch einen Online-Modus. Hier gibt es entweder einen Team-VS, einen 1 vs 1 oder einen Custom-Modus, in dem die Spielregeln eingestellt werden können. Dieser Modus ist auch zu empfehlen, da nur hier Saitama als Charakter deaktiviert werden kann. Saitama wurde nämlich für den Multiplayer nicht angepasst, sondern pustet nach wie vor mit einer einzigen Klatsche jeden Gegner vom Feld. Als Gag sicher ein bis zweimal lustig, aber leider genau das Gegenteil von gutem Balancing. Außerdem ist es im Online-Modus auch empfehlenswert, sämtliche Charaktere und Moves freizuspielen, da man ansonsten keine wirkliche Chance gegen die meisten Gegner hat. Leider treten beim Online-Spiel oft Lags auf und eine Lobby existiert nicht, weshalb man beim Warten auf neue Gegner nur ziellos vor der Rezeption der Association hin- und herrennen darf.

Und keine Heizung im Winter

Schade. Wirklich Schade. In der Geschichte von Saitama steckt viel Potential, mit dem man ein RPG oder Kampfspiel hätte realisieren können. Der Canon, dass der Held der Geschichte sowieso jeden Kampf gewinnt und deswegen sein Alltag in den Vordergrund rückt, hätte sicherlich für erfrischendes Gameplay sorgen können.

Allerdings ist ein sehr generischer Arena-Fighter daraus geworden, der Fans der Serie wohl über die Thematik abholen kann, aber leider gerade mal 10-12 Stunden durch eine Story laufen lässt, die sie eigentlich schon kennen. Ohne Kenntnis der Serie ist die Welt von One Punch Man wirklich sehr verwirrend und auch nicht ausreichend erklärt (und auch nicht wirklich zu erklären), um gegen die technisch deutlich überlegenen Konkurrenten von Dragonball oder Naruto auszustechen.

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So sehr ich Saitama mag und ich wirklich versucht habe, das Spiel zu mögen, am Ende hat es mich leider doch nicht überzeugt. Da auf neue Moves, Charaktere und Storyelemente komplett verzichtet wurde, hat man sich sowohl schnell satt gesehen als auch einen Punkt erreicht, an dem die Kämpfe sehr eintönig und belanglos werden. Motivation, über das Ende der Story hinaus weiter zu spielen gibt es kaum. All das wäre noch mit einer durchschnittlichen Wertung zu verschmerzen, wenn das Spiel nicht ein Vollpreistitel wäre.

Und somit reiht sich One Punch Man – A Hero Nobody Knows in eine traurige Reihe aus unterdurchschnittlichen Videospielen zu hervorragenden Animes und Mangas ein.

OK.

Kurzfazit

Für echte Fans von Anime und Manga „One Punch-Man“ für einen reduzierten Preis interessant. Als Vollpreis-Titel leider keine echte Alternative zu Dragonball oder Naruto.

One Punch Man: A Hero Nobody Knows

3

Wertung

3.0/10
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