Kennt Ihr noch den Cherokee Tommy, der von einem riesigen Alienraumschiff entführt worden ist und plötzlich sich, seine Freundin, seine Familie, ach was sage ich, die ganze Welt retten muss? Dieser extrem gute Death-Walk und Spirit-Walk, der uns durch eine extrem gute Story führt? Ja?! Aufwachen! Das war 2008!

Bethesda erschafft in diesem Jahre 2017 ein Prey, welches uns bestimmt noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Es gibt wirklich viel zu erkunden, eine grandiose Umgebung mit vielen Details, eine gute Story, wenn man sich darauf einlässt und ein wirklich tolles Sci-Fi trifft auf Art-Deco Feeling. Dishonored 2 trifft auf System Shock und BioShock– eine gute Mischung? Das werde ich Euch hier in meinem Test verraten.

Story

Wir schlüpfen in die Rolle von Morgan Yu, einem Wissenschaftler. Anfangs haben wir die Wahl, ob wir lieber mit einem männlichen, oder weiblichen Protagonisten spielen möchten. Auswirkungen auf den Charakter hat dies nicht, aber es ist trotzdem schön, wenn wir als Spieler die Wahl haben. Wir erwachen an Bord der Raumstation Talos I, welche im Jahr 2032 den Mond umkreist und sind Mitarbeiter des mächtigen Unternehmens TranStar. Jeden Morgen wachen wir in unserem Apartment auf und gehen pflichtbewusst unserer Arbeit nach. TranStar entwickelt und erforscht sogenannte Neuromods, Implantate, die die Fähigkeiten der Menschen verbessern und sogar zu einem längeren Leben verhelfen sollen. Unser Bruder Alex nimmt uns auf der Arbeit in Empfang und es kommt uns schon etwas komisch vor, dass die täglichen Tests, die auf Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Psychologie beruhen, nicht ganz so sauber ablaufen, wie sie es eigentlich sollen. Es kam, wie es kommen musste: Eine aggressive, außerirdische Bedrohung übernimmt die Raumstation Talos I. Wir sind nun auf uns allein gestellt: Gibt es Überlebende? Was ist hier passiert? Von nun an stellen wir uns den dunklen Geheimnissen des Forschungsraumschiffs und auch die unserer eigenen Vergangenheit. Vor allem geht es aber in Prey um eins: Um das blanke Überleben.

Gameplay

Wenn Ihr bereits Dishonored gespielt habt, wird euch Prey gleich familiär vorkommen. Das liegt an dem Entwickler Arkane, dessen Einfluss man auch deutlich beim Spielen von Prey merkt: Ihr entscheidet, wie Ihr Euren Weg zum Ziel gehen werdet. Richtet man Chaos an, findet man optionale Wege, oder schleicht man sich unbemerkt an den Gegnern vorbei? Ihr habt die Wahl. Nutzt Eure Umwelt zu Eurem eigenen Vorteil um einen anderen Weg zu finden, gerade auch, wenn Ihr nicht gut genug mit Munition oder Medipacks versorgt seid. Das Spiel lässt Euch absichtlich ab und an etwas hilflos erscheinen, damit Ihr anfangt nachzudenken und vor allem zu überleben.

Euer spielerischer Fortschritt ist nicht streng linear. Es gibt eine Menge optionale Nebenaufgaben zu erforschen, die sich wirklich lohnen. Entweder erfahrt Ihr mehr über die Geheimnisse und Geschehnisse, oder es springen Munition, Waffen, Neuromods, oder Schlüsselkarten für Euch heraus, die so manch neue Optionen eröffnen. Es gibt eine Menge zu entdecken, denn Prey hat die Fähigkeit, den Spieler neugierig zu machen. Förmlich jeder Raum möchte erforscht werden, auch wenn man manchmal in leichte Panik verfällt, denn hinter jedem Gegenstand könnte sich ja ein Typhon verstecken. „Oh da, ein Werkzeugkoffer, nebendran gleich noch einer! Verdammt- oh nein, ein Mimic!“.

Apropos Neuromods. Die sogenannten Neuromods verleihen unseren Protagonisten Morgan Yu mittels einer Spritze direkt ins Auge neue Fähigkeiten. Menschliche Fähigkeiten erhöhen Kraft, Gesundheit, Ausdauer und technologische Fähigkeiten wie Hacken und Reparaturen. Zudem gibt es da noch die coolen Alienfähigkeiten, die durch scannen der Typhons erlernt werden können.  Dazu gehört die Fähigkeit, sich in Gegenstände zu verwandeln, Feinde zurückzuziehen und sie mit einer kinetischen Explosion zu beschädigen oder Phantome zu schaffen, um diese für Euch kämpfen zu lassen. Die fortgeschrittenen Enden des Skill Baumes kosten eine Menge von Neuromods, jedoch findet man ausreichend im Laufe des Spiels und man kann sie später mittels Bauplan selbst fertigen.

Gegner

Du stehst auf Aliens? Cool!  In Prey gibt es herrlich groteske Alienmutationen, genannt Typhons,  in allen denkbaren Variationen und diese sorgen für den nötigen Ekel oder Nervenkitzel. Seien es Cystoids, die kleinsten Aliens, die wie eine Horde Spinnen in Mehrzahl auftreten, oder die ziemlich oft vertretenen und gut als Gegenstände getarnten Mimics, die zähen Phantoms, die in Alien-Soldaten verwandelte Crew-Mitglieder. Poltergeister, die Gegenstände durch die Luft wirbeln sind nicht unbedingt bösartig, Telepaths hingegen lassen dir dein Blut in den Adern gefrieren, wenn sie langsam über den Boden auf dich zu schweben und Horden von Seelen-Sklaven auf dich schicken. Bei den Nightmares ist der Name Programm. Haben sie dich entdeckt, werden sie dich erbarmungslos durch die ganze Raumstation jagen.

Waffen

Waffen und deren Munition ist wohl neben Medipacks das wertvollste Gut. Anfangs ist eine einfache Rohrzange ein nützlicher Begleiter, denn diese verbraucht keine Munition. In Kombination mit der Gloo-Kanone, die eine Art Schaum verschießt und auch Gegner kurzzeitig versteinern kann, ein wunderbares Utensil. Mit der Gloo-Kanone könnt Ihr auch Türen oder Lecks in Rohren versiegeln und sie sogar nutzen, um höher gelegene Plattformen zu erreichen, indem Ihr Euch eine Treppe baut. Wir finden ansonsten eine Pistole, Schrotflinte, Bolzenwerfer, Taser-Pistole, deren Funktion bekannt sein dürfte. Mit dem Q-Strahl (TS-QPS-S11-Quasipartikel-Strahl) können wir Energiestöße verschießen, der sich auch auf andere Gegner weiterleiten kann. Ansonsten gibt es noch eine Menge nützliche andere bomben und dynamitartige Utensilien, aber diese solltet Ihr selbst herausfinden. Zudem können fast alle Waffen mittels Waffenupgrades in Sachen Magazinkapazität, Schadensumfang und Co. aufgewertet werden. Probiert es doch an ein paar sich freiwillig anbietenden Typhons aus.

Sound

Die Soundkulisse und die vereinzelt auftretende Spielmusik setzt das Geschehen großartig in Szene. Wie auch im bekannten Dead Space zuckt man zusammen, wenn Stomkabel knistern, Metallrohre herabfallen, oder wenn es irgendwo knackt und poltert. Am für mich schlimmsten waren immer diese kleinen Jumpscares, wenn ein Mimic uns entgegenspringt. Mistviecher! Die Spannung bleibt nicht aus und nutzt sich meines Erachtens auch nicht ab, da die Raumstation Talos I mit einigen stimmigen Überraschungen auf uns wartet.

Fazit

Pah, wer braucht schon ein Half Life 3, wenn man doch Prey spielen kann? Ich hatte zwar Anfangs meine Probleme mich ins Spiel einzufinden und auch die Gegner und die Munitionsknappheit machte mir sehr zu schaffen, aber wenn man die Optionen, die uns das Spiel bietet, komplett ausnutzt kommt man so schnell nicht mehr davon los. Prey hat mich voll und ganz in den Bann gezogen und ich liebte es die Raumstation Talos I komplett zu erkunden und mich von einer Nebenaufgabe in die Nächste zu stürzen, auch wenn man dadurch gerne mal die Hauptstory außer Acht lässt oder auch manchmal aufgrund der Weitläufigkeit die Orientierung verliert. Je nach Spielweise kann man mit dem Spiel rund 20 Stunden, mit Nebenaufgaben bestimmt 40 Stunden verbringen. Prey ist knackig, aber niemals unfair. Wir setzen dank Neuromods unsere Fähigkeiten nach Belieben geschickt ein und auch die Alienfähigkeiten wissen zu begeistern. Die kleinen Mimics können ab und an etwas nervig werden und haben mich an der einen oder anderen Stelle fast zu Tode erschreckt. Die kleinen Scheisser. Prey hat jedoch zwei große Minuspunkte zu verbuchen. Zum einen ist es die Steuerung in manchen Spielgebieten. Man kommt sich vor als macht man einen unfreiwilligen Moonwalk, oder als wäre unsere Spielfigur besoffen, denn man schwankt und wabert beim Laufen oder im Stehen hin und her. Dies war ab und zu sehr nervig, weil ich immer wieder den Bildschirm manuell fixieren musste, oder aber Computerterminals nicht richtig bedienen konnte. Ich hoffe aber an dieser Stelle, dass der Fehler bald durch einen Patch gefixt wird und nicht mehr auftritt. Der andere Minuspunkt geht zu Lasten der Ladezeiten zwischen den Gebietsabschnitten, auch wenn das Spiel ansonsten konstant ohne Abstürze und ruckelfrei läuft. Die Einbindung von Schwerelosigkeit ist den Entwicklern auch richtig gut gelungen, auch wenn man dies schon von anderen Spielen kennt. Die Story scheint anfangs etwas linear dahinzuplätschern, aber wenn Ihr Euch drauf einlasst Hinweisen nachzugehen, in PC Terminals Emails nachzulesen oder Audiologs anzuhören, bietet sich doch eine beachtliche Tiefe inklusive einem gut gemachten Storytwist mit mehreren erspielbaren Enden. Denkt daran: Eure Spielweise beeinflusst das Geschehen. Prey wird nicht nur als Sci-Fi Shooter irgendwo im Brei versumpfen, dafür bietet es zu viele gute Momente und durch Munitions- und Medipackverknappung, sowie den gut in Szene gesetzten Typhons kommt ein gutes Horrorgefühl auf. Im Endeffekt haben es Arkane Studios und Bethesda geschafft, alles zu einem stimmigen wie stimmungsvollen Ganzen zu verbinden.

Wer auf einen packenden Sci-Fi Action-Egoshooter mit Horrorelementen, Erkundungen mit optionalen Wegen und auch auf Aliens steht, sollte unbedingt zugreifen! Ich bin rundum zufrieden und werde bestimmt noch einige Stunden mehr auf der Talos I verbringen um wirklich alle Geheimnisse aufzudecken und nichts außer Acht zu lassen, sowie weitere Alienkräfte freizuschalten um mich und meine DNA in eine Kaffeetasse zu verwandeln…

Ich bin dann mal weg, ein paar Mimics in den Allerwertesten treten. Kaufempfehlung!

2 Comments
  • Stephan 7 Jahren ago

    Kleiner Tip: Das Spiel ist bei Media Markt im Moment reduziert, PC: 35€ PS4/Xbox One: 44Eurönchen. Ich für meinen Fall installiere es gerade, und bin nach Zimmys guten Worten sehr gespannt drauf.

  • Nookiekatze 7 Jahren ago

    Hui, das Marketing und die bisherigen Stimmen hatten Prey eigentlich schon auf meine Prio B Liste gesetzt, aber das klingt ja alles andere als schlecht! Der fehlende PS4 Pro Support, die Bugs und der schnelle Preisverfall von Doom und Dishonored 2 sagen mir aber: Warte einfach noch ein bis zwei Monate. Dennoch bin ich vom Test so ziemlich übel angefixt, dass ich Heute noch in den nächsten Laden fahre und mir das Ding gönne.

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