3. September 2014

Surgeon Simulator: Anniversary Edition

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Wisst ihr, worauf ich mich richtig freue?

Auf den nächsten richtigen Sommer! Leider war der Sommer dieses Jahr ziemlich kalt und es gab kaum schöne Tage, an denen man mal richtig was unternehmen konnte. Ich freue mich einfach, wenn draußen so richtig die Sonne knallt und man mit seinen Freunden mal ne Tour machen kann. Mal ins Schwimmbad fahren, nen Freizeitpark unsicher machen, einfach mal gemütlich durch die Stadt laufen, eben ne schöne Zeit in der Sonne verbringen. Hey, man kann sich auch mal irgendwo treffen und mit Handhelds was zusammen zocken. Und ich will auch nicht vergessen, dass man sich bei so einem genialen Wetter auch Abends zusammen hockt und ein paar Bierchen zischt, während man lecker Steaks und Würstchen grillt. Das Alles hat mir diesen Sommer doch ziemlich gefehlt und deswegen freue ich mich extrem auf den nächsten Sommer. In der Hoffnung, dass der dann wirklich besser wird als Dieser.

Ach so, was das alles mit der Review zu tun hat? Ungefähr genauso viel wie Surgeon Simulator 2014 mit einem guten Videospiel.

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Das Prinzip ist schneller erklärt, als man vielleicht beim Titel vermuten mag. Man steuert mit den Analogsticks und Tasten bzw. Maus und Tastatur den virtuellen Arm eines Chirurgen, der mit Hilfe verschiedenster OP-Utensilien diverse Operationen an einem Patienten durchführen muss.

Klingt jetzt doch irgendwie interessant, oder? Lassen Sie mich nun doch etwas ausholen, wertes Publikum…

Damals…

Die Idee, mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel an Konsole und PC einen voll steuerbaren Arm zu simulieren, ist etwas, was schon immer wieder in Angriff genommen wurde.

Eines der ersten größeren Videospiel-Projekte war 1998 „Die By The Sword“ aus dem Hause Treyarch, die durch die Call of Duty-Reihe bekannt sein sollten. Hier kloppte man sich durch eine düstere Fantasy-Welt, indem man den Schwertarm des Protagonisten mit dem Nummernblock in acht verschiedene Richtungen führte und somit akrobatische Schläge und äußerst unnatürliche Verrenkungen vollführen konnte. Dass das Ganze meistens in stupides „links-rechts-links-rechts“ ausartete, versteht sich von selbst. Merke: Gute Idee, schlecht umgesetzt.

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Ein weiteres Beispiel wäre das ebenfalls 1998 veröffentlichte „Jurassic Park – Trespasser“ von Dreamworks Interactive. In diesem Ableger der kultigen Dino-Filme schlägt sich der Spieler als Anne, einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes, über die „Site B“, quasi der Ablage B für Dinosaurier und Forschungsutensilien aus dem Park.

Der Clou war hier, dass  man den rechten Arm von Anne komplett mit Maus und Tastatur steuern konnte und so ziemlich alles greifen und herumheben konnte, was es so gab. Kisten, Taschen, Backsteine, Stahlgitter, Äste. Auch klettern konnte man mit Hilfe der Greif-Mechanik. Leider war die Physik-Engine nicht genau genug und stand oft im Konflikt mit der Spielidee. Die massiven Bugs taten das Ihre, um das Spiel leider als das offiziell schlechteste des Jahres 1998 enden zu lassen. Merke: Gute Idee, schlecht umgesetzt.

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Und Heute…

So, kommen wir in dieser Reihe doch nun einmal zum eigentlichen Patienten. Der Surgeon Simulator 2014 versucht sich nun ebenfalls in der Reihe der Software, die einen virtuellen Arm darstellen und dadurch ein individuelles Konzept präsentieren möchten. Man schlüpft im Simulator in die Rolle von Nigel Burke, einem Möchtegern-Chirurgen mit sehr zittrigen Händen. Der Patient, Bob, wartet in diversen Operationen auf professionelle medizinische Hilfe. Offensichtlich vergeblich….

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Der Titel „Surgeon Simulator“ ist hier sehr irreführend, denn eine Simulation würde voraussetzen, dass versucht wird, das Szenario so genau und detailliert wie möglich wiederzugeben. Diese Erwartung wird schon im Menü komplett über den Haufen geworfen, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn hier werden sämtliche Menü-Objekte als Gegenstände auf einem virtuellen Schreibtisch dargestellt, den man mit dem ominösen Arm von Nigel durchstreift und bedient.

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Schon hier zeichnet sich die Katastrophe ab: Die Steuerung ist jenseits von präzise. Schwammig und grob schubbert der Arm über den Tisch, wirft allerlei Stifte, Flaschen, Tassen, Monitore um und lässt erahnen, was dann im tatsächlichen OP-Saal harte Realität wird: Das ist volle Absicht. Arbeitsgerät wie Skalpell, Spritze, Knochensäge oder Hammer aufzunehmen, ist eine wahre Katastrophe. Die Drehung des Arms und Neigung der Hand sind separat steuerbar, sowie das Zugreifen von Zeigefinger und Daumen sowie der restlichen Finger. Jedoch ist dies so ungenau, dass man schon für große Gegenstände eine Ewigkeit benötigt.

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Filigrane Utensilien mal ganz außer Acht gelassen. Dies mag tatsächlich in den ersten 5 Minuten für den einen oder anderen Schmunzler sorgen, aber spätestens dann tritt unweigerlich der Frust ein. Nachdem man dann ein paarmal mit dem Hammer auf dem Kopf des Patienten herum gehauen hat, sämtliche inneren Organe mit der Hand entfernt und sich selbst die Narkosespritze setzt, hat man auch so ziemlich alles gesehen, was sich ohne gesunden Selbsthass und mehrere Stunden Fluchen und Frust so bewerkstelligen lässt.

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Das der Surgeon Simulator schon in seiner vorhergegangenen Version eines der beliebtesten Themen bei vielen Let’s Playern auf You Tube war, ist selbstredend. Denn mit der richtigen Portion dummen Geschwätzes und einer entsprechenden Präsentation als „LOL ROFL HABT IHR DAS GESEHEN?!“ lassen sich die Zuschauer von PewDiePie und Konsorten auf jeden Fall begeistern. Aber den Simulator selber zu nutzen ist schlicht und ergreifend das Unspaßigste, was mir in der letzten Zeit untergekommen ist.

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Und zu meinem Erschrecken muss ich feststellen, dass die sich Lektionen der Vergangenheit noch verschlimmert haben: Schlechte Idee, schlechte Umsetzung. Denn wer schon mit dem Vorsatz an die Entwicklung geht, ein Produkt mit katastrophaler Bedienbarkeit und extremen Frustfaktor auf den Markt zu bringen, in der Hoffnung auf die virale Vermarktung durch Let’s Play-Videos und „ROFL“-Mentalität, der hat nicht verdient, dass das Endprodukt überhaupt als „Spiel“ bezeichnet wird. Und dafür soll man auch noch 15 Euro löhnen? Die Liste von Dingen, die man mit diesem Geld besser anstellt, würde wohl einen weiteren Artikel füllen.

Fernos Fazit

Der Grobmotorik-Simulator 2014 ist eine Katastrophe im Quadrat. Wer sich zum Einschlafen noch ne Folge PewDiePie anhört, „Ups die Pannenshow“ für die beste Sendung im deutschen Fernsehen hält und Mario Barth als Krone der rhetorischen Evolution ansieht, der wird mit dem Surgeon Simulator sicher viel Spaß haben. Oder wer sich selbst noch mehr hasst als diese Zumutung. Alle anderen sind gut damit bedient, sich die 15 Euro zu sparen und was Vernünftiges mit ihrem Leben anzufangen.

Zimmys Fazit

Hrmpf… da muss ich tief durchatmen. Bei diversen Let’s Play-Videos sah das alles wirklich sehr spaßig aus, als ich mich jedoch davor setzte und Frau Doktor versuchte ihre erste OP mittels PS4 Controller durchzuführen kam die Ernüchterung. Die Steuerung und die nervigen Bugs treibten mich schier zur Weißglut. Der OP Tisch ist im Verhältnis zu Onkel Doktors Monsterarm recht dürftig ausgefallen und das macht das ständige Rangieren und den Intrumentenwechsel echt schwierig. Überall hängt das OP-Besteck doch irgendwo im Arm und der Bohrer rotiert in der Magengrube des Patienten. Ich bekenne mich schuldig- ein paar Minuten hatte ich wirklich Spaß und einen Hang zu morbider Faszination. Fünf Operationen sind auch für den kostenpflichtigen PSN Titel recht schmal ausgefallen, die PS Kamera-Steuerung ist ein nettes Gimmick, jedoch nervte der Soundtrack, die Schlechte Steuerung und die Bugs inklusive Konsolenabstürze überwiegend. Sorry. OP erfolgreich – Patient tot!

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7. September 2014 0
2 Comments
  • Kevin Dybahlla 10 Jahren ago

    Ehrlicher Artikel und gut begründet. Das ist echt frec h das das was kostet. Hätte ich nur mal den test vor dem Runterladen gelesen da hätte ich mir meinen Ärger gespart.

  • Gurki 10 Jahren ago

    auf den pc fand ich das ultra lustig und wie der goat simulator immer wieder unterhaltsam. schön geschrieben ferno 🙂

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