22. Oktober 2017

The Evil Within 2

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Endlich. Wieder. Horror! Ja, ich weiß. Die Meinungen zu The Evil Within waren sehr gemischt. Der Horror kam zu kurz, die Story war zu verwirrend und teilweise nicht schlüssig. Trotzdem habe ich mich seit der Ankündigung des zweiten Teils sehr auf den Release gefreut. Schließlich fand ich das Grundkonzept und die Psycho-STEM-Welt im ersten Teil wirklich super. Und japanisch angehauchter Survival-Horror von Tango Gameworks unter der Aufsicht von Shinji Mikami, der die Kult-Reihe Resident Evil entwickelte, zieht mich einfach magisch an. Also rein ins Vergnügen! Naja, oder ins Verderben. Wie auch immer.

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3 Jahre nach der Beacon-Anstalt

Nach den verstörenden Ereignissen des ersten Teils ist Sebastian Castellanos ein gebrochener Mann. Zwar ist er dem Tod in der Alptraumwelt von STEM knapp von der Schippe gesprungen – doch sich selbst, seinen Job und sein Selbstbewusstsein verlor er. Zu allem Überfluss kam seine fünfjährige Tochter Lily scheinbar bei einem schweren Hausbrand ums Leben, woraufhin ihn seine Frau Myra verließ. Nach diesem schweren Schicksalsschlag prägen Alkohol und schlaflose Nächte Sebastians Leben. Eines Tages tritt jedoch eine alte Bekannte auf den Plan: Juli Kidman, PWRimage3Mitglied der Mobius-Organisation, teilt Sebastian mit, dass seine Tochter Lily noch lebt! Das Problem: Lilys Verstand wurde von Mobius als “Kerngehrin” der STEM-Welt Union missbraucht. Nun ist sie in der Parallelwelt verschwunden und das Abbild einer Kleinstadtidylle beginnt in sich zusammen zu fallen. Nun muss Sebastian wohl oder übel ein weiteres Mal in Mobius’ Hölle eintauchen, um seine geliebte Tochter zu retten. Das gestaltet sich selbstverständlich nicht so einfach. Das Agententeam von Mobius ist mittlerweile nämlich ebenfalls verschwunden und in Union verstreut. Hinzu kommen so manch verstörende Kreatur und psychopathische Bewohner in der langsam Zerfallenden Welt.

STEM ist das, was herauskommt, wenn Freddy Krueger Kontrolle über die Matrix erlangt hätte.

Damit beschreibt es Game Writer Trent Haaga ganz gut.  Bei der Schnitzeljagd durch Union erlebt Sebastian einen Alptraum nach dem anderen. Manchmal empfinde ich einfach nur Ekel, beispielsweise bei der fürsorglichen Mami, die ihrem Sohnemann liebevoll immer mehr Futter in den Hals stopft. Das nächste Mal bekomme ich Gänsehaut, als ich plötzlich in einem Raum stehe, in dem ein Dutzend Leichen an Stricken von der Decke baumeln. Einmal kurz umdrehen. Moment mal? War da nicht eben noch eine Türe? Noch einmal umdrehen. Was war das für ein Geräusch? Die Leichen hingen aber eben noch anders. Das ist die Art Psycho-Horror, die ich persönlich einfach liebe.

Krank, einfach nur krank…

Ein neuer Teil bedeutet selbstverständlich auch neue Gegner. Einer von ihnen ist der ehemalige Kriegsfotograf Stefano Valentini. Der sadistisch veranlagte Herr mit Seitenscheitel und Designer-Anzug manipuliert die STEM-Umgebung, um brutale Kunstwerke zu erschaffen. Um die “Schönheit des Todes” zu porträtieren, platzt hier und da mal ein Köpfchen oder jemand bekommt in einer Art Slow-Motion-Zeitschleife immer wieder den Torso aufgeschlitzt. Das nenne ich mal Leidenschaft! Ein anderer Antagonist wird von Theodore Wallace verkörpert, der die Welt von ihren Sünden reinigen und eine bessere erschaffen  möchte. Als Prediger verbreitet  er seine kranken Vorstellungen, für dessen Umsetzung er scheinbar ebenfalls an Lily interessiert ist.

Neben den beiden sympathischen Herren finden sich noch eine Reihe weiterer bizarrer Horror-Kreaturen. Eine meiner Favoriten ist die Obscura. Ein widerliches Vieh, das entsteht, wenn man eine Uralt-Kamera mit einer dreibeinigen Ballerina kreuzt. Noch Fragen?

Gameplay

Trotz der Third-Person-Perspektive habe ich mich richtig nah am Geschehen gefühlt. Wie bereits im ersten Teil, kann man auch bei The Evil Within 2 wieder selbst entscheiden, ob man drauf los ballern und alles niedermetzeln oder taktisch und schleichend vorgehen möchte. Allerdings habe ich mich öfter für Variante Nummer zwei entschieden, Gegner geräuschlos gemessert oder Gefahren komplett umgangen. Wenn man das Spiel nämlich nicht unbedingt auf der einfachsten Stufe spielen möchte, sollte man sparsam mit Munition und Gesundheit umgehen. Ressourcenmanagement ist also wieder angesagt. Dieses Mal allerdings in neuem Gewand: Aus Waffenteilen können neue Waffen sowie Munition gebaut und eigene Waffen verbessert werden. Dafür ist nicht zwingend eine Werkbank nötig. Auch unterwegs können die Waffenteile genutzt werden. Allerdings dauert dies um einiges länger und verbraucht mehr Ressourcen. Es lohnt sich also immer wieder, sich in der großen Spielumgebung umzusehen. Außerdem wieder mit von der Partie: Der gute alte Elektrische Stuhl, auf dem Skills mit grünem Gel aufgewertet werden können.

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So unkompliziert und intuitiv das Gameplay auch ist: Was mich tatsächlich genervt hat, ist die fehlende Kondition von Monsieur Castellanos. Der normale Gang kam mir zeitweise unendlich langsam vor. Will man einen Zahn zulegen und sprintet, ist der Herr allerdings sehr schnell aus der Puste. Aber vielleicht wollten die Entwickler damit unterstreichen, dass der liebe Sebastian nun einmal etwas gealtert ist und der krasse Alkoholkonsum seine Spuren hinterlassen hat? Späßchen beiseite.  Auch wenn die Ausdauer mit ausreichend Gel noch verbessert werden kann, nervt die vorschnelle Erschöpfung sehr. Vor allem in weitläufigen und offenen Areas.

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Union erkunden

PWRimage12Im Gegensatz zum Vorgänger ist die Spielwelt offener und bietet mehr Möglichkeiten, um Ressourcen und Versteckmöglichkeiten zu finden. Außerdem gibt es einige Nebenquests, in denen man die verschwundenen Mobius-Agenten findet und unterstützt. Zur Belohnung gibt es nützliche Items, Zugang zu neuen Gebieten und Backgroundinfos zu Entstehung und Verfall von Union. Damit wir uns besser in Union zurechtfinden, geben die Entwickler uns ein neues Tool an die Hand: Den Kommunikator. Damit bleiben wir nicht nur dauerhaft in Kontakt mit Kidman. Wir bekommen Hinweise zu Ressourcen und Nebenquests. Also endlich eine kleine Orientierungshilfe, die etwas Licht ins Dunkel bringt.

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Fazit

Das Team von Tango Gameworks hat mit The Evil Within 2 einen großen Schritt nach vorne gemacht. Starke Kritikpunkte des Vorgängers (verwirrende Story, keine Orientierung, zu wenig Horrorelemente) wurden offensichtlich beherzigt und entsprechend verbessert. The Evil Within 2  ist viel storylastiger und konzentriert sich ganz klar auf die psychische Verfassung von Castellanos selbst und die verzweifelte Suche nach seiner geliebten Tochter. Ich war viel näher am Geschehen dran, konnte mich in den gebrochenen Vater hineinversetzen und war (durch das ganz klar definierte Hauptziel) viel motivierter weiter in Union vorzudringen. Ganz besonders freut mich, dass die Entwickler dieses Mal etwas mehr auf Horror gesetzt haben. Natürlich kann der ein oder andere Schockmoment vorhergesagt werden (vor allem von Horror-Kennern). Krasser Horror mit fetten Jumpscares finden sich in The Evil Within 2  auch schlichtweg nicht. Die angespannte Atmosphäre und das Charakterdesign einiger Kreaturen finde ich aber trotzdem einfach geil. Was die einen vielleicht als zu unlogisch empfinden, ist in meinen Augen eine Stärke des Spiels. Die STEM-Welt ist nicht logisch. An jeder Ecke kann etwas lauern, jeden Moment kann ich angegriffen werden. Nichts ist so, wie es scheint.  Ich hatte Gänsehaut und kleine Schockmomente, wollte mich zum Verrecken in einer Sackgasse nicht umdrehen oder habe aus Frust wegen fehlender Munition oder misslungenen Angriffen den Controller in die Ecke gepfeffert. Das, was ein Survival-Horror-Game liefern sollte. Dazu eine gute Prise Splatter, kranker Psychoscheiß und ein verschwundenes kleines Mädchen. Funktioniert!

8.1

Marens Fazit

8.1/10
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25. Oktober 2017 4
3 Comments
  • Stephan 6 Jahren ago

    Eigentlich ein Wunder dass das Spiel nicht VR Kompatibel ist. Es würde sich perfekt anbieten. Am PC kann man in den First Person Modus wechseln, indem man bei Steam einen Rechtsklick auf das Spiel macht -> Einstellungen und dort „Startoptionen Festlegen“. Da dann „+com_allowconsole 1“ einfügen um im Spiel mit der Einfg-Taste die Konsole öffnen zu können. Da kann man dann mit dem Befehl „pl_fps 1“ in den FPS Modus schalten. Dadurch gewinnt das Spiel nochmal richtig Atmosphäre dazu, allerdings ist es erstmal ungewohnt so zu spielen, wenn man zuvor 3/4 des Spiels im 3rd Person Mode gezockt hat. 😀

  • Frau Zimmy 6 Jahren ago

    Schöner und ausführlicher Test, Maren. Ich finde es cool, dass in unserem Team die Jüngste auch gleich die Furchtloseste unter uns ist! 😀

    • Maren 6 Jahren ago

      Haha, danke Zimmy 😀 Aber mir ging stellenweise auch echt der Arsch auf Grundeis xD

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