5. Juni 2017

Vanquish – PC Version

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Oh man, für einen reinen PC-Gamer gab es über die Jahre weg wirklich einige Rückschläge wegzustecken. Der bekannteste Fall war und ist wohl bis heute noch Red Dead Redemption aus dem Hause Rockstar. Nicht selten hat man sich News oder Reviews zu neuen Titeln durchgelesen, und sich gleich im nächsten Moment über die Konsolen Exklusivität geärgert. Ebenso geschehen bei diversen Titeln aus dem Hause Platinum Games. Der Test zu Bayonetta las sich spitze, meine Möhre hätte das Spiel auch auf jeden Fall gepackt, ebenso das gleiche bei dem ziemlich genau ein Jahr später veröffentlichten Vanquish. Und doch, hat man als PCler regelmäßig in die Röhre geblickt. Heute sieht die Welt ganz anders aus, denn die stiefmütterliche Behandlung des PCs scheint in einigen Punkten der Vergangenheit anzugehören. Nach dem Motto „lieber spät als nie“ durften wir uns zuerst über einen – sehr gelungenen – PC-Port von Bayonetta freuen, und neuerdings ebenso über eine PC-Umsetzung von Vanquish. Wenn das nicht Grund zur Freude ist?

Ich glaube im Großen und Ganzen muss man nicht unbedingt viele Worte über die Story von Vanquish verlieren. Wir befinden uns am Ende des 21. Jahrhunderts, die Weltbevölkerung hat astronomische Ausmaße angenommen. Um den Energieverbrauch decken zu können, haben die USA eine Kolonie in Form einer Raumstation samt Solar Generator im All errichtet. Klingt soweit ja ganz gut, bis der Orden des Russischen Sterns auf den Plan tritt.
Der Orden überfällt die Raumstation, und funktioniert den Solar Generator zu einer Waffe um und legen die Stadt San Francisco in Schutt und Asche. Anschließend folgt ein Ultimatum an die US-Regierung – bedingungslose Kapitulation in 10 Stunden, andernfalls soll New York das gleiche Schicksal ereilen wie zuvor San Francisco.
Natürlich kommt es wie es kommen muss – Kapitulation ist keine Option, und so machen wir uns als DARPA-Agent Sam Gideon unter der Führung von Lt. Colonel Burns auf den Weg zur Raumstation, um den Aggressoren die Scheiße aus dem Leib zu prügeln.

Das Gameplay

Einer der Hauptgründe, der mir das Spiel schon damals schmackhaft gemacht hat, war das Gameplay. DARPA-Agent Sam Gideon ist natürlich nicht einfach nur ein Soldat, sondern eine mit ARS-Kampfanzug und BLADE-Waffensystem ausgestattete Kampfmaschine. Der Anzug ermöglicht uns einen Powerslide durch im Anzug integrierte Schubdüsen, der auf die Anzugenergie geht, sowie die Möglichkeit in Zeitlupe gegen unsere Gegner vorzugehen. Die Kombination macht den Reiz aus, das Gameplay bekommt auf diese Weise richtig Pfeffer, wir boosten an einer Gegnerschar vorbei und geben den roten in Bullet-Time einen mächtigen Tritt in die Blechkarosse. Zusätzlich bietet sich die Zeitlupe noch als letzte Chance – haben wir zuviele Treffer eingesteckt, bekommen wir durch die Zeitlupe die Möglichkeit uns noch schnell in Deckung zu verkümeln, oder dem Angreifer noch schnell die letzte Ölung zu verpassen bevor es uns an den Kragen geht.
Mit dem BLADE-Waffensystem ist es uns möglich bis zu drei Waffen, und zwei Granatentypen zeitgleich zu tragen. Die Waffenauswahl bietet dabei eine gesunde Mischung, aus Waffen für kurze Distanz, über Allroundknarren bis hin zu den großen Ballermännern, mit welchen sich nicht nur Roboter zurück in die Hölle schicken lassen.

Perfekter Mix

Während wir uns mit unseren Spezialfähigkeiten, den Knarren und unseren Begleitern durch ein recht lineares Spiel schießen und nebenher der Handlung folgen, schlagen wir uns mit allerlei Gegnern rum. Dabei kommt es stets auf unsere Fähigkeiten und das Gegneraufkommen an. Während sich die einfach bewaffneten Soldaten bereits mit Beschuss aus gut gewählter Deckung bekämpfen lassen, kommen im weiteren Verlauf noch ganz andere Kaliber auf uns zu. Vom Soldaten über Mechs und Panzer bis hin zu knackig gestalteten Bossgegnern bietet Vanquish genau den Mix, der nötig ist um uns gespannt bei der Stange zu halten. Das Tempo ist bei dieser Ballerorgie permanent auf hohem Niveau, was den Schießereien sehr gut steht.

Grafik, Sound & Port

Ob die PC Version Neuerungen gegenüber den bereits 2010 veröffentlichten Konsolenvarianten bietet? Ja, schon. Aber nicht in dem Umfang, welchen man von einem Remaster oder einem Remake erwarten würde. Neu wäre zum Beispiel die maximale Auflösung, welche sich in der PC-Version auf bis zu 4K (3840×2180) einstellen lässt. Oder eine Framerate jenseits der 30 FPS, während sich die Versionen auf Xbox 360 und PS3 mit hochskalierter 720p Auflösung, und 30 FPS zufrieden geben mussten, sind dem PC hier – je nach Leistungsvermögen – kaum Grenzen gesetzt. Bei 144FPS ist Feierabend, was für jeden modernen Bildschirm ausreichend ist.
Allerdings sieht man dem Spiel sein Alter an. Die Texturen sind kein Highlight, und moderne Effekte sucht man vergebens. Die Portierung des Spiels ist sehr gut gelungen, Vanquish stellt keine sonderlich hohen Anforderungen an das System, man könnte sagen „es läuft auf einer Kartoffel“. In 4K sieht es da schon etwas anders aus, hier wird schon zumindest ein halbwegs modernes Mittelklassesystem benötigt, um im FPS Bereich von 40+ zu bleiben. Abstürze, oder gröbere Fehler konnte ich während meiner Sessions nicht feststellen. Die Ausnahme bildete ein Bug, denn der Damageoutput der Gegner war an die Frames gebunden, wenn man das Spiel nun mit 60 statt 30 FPS spielt, teilen die Bad Guys mehr Schaden aus. Quasi ein ungewollter Hardmode, mittlerweile gehört das Problem jedoch der Vergangenheit an. Was mich positiv überrascht hat, war die gute Umsetzung der Steuerung. Mit dem Controller spielt sich Vanquish schon sehr gut, mit Tastatur + Maus geht’s meiner Meinung nach allerdings deutlich besser.
Die Soundkulisse passt einfach nur wunderbar zum Science-Fiction Setting. Futuristisch, wuchtig und treibend, garniert mit einigen Sack-raus Sprüchen von unserem Protagonisten. – Nichts schmeckt so nach Leben, wie eine gute Kippe.

Die Schattenseite

Wie schon vor Jahren auf der Konsole, leidet Vanquish immer noch unter einem bekannten Problem. Der Umfang ist eher mager, einen Multiplayermodus sucht man vergebens, und der Wiederspielwert der relativ kurzen Kampagne besteht in erster Linie im Herausforderungsmodus. Wir gehen gegen unsere Bestzeiten in den jeweiligen Levels vor, und toppen uns selbst. An der Stelle hätte etwas frisches Futter sicher gutgetan – allerdings auch schon damals, in der ursprünglichen Version.
Ein weiteres Übel vergangener Tage sind die Quick-Time-Events welche von Zeit zu Zeit vorkommen. Gemessen an anderen Titeln sind die QTEs allerdings noch im erträglichen Rahmen vorhanden.

Fazit

Vielen Dank an Sega und Platinum Games. Nachdem ich mich seinerzeit darüber geärgert habe, dass ein richtiger Kracher wiedermal nicht den Weg zum PC gefunden hat, wird hier nun Abhilfe geschaffen, ich für meinen Fall bin diesbezüglich nicht nachtragend und freue mich über eine weitere gute Veröffentlichung. Auch Jahre nach dem Erstrelease auf PS3/Xbox360 ist Vanquish ein richtig guter Shooter. Die Umsetzung bietet zwar nicht sonderlich viele Neuerungen, und sieht optisch nicht mehr taufrisch aus, dafür ist der Port sehr gelungen, und läuft auch auf älteren Systemen mit 60FPS in FullHD.
Diese Dynamik, der gute Mix aus (dünner) Story, und konsequenter high-speed Ballerei ist absolut mein Ding, und ich kann jedem PC Spieler nur wärmstens empfehlen mal einen Blick auf diesen Klassiker zu werfen. Wer allerdings die Konsolenversion bereits gespielt hat, bekommt ausser mehr FPS, der höheren Auflösung und der guten Steuerung mit Tastatur und Maus eigentlich keine weiteren Gründe, das Spiel erneut zu erwerben. Und auch wenn man bereits nach etwa 5 Stunden den Abspann bewundern darf bekommt man zuvor einen wirklich abgefahrenen Science-Fiction-Ritt mit einigen Wendungen, dicken Knarren, nem fiesen Antagonisten und reichlich Action geboten. Der eher schmale Umfang wird durch einen Verkaufspreis von 20€ auf Steam sehr gut kompensiert, denn diesen Betrag ist das Vanquish in jedem Fall wert.

8

Stephans Fazit

8.0/10
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1 Comment
  • Anonymous 7 Jahren ago

    Meine Fresse sieht Vanquish auf dem PC geil aus. Hol ich mir! Danke für den Test bei Euch!

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