29. September 2015

Baphomet’s Fluch 5: Der Sündenfall

By 0 280 Views

Polizeiruf 110

Kriminologen aus aller Welt fieberten diesem Ereignis entgegen. Die kriminellen Meisterdenker verschanzten sich in ihren unterirdischen Verließen und Forschungslaboren. Okkulte Nazi-Zombie-Androiden von der dunklen Seite der Venus würden bibbern vor Furcht!

Was würde passieren, wenn sich endlich Till Schweiger, Ottfried Fischer und Maria Furtwängler zusammentäten, um das weltbeste Team zur Verbrechensbekämpfung zu gründen?

Wohl mehr als im neuesten Teil der Baphomet’s Fluch-Reihe: Der Sündenfall.

Mit einem Kick in den Starter-Hintern

Revolution Software haben die Fans ihrer Adventure-Reihe Baphomet’s Fluch leider sehr lange warten lassen, bis eine Fortsetzung in den Startlöchern stand. Nachdem Teile 3 und 4 durch eine eher durchwachsene Machart und wenig überzeugende 3D-Gehversuche in die Kritik geraten waren, kurbelte man die Crowdfunding-Maschine an, um Teil 5 wieder zurück zu den Wurzeln zu führen und die Fans milde zu stimmen. Nachdem der Titel bereits 2013 für den PC erschien, bekommt er nun eine Version für die Next-Gen-Konsolen beschert. Was hier in HD-Grafik alles geht, wollen wir uns mal genauer ansehen.

Fronkreisch, Fronkreisch

Wo sonst als in der Stadt der Liebe, Bahnhöfe, Katzen und Eifeltürme, könnte das Abenteuer beginnen? Vielleicht in Bitterfeld, aber da gibt es wohl keine Kunstgalerie. Denn in genau einer Solchen begibt es sich, daß die beiden Helden George und Nico der Eröffnung einer Ausstellung beiwohnen. Und da den Beiden, wie schon bekannt sein sollte, das Abenteuer wie ein Kaugummi an der Schuhsohle klebt, bleibt es nicht lange ruhig. Ein mit Motorradhelm maskierter Herr betritt die Galerie, klemmt sich ein Gemälde unter den Nagel, schießt dann noch zu allem Unglück den Besitzer der Galerie über den Haufen und macht sich so schnell aus dem Staub, wie er auftauchte. Nico nimmt die Verfolgung auf, während George sich genauer in der Galerie umsieht. Ein der Ausstellung beiwohnender Pfarrer ermahnt Nico, dass das gestohlene Gemälde „La Maledicció“ ein böses Omen sei und dunkle Mächte es in ihren Besitz bringen wollen…

Das klingt nach einer Menge Trubel, jedoch ist die tatsächliche Darstellung eher träge und weckt ganz und gar nicht den Eindruck, dass hier nun etwas Spannendes passiert. Dies mag zum großen Teil auch der steifen Animationsart der Charaktere zu Lasten gelegt werden. Auch wenn zB von der Story her der Besitzer der Galerie dem Dieb den Weg versperrt, so sieht es doch mangels Bewegung auf dem Bildschirm eher wie ein „Oh, halt, Du Dieb!“ – „Oh nein, er steht mir fast im Weg. Ich schieße mal.“ * peng* „Oh nein, ich sterbe, arg…“ – „Haha, seht mir zu, wie ich gemütlich aus der Galerie gehe.“ Dynamik stand wohl leider nicht auf der To-Do-Liste, sowohl grafisch als auch in der Gestaltung von humoristischen Elementen oder Spannungsbögen.

Das ernüchtert leider sehr, das Tempo wird schon zu Beginn aus der Erzählung genommen, was sich auch weiterhin durch die Story zieht. Alles anklicken, einsammeln und anschließend heiteres Raten und Rumprobieren reiht sich aneinander. Wirklich clevere Rätsel gibt es eher selten, das Meiste ist, wenn auch qualitativ solide, Standardkost. Besonders nervtötend werden Dialoge mit NPCs, die bei einer bestimmten Option die Handlung voran treiben, aber bis dahin brav durchgefragt werden wollen. Entweder erschließt sich mir der Witz nicht ganz, oder aber die Gedankenwelt der Charaktere ist wirklich so wahllos. Generell knobelt man selten wirklich umher, sondern kann durch „alles Abarbeiten“ erstaunlich gut vorankommen.

Hybrid-Theorie

Die Optik ist natürlich das Erste, was auffällt. Hier kehrte man wieder auf den Pfad der Tugend zurück, sprich handgezeichnete Hintergründe, die sehr detailverliebt und farbenfroh umgesetzt wurden. Um der Darstellung trotzdem Tiefe zu verleihen, nutzt man verschiedene Ebenen, die in der Perspektive versetzt dargestellt werden. Im Intro sieht das zB etwas holprig aus, erweckt trotzdem den Charme von vergangenen Tagen und wirkt stimmig.

Im Gegensatz hierzu sind sämtliche Charaktere weiterhin 3D-Modelle, die auf dem 2D-Hintergrund agieren. Die Texturen wurden hierfür sehr schlicht designt, sodass auf den ersten Blick tatsächlich der Eindruck entsteht, es handele sich um Comic-Charaktere. Die leicht überzeichneten Proportionen tun ihr Eigenes dazu. Jedoch wird diese Illusion leider bei den meisten Animationen zunichte gemacht. Wo es im Jahre 2000 vielleicht noch vollkommen okay war, daß sich ein Charakter einfach auf der Stelle dreht, wenn er die Blickrichtung ändert, sollte man sich 15 Jahre später doch einmal die Mühe machen, ein paar Animationen mehr als unbedingt nötig zu designen. Sprich: Die Animationen wirken teils sehr lieblos und statisch. Hier wäre deutlich mehr machbar gewesen.

Ohne Maus nix los

Der Input erfolgt natürlich über das Gamepad. Mit dem linken Analog-Stick steuert man den Zeiger, Tasten für Benutzen, Gehe zu und Inventar öffnen sind ebenfalls vorhanden, was das Interface für ein Point & Click-Adventure schon komplettiert.Entsprechend einem modernen Spiel seiner Art hat Baphomet’s Fluch 5 ein Augenmerk auf gute Spielbarkeit gelegt und alles geht sehr flüssig von der Hand. Wenn man das Spielen von Adventures vom PC her gewöhnt ist, wird der Cursor eher träge erscheinen, woran man sich aber schnell gewöhnt.

Trotz Sündenfall kein Tritonus

Klanglich ist Baphomet’s Fluch 5 als Genre-Veteran natürlich solide. Sämtliche Dialoge und Sprachsequenzen sind professionell synchronisiert und lassen die Charaktere individuell und überzeugend wirken. Die Musik beschränkt sich zumeist auf untermalende Funktion, zB bei Schlüsselszenen oder bei wichtigen Teilen eines Dialogs.

Da nehm ich lieber Schrott

In Anbetracht der Tatsache, dass Baphomet’s Fluch 5 wohl ohne Crowdfunding überhaupt nicht erschienen wäre, kann man sicher einige Abstriche machen, was die Qualität von zB Animationen angeht. Jedoch wirkt das gesamte Projekt wie eine Idee, die jedoch nie ganz ausgereift war und wo man nachträglich noch viel hätte verbessern können.

Allerdings mus man auch damit rechnen, dass es auf dem Markt für Point&Click -Adventures einen Koloss gibt, der die Referenz darstellt und der erst einmal eingeholt werden muss, namentlich Daedalic Entertainment. Und dieses Rennen hat Revolution Software leider nicht gemacht.

Für Fans der Serie und Point&Click-Veteranen möchte ich trotzdem eine Empfehlung für Baphomet’s Fluch 5 aussprechen, gerade weil auf diesem Sektor nur wenige Releases zu finden sind und man sich über jeden Titel freut, den man bekommen kann. Jedoch sollte man nicht mit allzu hohen Erwartungen rangehen.

Ich für meinen Teil tausche liebend gern jedes Gemälde gegen ne Handvoll rostiger Schrauben und Paris gegen eine gigantische Müllhalde ein.

Next Post

Forza Motorsport 6

29. September 2015 1
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert