Fazit
Disaster Report 4 ist durchaus mal etwas anderes. Survival-Spiele in einem Katastrophen-Szenario kennen wir in erster Linie im Zusammenspiel mit Zombies oder mit einer anderen Form von (Post-)Apokalypse (I Am Alive, The Last of Us, This War of Mine). Hier tatsächlich mal mitten in eine der realistischen und immer wieder aktuellen Erdbebenkatastrophen ausgesetzt zu werden, ist schon interessant. Aber auch vom Szenario mal abgesehen, ist die Idee hinter dem Spielprinzip durchaus spannend, einer gefährlichen verwüsteten Stadt entkommen zu wollen und unterwegs aber einer ganzen Reihe von Menschen in den überfüllten Straßen auszuhelfen. Die Durchführung und Umsetzung dieser Idee ist aber leider weit weniger gelungen. Trotz der großartigen Anspielung auf den Titel würde ich noch lange nicht von einem Desaster sprechen, auch wenn gerade einige technische Fehlgriffe nicht hätten sein müssen in einem Spiel, das bereits seit zwei Jahren in einer anderen Sprachausgabe erhältlich ist. Gerade in den ersten Leveln hatte ich öfters ziemlich lästige Bugs, in denen die Steuerung entweder nur verzögert oder gar nicht wahrgenommen wurde. Trotz des Sprint-Knopfes fühlt sich das Spiel sehr langsam an und trotz zahlreicher NPCs zum Interagieren sehr leer. Gerade hinsichtlich letzteren Punkt hätte ich mir einfach mehr Motivationshilfen gewünscht, die das Erkunden attraktiver machen. Sicher ist es ganz witzig die diversesten Kostüme für den eigenen Charakter zu finden und anzulegen, aber gerade, da auch Geld eine Rolle spielt und man Hunger und Durst bekämpfen soll, vermisst man dahingehend relevante Funde in den teilweise völlig leeren Gebäuden.
Überhaupt wäre es auch schön, wenn die Story einem roten Faden folgen würde und nicht nur aus unzähligen nicht zusammenhängenden Kurzgeschichten bestünde. Man bekommt überhaupt kein Gefühl für den wahlweise männlichen oder weiblichen Protagonisten, für seine quasi non-existente Geschichte. Der Fokus liegt wirklich auf den Menschen, die man unterwegs trifft, aber auch hier fehlt mir letzten Endes die emotionale Bindung. Obgleich zu festgelegten Zeitpunkten in der Handlung wie als Jumpscares Häuser einstürzen oder Feuer ausbrechen, kommt irgendwie kein wirkliches Katastrophen-Feeling auf – es geht so oft um so belanglose Kinkerlitzchen, dass das Drama einer fast vollkommen zerstörten Stadt, zahlloser Toter und zerstörter Existenzen nahezu vollkommen untergeht.
Grafisch bin ich zufrieden. Auf den ersten Blick sehen die Charaktere ziemlich gut aus, lassen nur speziell in den Zwischensequenzen Feinheiten in Mimik und Handbewegungen vermissen. Diese fehlende Liebe zum Detail fällt auch in den Umgebungen auf, die an sich nicht schlecht aussehen, aber völlig generisch und lieblos zusammengestellt wirken.
Das Spiel ist allein vom ungewöhnlichen Setting her bereits interessant und zu einem gewissen Grad hin auch spannend, hätte aber deutlich mehr Politur und konkretere Ideen vertragen können. Wenn man sich auch mit Spielen ohne viel Action anfreunden kann, bleibt man durchaus irgendwie am Ball um herauszufinden, worauf das alles denn nun hinausläuft, wirklich gefesselt ist man von der Handlung oder vom Gameplay aber leider zu keinem Zeitpunkt.