Ende März 2013 sorgte die Demo eines neuen Survival-Horror-Spiels für einen kleinen Hype und große Verbreitung in den sozialen Netzwerken und den Let’s Play-Communities auf Youtube. Alles was Rang und Namen hat und zur Belustigung der Zuschauer seine Angstzustände verbal in die Webcam brüllt, spielte dieses Spiel. Vielleicht ist es genau diesem Hype geschuldet, dass die erste Folge dieses episodenbasierenden Spiels ein Jahr später über das Greenlight-System in die Angebotspalette von Steam gerutscht ist. DreadOut wurde vom indonesischen Entwicklerteam Digital Happiness zusammengeschustert und orientiert sich sehr stark an der Spielserie Project Zero. Dementsprechend übernimmst du die Rolle von Linda, einem Schulmädchen die mit einigen Klassenkameraden und einer Aufsichtsperson während eines Ausflugs mit dem Auto vom Weg abkommt und sich in ein kleines, verlassenes Städtchen verirrt. Als der Großteil der Gruppe ein verwahrlostes Schulgebäude betritt, dieses aber nicht wieder verlässt, handelt Linda sofort. Anstatt zum Auto zurückzukehren und mit ihrem Smartphone Hilfe zu rufen, begibt sie sich geistesabwesend auf die Suche nach ihren Kameraden und erforscht das dunkle, verwüstete Gemäuer, bewaffnet mit einer Flashlight-App, die es ihr ermöglicht sich den Weg zu leuchten.

Eine Sache vorweg: Die grafische Gestaltung ist absolut veraltet und befindet sich auf dem Niveau einer Playstation 2, bzw. einem Dreamcast. Wer jedoch eine Vergangenheit mit diesen Konsolen hatte, wird sich trotz dieses Umstands wahrscheinlich heimisch fühlen. Der Verdacht liegt nahe, dass DreadOut den Horror-Titeln dieser Konsolengeneration seinen Respekt zollen möchte, denn das Design der Umgebung und der Charaktere, die Animationen und das Intro könnten glatt dieser Zeit entsprungen sein. Ansonsten hält sich das Gruselabendteuer an das bekannte Schema F. Eine reduzierte Weitsicht, ein begrenzter Lichtkegel, verstörende Geräusche vom Wehklagen der Geister und natürlich komplette Isolation zeichnen das Bild der Atmosphäre. Diese ist zwar alles andere als erfrischend-neu, aber dafür charmant-klassisch und vor allem asiatisch. Es bleibt zu sagen, dass das Spiel seinen Zweck erfüllt, ohne das Rad neu zu erfinden.

Gesteuert wird Linda aus der dritten Person mit Gamepad oder Maus/Tastatur. Der Rest bleibt mit dem Öffnen von Türen, dem Aufnehmen von Gegenständen und einer Rennfunktion eher minimalistisch. Das Gimmick ist wie vermutet das Smartphone, welches sich Linda per Tastendruck vor die Nase hält und dich in die Ich-Perspektive befördert. Währenddessen ist sie natürlich weniger agil, kann jedoch Fotos machen und Dinge sehen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. In DreadOut gibt es keine wiederkehrenden Gegnertypen, sondern unterschiedliche, festgelegte Geistererscheinungen. Alle Geister haben einen Schwachpunkt, den es zu knipsen gilt oder eine andere bestimmte Methode zur Bekämpfung, die selbständig herausgefunden werden muss. Leider sind diese Schauerwesen nicht durchgängig angsteinflößend. Während sich eine unsichtbare Geisterfrau keuchend an euch heranschleicht und sich die Angst in euch ausbreitet, wirkt ein übergroßes Schwein mit einer Dämonenfratze doch eher absurd. Mittels einer roten Aura, die sich am Innenrand des Bildschirms aufbaut, weißt du, dass Gefahr droht. Eine weiße Aura deutet wiederrum auf einen Hinweis oder einen Gegenstand hin, den ihr zum Fortschritt benötigt. Der Gesundheitszustand von Linda wird durch Verblassen der Farben des Spiels verdeutlicht. Solltest du das zeitliche segnen, findest du dich in einer dunklen Zwischenwelt wieder und musst – wie sollte es auch anders sein – auf ein schimmerndes Licht zugehen, um einen weiteren Versuch zu bekommen. Je öfter du stirbst, desto länger musst du jedes Mal laufen, um das Licht zu erreichen.

Neben dem Beseitigen der Spukerscheinungen muss sich Linda natürlich auch einen Weg durch- und letztendlich raus aus der Schule bahnen. Das gestaltet sich als ziemlich knifflig. Neben der Grafik ist auch das Gameplay mehr als veraltet, was ich hier jedoch wertfrei erwähnen möchte. Es gibt keine Minimap, Gegenstände werden nicht hervorgehoben und im Regelfall habt ihr zunächst keinen blassen Schimmer, was eigentlich zu tun ist. Du hast also keine andere Wahl als jeden Zentimeter der Schule kleinstgenau unter die Lupe zu nehmen und zu hoffen, dass der Blick durch das Smartphone etwas offenbart, was oberflächlich nicht erkennbar ist. Die eintönige Darstellung der Flure und Klassenräume erschwert die Orientierung zusätzlich. Dieses Spiel nimmt dich definitiv nicht an die Hand, sondern lädt zum Experimentieren ein, also sei dir des möglichen Frustpotentials bewusst. Per Inventar hast du alle erbeuteten Items im Überblick, die jedoch in entsprechenden Situationen automatisch benutzt werden. Ebenfalls können geschossenen Bilder und gefundene Randinformationen abgerufen werden.

Wie bereits erwähnt ist DreadOut in Episoden unterteilt. Da bisher lediglich die erste Episode veröffentlicht wurde, ist das Spiel dementsprechend kurz. Das Problem ist jedoch nicht die Kürze, sondern der Umfang. Du hast bereits innerhalb der ersten Stunde alles von der Schule gesehen und verbringst die restliche Zeit mit dem Bekämpfen der wenigen Geister und dem verzweifelten Suchen nach Hinweisen. Trotz der technischen Mängel, besitzt das Spiel definitiv den gewünschten Effekt von Angst und Unbehagen. Etwas ermüdend und einfallslos ist im Gegenzug der Einsatz von Screamern, die bei einigen Geistern eingesetzt werden. Die zweite Episode wird in Zukunft kostenlos als DLC zur Verfügung stehen.

Fazit

Nachdem sich gute Horrorgames aus Asien mittlerweile auf dem absteigenden Ast befinden, versprach ich mir sehr viel von DreadOut. Von der damaligen Demo, die ich während des Spielens abbrechen musste, ist jedoch nicht viel übrig. Selbst als japanophiler Fan, der mit den Klischees des Genres leben kann, ist es schwer den mühseligen Spielablauf zu verdauen, um letztendlich mit sehr wenig Inhalt abgespeist zu werden. Das ist sehr schade, wenn man bedenkt mit welchem Potential dieses Spiel startet. Da die Demo sogar ein Stück abwechslungsreicher und dabei kostenlos ist, fällt es mir schwer dieses Spiel zu empfehlen. Vielleicht wendet sich das Blatt, wenn die zweite Episode erscheint.

Vielen Dank an Gastautor Fabian Anderer (Rainer Schauder) für diesen Test!

Next Post

Transistor

26. Mai 2014 1
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert