Was zum Teufel ist hier los? Als Spieler haben wir es in Get Even nicht leicht, zwischen Realität und Wahnsinn zu unterscheiden. Ein WTF-Moment jagt den Nächsten. Wir durchleben eine anfangs etwas surreale Geschichte, bis sich das Puzzle in unserem Kopf immer mehr zusammenfügt.

Wir schlüpfen in die Rolle von Black, einem Söldner und Auftragskiller. Wir wachen in einem Sanatorium auf und haben keine Erinnerungen an unsere Vergangenheit. Schmerzhaft stellen wir fest, dass unser anonymer Geiselnehmer mit dem Namen Red, uns ein Implantat mit Headset-Technologie eingepflanzt hat, welches uns ermöglicht Erinnerungen neu zu durchleben. Das diese Erinnerungen nicht gerade positiv ausfallen, wird uns sehr schnell bewusst.

image114Wir reisen in die Tiefen unserer Erinnerungen und finden, durch Reds gesammelte Hinweise und Informationen, die Wahrheit hinter der Geschichte heraus. Zum Beispiel der gescheiterte Rettungsversuch eines Mädchens, welche eine um die Brust geschnallte Bombe trägt. Was wäre wenn? Was wäre, wenn ich mit meinen Hinweisen und Erfahrungen die Geschichte ändern könnte? Je mehr wir von der Geschichte aufdecken, die aus vielen kleinen Episoden besteht, die dann zu einem großen Ganzen wird, desto mehr Fragen haben wir. Wer ist dieser Jasper? Kann man Red vertrauen? Und was ist dieses „andere Leben“, welches wir immer wieder in Flashbacks zu sehen bekommen? Antworten. Wir brauchen Antworten, bevor wir den Verstand verlieren.

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Get Even kommt einem recht vertraut vor, wenn man jemals Condemned: Criminal Origins gespielt hat. Ich bin mir sicher, dass sich der polnische Entwickler hier und da etwas abgeschaut hat. Wir handeln vollkommen intuitiv und mit einem Smartphone ausgestattet durch eine in die Jahre gekommene Anstalt. Da ich Get Even ohne Vorabinfo spielte, das mache ich übrigens oft um mich spielerisch voll auf etwas einlassen und mich überraschen lassen zu können, hatte ich schon etwas Schiss in der Buchse. Die Gemäuer sehen sehr realistisch aus und die Ego-Perspektive ergibt zudem ein Mittendrin-Gefühl.

Ganz allein gelassen sind wir nicht: Wir besitzen ein Smartphone, welches uns praktischerweise eine gute Hilfe bei unserer Detektivarbeit leistet. Wir können das Smartphone als Scanner, Infrarotkamera und Karte benutzen. Zudem erhalten wir im Laufe des Spiels noch Waffen, die wir mit dem Smartphone koppeln und dieses als Zielhilfe nutzen können.

Wir sind unter anderem mit einer besonderen Maschinenpistole ausgerüstet, mit der wir um Ecken zielen und schießen können. Ja die gab es übrigens damals wirklich. Die Idee ist war gut, aber das räumliche Umdenken im Kopf und auch die schlechte Handhabung zerstörte den Spaß mit diesem technischen Gimmick.

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Musik spielt in Filmen eine ziemlich große Rolle. Hat es schon immer. Und so cineastischer Videospiele heutzutage wurden, sind auch gute Soundtracks oder Spielsounds nicht wegzudenken. Get Even verwendet einen Realtime-3D-Soundtrack, der sich je nach Spielsituation ändert. Der Soundtrack ist so großartig geworden, dass man diesen durchaus mit Spielsoundtracks wie Fahrenheit oder Alan Wake vergleichen kann. Anbei mal eine kleine Playlist, hört einfach mal rein.

Get Even zieht sich zu Beginn leider die ersten Stunden etwas. Es gibt einige Passagen, die richtig anstrengend und nervig sein können. Ich war auch kurz vor Abbruch, als die Spannung und Handlung doch letztlich einen gewaltigen Bogen nach oben machte. Get Even hat mehrere Gameplayelemente. Wir haben Passagen, die einen Walking-Simulator gleichen, dann auch wieder Abschnitte, wo wir uns actiongeladen durch die Gegner ballern, zudem ruhige Passagen, wo wir und unauffällig und taktisch klug an Gegnern vorbeischleichen. Am besten haben mir die Abschnitte gefallen, in denen wir mit unserem Smartphone Detektivarbeit leisten, Gegenstände und Orte nach Hinweisen untersuchen und einscannen und diesen nachgehen.

Zudem spielt sich Get Even ab und an wie ein Horror-Thriller und ich musste mich an einigen Stellen erschrecken, auch, weil die Soundkulisse die Hintergrundgeräusche gut in Szene setzte. Natürlich wird sich auch an typischen Horrorelementen bedient: Eine in die Jahre gekommene Anstalt, verrückte Insassen, die sich auf uns stürzen image16wollen und ständige Backflashs und Stimmen aus unserem Headset-Implantat. Es ist praktisch für jeden Spielertyp etwas dabei, jedoch nicht gerade für Casualgamer geeignet- Geschmäcker sind verschieden, aber dranbleiben lohnt sich und wir werden etwa um die 10 Stunden gut unterhalten. Später finden wir uns auch in einem Raum wieder, indem Fallakten an verschiedenen Pinnwänden hängen, wo wir einzelne Erinnerungen, die wie Episoden aufgebaut sind, nochmal spielen und die Handlung etwas verändern können, oder aber zur Komplettierung alle Hinweise sammeln können. Die Geschichte, die Get Even erzählt,  wird bis zum Schluss spannend bleiben und auch erst dann Sinn ergeben, dies könnte einige nicht so motivierte Spieler abschrecken.

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Fazit

Sind wir der Held der Geschichte? Oder steckt weitaus mehr dahinter? Get Even spielt sich wie der Film 12 Monkeys. Oftmals haben wir als Spieler selbst Probleme die Geschichte und Erinnerungsfetzen zu sortieren und sie als fertiges Puzzle zusammenzusetzen. Die Soundkulisse ist grandios, das Knirschen unserer Schritte auf verschiedenen Ebenen.  Einen größeren Punktabzug gibt es leider, weil das Spiel recht langsam in die Gänge kommt, sehr verwirrend und schwer verständlich was die Story bzw. das Spiel jetzt von uns will zu sein scheint und erst ab der Hälfte sein volles Potenzial ausschöpft. Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig und die im Spiel getroffenen Entscheidungen wirken sich nicht so massiv auf die Handlung aus. Trotzdem: Ein durchaus faszinierendes Spiel mit einem interessanten Konzept, wenn man sich auf den Wahnsinn einlassen möchte. Get Even wird sicherlich von jedem noch so kleinen YouTuber durchgenommen, aber ich rate Euch, Get Even selbst zu spielen und Euch die Erfahrung und Spannung nicht nehmen zu lassen. Get Even lebt von seiner ins sich verschachtelten Handlung und seinem eigenen Fluss. Knapp 30 Euro sind für ein Spiel mit anspruchsvoller Story nicht fehlinvestiert.

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23. Juni 2017 0
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