5. November 2014

Lords of the Fallen

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Vergleiche zu ziehen, ist immer gemein – oft genug zwängt sich ein solcher aber unmittelbar auf, zum Beispiel bei „Lords of the Fallen“ des kleinen Entwicklerstudios Deck 13. Von Anfang an wurde hier gedanklich die Brücke zu „Dark Souls“ geschlagen und Plus- und Minuspunkte abgewogen. Wenn man sich dem Vergleich nun nicht entziehen kann bleibt die Frage – wie fällt er denn am Ende aus, der Vergleich?

 

Zunächst einmal zur Story: „Lords of the Fallen“ gibt uns einen spielbaren Hauptcharakter vor, in dessen Rolle wir von Spielbeginn an schlüpfen. Harkyn heißt der Gute, der aber – weniger gut – wegen nicht so klar definierter Anschuldigungen im Gefängnis gelandet ist. Sein Vorstrafenregister ist für uns als Spieler nicht einsehbar, doch anderen Figuren, denen wir im späteren Verlauf begegnen, scheinen gefühlt mehr zu wissen als wir.

 

Harkyn…DER Harkyn, ach soooo!

 

„Harkyn…DER Harkyn, ach so!“ Ja nee, ist klar. Dann lasst uns doch im Dunkeln, warum er eigentlich ursprünglich eingebuchtet wurde!

 

Jedenfalls wird Harkyn aus seinem Verlies entlassen, da die Welt strammen Schrittes ihrem Ende entgegen geht. Große Hoffnung lastet nun auf den Schultern des frisch Entlassenen – überall in der Welt haben sich bösartige Lords niedergelassen, die von uns nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Das übliche eben – nur schnell die Welt vor einer dunklen Bedrohung retten!

 

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Dabei dürfen wir aber direkt anmerken, dass die suggerierte Weite des Spiels mehr oder minder Blendwerk ist, denn eine offene Spielwelt gibt es in „Lords of the Fallen“ nicht. Vielmehr konzentriert sich das Spiel auf den Einzelspielermodus, der mit vorgegebenem Charakter und zumeist auch vorgegebener Wegstrecken durchzuarbeiten ist. Insgesamt hält uns dies knapp 20 Stunden beschäftigt, doch addiert man noch die zahlreichen Nebenquests hinzu, so dürfte sich das Pensum in etwa verdoppeln.

 

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Schade, dass wir eben diese Zeitspanne mit einem eher seelenlosen Harkyn zubringen, denn umfassend betrachtet wurde dem Hauptcharakter wenig Tiefe verliehen. Nicht nur eine adäquate Hintergrundgeschichte zu seiner Inhaftierung oder seinem vorigen Leben bleibt man uns schuldig, auch in seiner weiteren Interaktion mit anderen bleibt unser Protagonist vor allem eins: Ziemlich blass. Bei der Entscheidung, den Spieler nicht selbst einen Charakter basteln zu lassen und ihm stattdessen eine vorgefertigte Figur anzubieten, ist vor allem eines weise: Gestaltet diese Figur interessant! Gebt ihr eine Geschichte! Kurzum – macht, dass wir eben diese Figur spielen wollen!

Bei dieser Lektion hat „Lords of the Fallen“ leider geschlafen und so müssen wir mit dem doch recht austauschbaren Harkyn Vorlieb nehmen.

 

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Immerhin ein bisschen Auswahl bleibt uns. Zu Beginn des Spiels müssen wir für unseren Helden mit einer Magieklasse ausstatten, die dann letztlich auch unsere Charakterklasse festlegt. Die Wahl besteht zwischen der Klasse des Klerikers, des Ritters oder des Schurken und je nachdem wie wir uns entscheiden, variiert auch unsere anfängliche Ausstattung und unsere Grundwerte.

 

Nach einem kurzen Tutorial werden wir direkt mitten ins Geschehen geworfen und bekommen nun die frappierenden Ähnlichkeiten zu „Dark Souls“ vor Augen geführt: Wir sind ausgerüstet mit einem Schild, welches bei aktiver Benutzung gegnerische Angriffe abblocken kann. Je nach Schwere der Rüstung ist auch das Wegducken oder Wegrollen vor Angriffen eine Option. Doch jedwede sportlich anmutende Aktivität – sei es elegantes Ausweichen, Blocken oder Rennen – kostet uns Energie, deren langsames Schwinden sich wiederum in der minimalistisch-dezenten Ausdauerleiste wiederspiegelt.

 

Die Kunst besteht also darin, Lebensenergie und Ausdauer zu keiner Zeit aus den Augen zu lassen und sich die Energiereserven gut einzuteilen, um einen Kampf auch über alle Runden zu überstehen. Apropos „Runden“: Zentrales Element in „Lords of the Fallen“ sind natürlich die Bosskämpfe. Die Schlachten gegen die sogenannten Lords sind dabei pompös gestaltet und ausgesprochen abwechslungsreich wobei die Herausforderung durchaus nicht zu unteschätzen ist. Statt die Kämpfe aber wie so häufig in verschiedene Stufen einzuteilen, verfügt jeder Lord über je eine Anzeige für jedes Element. Fällt eines davon weg, so ändert auch der Bossgegner seine Taktik sowie die Bewegungsmuster, sodass ein ständiges Umdenken zwingend notwendig wird. Kämpfe in „Lords of the Fallen“ kann man sicherlich nicht nach Schema F gewinnen – Flexibilität ist das A und O.

 

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Dazu trägt auch die größtenteils recht kluge KI bei. Sogar die Standardgegner – zu Beginn eher Fantasiewesen und Monster, später auch menschliche Widersacher – kommen nicht nur in unterschiedlicher Form und Größe, nein – sie variieren auch stark in ihren Angriffstaktiken. Mal haben wir es mit langsamen, schwer gepanzerten Viechern zu tun, ein anderes mal sind es grazile Fabelwesen, die durch ihre bloße Agilität zum echten Problem werden. Die menschlichen Widersacher hingegen tun sich vor allem durch überdachtes Handeln hervor und es wird schnell deutlich, dass diese weit klüger agieren als ihre monströsen Kollegen.

 

Haben wir es dennoch geschafft, einen Unhold zur Strecken zu bringen, so wirft er für uns nützliche Erfahrungspunkte ab. Diese können wir aufsammeln und verwenden, doch Vorsicht: Sterben wir während wir unterwegs sind, so nehmen wir diese Punkte nicht etwa mit! Sie sind am Ort unseres letzten Ablebens zu finden und können dort auch wieder aufgelesen werden. Allerdings ist Schnelligkeit hier zwingend geboten, denn mit Verstreichen der Zeit verschwinden nach und nach auch immer mehr Punkte.. und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, stehen auch alle zuvor in diesem Abschnitt besiegten Feinde wieder auf. Tja, mit mal eben schnell wieder Punkte einsammeln ist halt nicht!

Haben wir unser Erfahrungspunktekontingent dann aber wieder zusammen, können wir dieses in neue Attribute oder Zauberkraft umwandeln – „verbrauchte“ Punkte kann euch immerhin keiner mehr nehmen.

 

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Optisch bietet uns „Lords of the Fallen“ in den Zwischensequenzen kinoreife Action, doch auch Ingame kann das Spiel voll und ganz überzeugen. Während die PC-Version natürlich unbestritten am besten aussieht, müssen sich die Konsolenvarianten sich trotzdem nicht allzu weit hinten anstellen – alles in allem haben wir optisch ein sehr rundes Bild mit brachial anmutenden Gegnern und atmosphärisch dichter Kulisse.

Die vorhandene deutsche Synchronisation macht ihre Sache gut und die Sprecherrollen sind wohlüberlegt besetzt worden.

Das Leveldesign ist natürlich einigermaßen linear gehalten, vermittelt uns aber dennoch keine klaustrophobischen Angstzustände, da es immer wieder Abkürzungen und Geheimgänge gibt, die uns zumindest ein bisschen Entscheidungsfreiheit vorgaukeln.

 

 

 

FAZIT

Wie eingangs schon erläutert: Vergleiche sind was fieses. Müssen sie in diesem Fall aber gar nicht sein, denn „Lords of the Fallen“ und „Dark Souls II“ sind das Musterbeispiel für das von Onlineversandhäusern oft angewandte „Wer diesen Artikel kaufte, interessierte sich auch für..“-Prinzip. Statt die beiden sich streckenweise doch sehr ähnlichen Spiele als Konkurrenten zu betrachten, sollten „Dark Souls“-Freunde sich lieber freuen: „Lords of the Fallen“ wird euch definitiv auch Spaß machen und schließt mit moderater Spieldauer auch perfekt die Lücke zu „Bloodborne“.

Wer mit gesunder Herausforderung a. k. a. „ich werf gleich den Controller in den Fernseher“ umgehen kann, wird an „Lords of the Fallen“ seine helle Freude haben!

 

 

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