Bevor Ihr weiterlest, möchte ich gleich klarstellen, dass zu meinen Lieblings RPGs ganz klar Final Fantasy VII, Secret of Mana und auch Illusion of Time gehören. Das ist meine persönliche Messlatte und dies sind Spiele, auf die ich immer wieder im Vergleich auf gegenwärtige RPGs zurückkommen kann. Lost Sphear soll ein neues JRPG der alten Schule sein und klassisches Gameplay verinnerlichen. Schauen wir uns mal an, ob die bewusste Rückbesinnung der späten Super Nintendo Ära uns überzeugen kann, oder ob aus der Vergangenheit nicht wirklich was Neues hervor geht.

Nach dem Erfolg von Bravely Default gründete Square kurzum ein Studio, welches sich das Ziel setzte, Spiele aus der guten alten Zeit auf neue Konsolen herauszubringen. Die Tokyo RPG Factory brachte zuletzt I am Setsuna heraus, welches alte 16 Bit Grafiken in das moderne Gerüst einfügt. Leider wurde es wegen seiner mangelnden Vielfalt in Orten und Szenarien kritisiert und aufgrund der Tatsache, dass man hauptsächlich nur Schnee zu sehen bekam.

Lost Sphear hat anfangs auch Teile der Orte und Landkarte mit einer Art Schnee bedeckt, dies bleibt aber nicht so, da diese Schneedecken Erinnerungen sind, die fehlen und unsere Aufgabe ist es, die fehlenden Erinnerungen wieder zurück zu führen.

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Geschichte

Wir schlüpfen in die Rolle von Kanata, ein junger Schwertkämpfer aus Elgarthe und verfügen als Einziger die Fähigkeit aus Erinnerungen die Welt wieder aufzubauen. Wenn eine Erinnerung in Vergessenheit gerät, verschwindet ein Teil der Welt ins weiße, schneeartige Nichts. Die Bewohner nennen dies Lost und sehnen sich nach alten, verlorengegangenen Dingen, Gebäuden und geliebten, verschollene Menschen. Kanata ist nicht nur ein ausgezeichneter Kämpfer, sondern nimmt seine Umwelt und die Anliegen der Bewohner sehr ernst. Aus Gesprächen und damit gespeicherten Erinnerungsfetzen baut er Stück für Stück die Welt um sich herum wieder auf. Schaffen wir es, wieder Frieden herzustellen und die dunklen Mächte zu besiegen?

Gameplay

Das Kampfsystem ist sehr raffiniert. Es orientiert sich mit einigen Verbesserungen an I am Setsuna. Die Kernmechanik ist rundenbasiert, ermöglicht jetzt aber eine manuelle Positionierung und Ausrichtung auf strategische Optionen. Es ist uns erlaubt unsere Kämpfer bzw. Gruppenmitglieder manuell zu postieren und auch die Angriffe in verschiedene Richtungen zu lenken. Mit gezielten und gut eingesetzten Angriffen, gerade auch mit Kämpfern mit Fernwaffen, ist es uns möglich mehrere Gegner zu treffen und bestenfalls zu vernichten.

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LOST SPHEAR_20180124191508Sind unsere Angriffe aufgeladen, dürfen wir auch starke Setsuna-Angriffe anwenden. Das heißt, wir können nach dem Auswählen eines Angriffs, wenn sich ein blauer Kreis um uns bildet, erneut die Angriffstaste drücken und führen stärkere Schläge, Zauber und Angriffe aus. Timing wird also mit Angriffseffekten belohnt. Die Charakteranpassung wird recht einfach dargestellt, was ich persönlich auch nicht schlecht finde, da ich mich nicht gerne in komplexe Mechaniken hereindenken möchte. Spiritnite sind magische Steine, die den verschiedenen Charakteren auch spezifische Fähigkeiten und passive Boni verleihen. Wir rüsten Skill-Spiritnit aus, um Skills, Spezialangriffe und Magieeffekte zu benutzen. Natürlich haben wir auch die Option bessere Ausrüstung zu kaufen und zu finden, zudem diese auch noch mit speziellen Steinen zu verstärken und kraftvoller zu machen.

Vulcosuits

Die Vulcosuits sind Mech-Kampfanzüge, die wir uns im späteren Spielverlauf aneignen. Diese Kampfroboteranzüge können wir nach Belieben an- und ablegen. Dauerhaft sind diese aber nicht einsetzbar, da diese auch nur begrenzte Kraft (VP) besitzen. Ist die Energie leer, sind wir wieder mit unseren ursprünglichen Fähigkeiten auf uns gestellt, können jedoch in Gaststätten bei Übernachtung die Energie wieder voll aufladen. Vulcosuits bringen eine letzte taktische Komponente ins Spiel und helfen uns, gerade bei harten Brocken, das ein oder andere Mal aus der Patsche. Sie steigern unsere Skills und verstärken unsere Kernkompetenzen. Während wir unsere Vulcosuits tragen, erhält jeder Charakter Zugang zu einem einzigartigen Befehl namens Paradigm Drive. Kanata zum Beispiel erhält die Fähigkeit, einen starken Koop-Angriff auszuführen, während das magische Kraftpaket Obaro eine größere Beherrschung der Elemente erlangt.

Artefakt-System

Wir können mit dem Artefakt-System dem Spiel noch mehr persönliche Komponente unseres Spielstils aufdrücken. Artefakte sind Orientierungspunkte auf der Oberwelt-Karte, die wir durch gesammelte Erinnerungen zum Leben erwecken können. Zum einen weiten wir damit das Gebiet aus und können neue Gebiete betreten, da sich auch der weiße Lost wieder in eine Welt formt und zusammensetzt und zum anderen bringen diese Artefakte praktische Verbesserungen mit sich. Wir können zum Beispiel unsere Laufgeschwindigkeit erhöhen, physische Angriffe gegen Magie aufwerten, oder die kritische Trefferrate dauerhaft erhöhen. Welche Aktionen innerhalb der Kämpfe wir aufwerten wollen, bleibt uns nach unserem eigenen Belieben selbst überlassen.

Sonstiges

Es gibt ein Minispiel in dem man Fischen kann, um mehr Kochutensilien zu bekommen. Das Fischen gestaltet sich recht einfach- wir werfen die Angel aus und wenn sich etwas im Wasser bewegt, holen wir sie per Knopfdruck wieder ein. Ein einfacher Weg um nebenbei noch ein paar Taler zu verdienen.

Unsere Gruppe besteht aus vier Charakteren, auch wenn wir im Laufe des Spiels noch mehrere Mitglieder kennenlernen werden. Wir können aussuchen, wer uns im Kampf begleitet, die anderen nehmen solange auf der Ersatzbank Platz. Jedes Mitglied erhält Erfahrungspunkte, unabhängig davon, ob er gerade aktiv im Kampf beteiligt war oder nicht. Diesen Fakt könnte man positiv, sowie negativ auslegen, je nachdem welche Herausforderung wir suchen.

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Die Musikauswahl ist zwar sehr melodisch, jedoch wünschte ich mir an der einen oder anderen Stelle mehr Abwechslung, da es sehr eintönig werden kann, wenn in gewissen Ebenen immer wieder das gleiche Stück in Dauerschleife abgespielt wird. Lost Sphear hat keine richtige Sprachausgabe, man kann japanische Kampfansagen an oder ausstellen. Der Bildschirmtext ist komplett in Deutsch und ab und an dauern die Dialoge so seine Zeit. Wenn man zu der ungeduldigen Sorte gehört, kann man dank praktischer Vorspultaste auch skippen oder die Dauer der Animationen verkürzen.

Fazit

Trotz einiger Mängel im Feintuning hat mich das Gameplay und auch die spielerische Erfahrung von Lost Sphear sehr gefesselt. Es ist ein farbenfrohes JRPG der alten Schule, welches Nostalgikern sehr ans Herz wachsen wird, ob es für eingefleischte Next-Gen Liebhaber der zum Beispiel aktuellen Final Fantasy Reihe, welche massiven Umfang bietet, begeistern kann ist fraglich. Ich habe jedenfalls meine Zeit mit Lost Sphear sehr genossen und finde, dass dieses charmante Spiel seine Zeit wert ist gespielt zu werden. Die lineare und offene Welt erinnert stark an die alten PS One Final Fantasy Titel, was durchaus nicht schlecht ist und bietet ein rundenbasiertes Kampfsystem mit einem zuzüglichen strategischen Element, welches vieles interessanter macht. Die Charakterentwicklung und auch die Geschichte sind  verbesserungswürdig und könnten spannender gestaltet werden. Lost Sphear ist gut, jedoch nicht perfekt und lässt etwas Luft für Verbesserungen, jedoch bin ich froh endlich wieder ein klassisches und rundenbasiertes RPG auf meiner Playstation 4 spielen zu können, statt einem Spiel irgendwelche Actionelemente aufzuzwingen. Abschließend möchte ich noch den guten Humor und die anspruchsvollen Kämpfe loben. Kurzum: Lost Sphear ist zwar nicht einzigartig und erfindet das Rad nicht neu, wer Fan von Oldschool-Klassikern ist, sollte es jedenfalls nicht links liegen lassen und wird sicherlich, so wie auch ich, seine Freude daran haben.

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5. Februar 2018 0
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