8. Mai 2014

Mario Golf World Tour

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Golf verbindet man in der Regel mit Menschen, die sportiv-lässig einen Pullover um die Schultern gebunden über einem weißen Polohemd tragen und ihre Golfschläger im Wert eines Kleinwagens in  einem Golfbag über das saftige Grün einer gepflegten Golfanlage schleifen. Oder man denkt an fremdgehende Profi-Golfer. Aber keinesfalls denkt man an übergewichtige italiensche Klempner. Eigentlich…

Seit dem 2. Mai ist nun aber alles anders und zumindest der geneigte Videospielfreund empfindet diese Assoziation gar nicht mehr als allzu seltsam, denn mit „Mario Golf – World Tour“ zieht es Nintendos Vorzeige-Handwerker erneut auf’s Green. Schon in früheren Teilen der Reihe konnte Mario uns beweisen, dass er auch ohne Country-Club-Chic als Golfer eine ganz passable Figur abgibt. Kenner der Vorgänger dürften es auch in diesem Teil leicht haben, sich schnell wieder einzufindenNeulingen hingegen erläutert ein hilfsbereiter Toad wie gespielt wird. Seien wir mal ehrlich – günstiger kommen wir nie wieder an einen privaten Golflehrer!

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Wie dürfen wir uns die Steuerung denn nun aber vorstellen?

Zunächst einmal spielt der 3DS gekonnt seine Stärken aus und bezieht beide Bildschirme sinnvoll in das Spielgeschehen ein: Während der obere Bildschirm euch einen Überblick über das vor euch liegende Gelände bietet, zeigt der untere Bildschirm eure Interaktion mit Schläger und Golfball. Zu Beginn lernen wir, wie ein einfacher Schlag durchzuführen ist. Dafür müssen wir zunächst mit dem Steuerkreuz die grobe Schlagrichtung festlegen. Haben wir das erledigt – zumindest ungefähr auf das Loch zu zielen könnte unsere Chancen deutlich verbessern – wechselt die Perspektive in die Vogelperspektive. Nun können wir bei Bedarf den Blickwinkel noch genauer austarieren, indem wir das Schiebe-Pad verwenden. Sind wir dann perfekt positioniert, lassen wir Mario ausholen und sehen, wie sich ein gelber Balken füllt. Nach altbekanntem Prinzip zeigt uns dieser ungefähr Marios zu erwartende Schlagkraft an. Hat er kräftig genug ausgeholt, lassen wir ihn abschlagen und schon segelt der Golfball durch die Luft.

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Auch wenn diese verhältnismäßig simple Taktik zu Anfang völlig ausreicht, habt ihr später natürlich auch die Möglichkeit, im manuellen Modus alle Feinheiten der Kunst des Bälleschlagens auszukosten. Hier kommt es dann nicht mehr bloß auf die Schlagkraft und die ungefähre Richtung an, sondern auch gutes Timing und darauf, den Ball genau an der richtigen Stelle zu treffen. Gelingt euch das, könnt ihr somit auch weitaus größeren Einfluss auf die Flugbahn nehmen und somit technisch anspruchsvollere Schläge meistern. Etwa wenn ein Hindernis im Weg ist – habt ihr dem Ball den richtigen Drall gegeben, gerät er in einen Spin und lässt sich sodann auch recht mühelos um oder über Hindernisse spielen.

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Je nach Art eures Abschlages beeinflusst ihr auch das Verhalten des Balls bei der Landung. Wer kennt sie nicht, die feinen Unterschiede zwischen Backspin und Topspin? Sagt euch nicht so viel? Nun, das tut es wahrscheinlich keinem Nicht-Golfer – gemeint ist lediglich, ob dem Ball durch den Abschlag eine Rückwärts- oder Vorwärtsdrehung inne wohnt.

Auch die landschaftlichen Gegebenheiten wollen natürlich beachtet werden: Beispielsweise werden ihr oft mit hügeligem Gelände konfrontiert, weshalb es zwingend nötig ist, Höhenunterschiede zu bedenken. Hierbei kostet ein Schlag bergauf natürlich mehr Kraft als wenn vor euch ein Gefälle liegt. Deshalb empfiehlt es sich auch, die Schlägerwahl entsprechend des Geländes anzupassen – leichter gesagt, als getan, wenn man keine Ahnung hat, welcher Schläger für was taugt. Ohne ein bisschen Ausprobieren kommen wir hier kaum weiter.

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Auch die Windrichtung und -stärke will bedacht sein – bei krassem Gegenwind müssen wir logischweise mehr draufholzen, als wenn nur ein laues Lüftchen weht. Ganz fies wird es dann bei seitlichen Wind, der uns die ganze Flugbahn verzieht… gut, dass uns die Windrichtung fast immer als Hilfe angezeigt wird! Fast immer? Ja, denn grade beim alles entscheidenden Putten kurz vorm Einlochen verschwindet diese Anzeige auf mysteriöse Art und Weise. Wer sich vorher nicht gemerkt hat, woher der Wind weht, hat hier klar das Nachsehen. Finger ablutschen und in den Wind halten ist virtuell nämlich nicht.

 Beim alles entscheidenden Putten kurz vorm Einlochen verschwindet die Windanzeige –  Finger ablutschen und in den Wind halten ist virtuell unvorteilhaft.

Das klingt natürlich alles sehr technisch und auch ziemlich kompliziert, doch im tatsächlichen Spielverlauf gestaltet sich das Ganze weitaus simpler als angenommen. Innerhalb kurzer Zeit habt ihr euch eingefummelt und auch die diffizilen Schlagtechniken gehen schnell in Fleisch und Blut über. Nichts desto trotz – ein absolutes Kinderspiel ist „Mario Golf – World Tour“ trotzdem nicht und all die Möglichkeiten, die das Spiel uns bietet sind zwar schön, doch drängen es auch an die Grenze des Überladenseins.

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Neben den generellen Tipps und Anleitungen, die Toad euch bietet, könnt ihr auch im Pilzpalast verschiedene Übungsangebote wahrnehmen. Dieser funktioniert in etwa wie ein Ingame-Golfclub, in welchem ihr euch frei bewegen und sowohl an Übungsstunden als auch an verschiedenen Matches teilnehmen könnt. Daneben gibt es aber auch andere Spielmodi: Neben dem gewöhnlichen Einspielermodus könnt ihr – auch wenn nur einer das Spiel physisch besitzt – ebenso ein lokales Mehrspielermatch starten. Wer sich lieber nicht mit seinen Freunden ob einer verlorenen Golfpartie in die Haare kriegen will, kann auch online gegen andere Golfer antreten und sich messen.

Nintendo hat den ersten Season Pass seit seiner Firmengeschichte angekündigt

Es ist möglich über den Nintendo eShop drei Erweiterungspakete preislich zu erwerben, welche neue Spieloptionen, jeweils zwei Kurse und weitere Spielcharaktere (Toadette, Nabbitt oder Rosalina) bieten, oder man greift gleich zum Season Pass, welcher alle DLC Inhalte bietet. Wem die zehn Kurse und 126 Löcher, die jeder Käufer des Hauptspiels zur Verfügung hat, nicht ausreichen bekommt die Kaufoption geboten: Die Kosten halten sich bei 5,99 Euro für ein einzelnes DLC, der Season Pass 11,99 Euro. Ob man das nun gut oder schlecht findet ist Geschmackssache, ich jedoch bevorzuge immer den Besitz eines kompletten Spiels, ohne auf den Download-Zug springen zu wollen. Kann man- muss man aber nicht. Die DLCs sind kein zwingender Inhalt für das Hauptspiel (Wir erinnern uns an Mass Effect) und eher als „nettes Extra“ zu verbuchen. Wie sehen unsere Leser das?

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Der Solospielermodus selbst bietet allerdings auch noch verschiedene Spieloptionen. Im Modus „Sieg nach Schlägen“ ist es euer erklärtes Ziel, mit möglichst wenig Schlägen alle Löcher zu treffen. In „Lochspiel“ hingegen geht es keineswegs um Sauereien, sondern vielmehr schlicht darum, möglichst jedes Loch auf der Strecke zu treffen. Beim „Speed-Golf“ – man könnte es fast vermuten – kommt es allein auf die benötigte Zeit an. Die letzte Kategorie ist das „Point Play„, bei dem ihr nicht nur gekonnt putten müsst, sondern auch noch eine Vielzahl von kleinen Sonderaufgaben erledigen müsst, die dann wiederum mit einem ordentlichen Punktebonus belohnt werden.

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Fazit

Nintendos Sportspiele sind seit je her ein Garant für kurzweilige Unterhaltung, doch „Mario Golf – World Tour“ fällt hier etwas aus der Reihe: Statt einem spielerischen Lückenfüller bekommen wir es hier mit einer echten Aufgabe zu tun – mit einfach nur auf den Ball schlagen hat es sich nämlich noch lange nicht! Da will vorher die Windrichtung bedacht sein, die Steigung abgeschätzt und der richtige Schläger gewählt sein. Wo die spielerische Interaktion bei Sportspielen normalerweise mit viel Tempo von statten geht, ist in diesem Fall eher die Entdeckung der Langsamkeit angesagt. Im Grunde genommen lässt sich das dem Spiel nicht ankreiden, denn Golf ist nun mal auch kein hektischer Sport – insofern bekommen wir ein recht realistisches Bild geboten. Golfinteressierte haben sicher ihre helle Freude an all den bedachten Details, doch Otto-Normal-Spieler fühlen sich schnell leicht überfordert und von der Vielzahl der Möglichkeiten fast erschlagen. Nach einer gewissen Einführungsphase hat man sich dann aber doch eingewöhnt und kann sein neugewonnenes, elitäres Hobby in vollen Zügen genießen und dabei kontinuierlich dazulernen.

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1 Comment
  • Hansi 10 Jahren ago

    Ich hoffe Nintendo macht das nicht jetzt in Zukunft mit der downloaderei. Ich finde es ist abzocke und jeder der das unterstützt ist ein Idiot.

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