3. August 2017

Namco Museum

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Habt ihr die Zeit der klassischen Arcade-Münzautomaten nicht miterlebt oder wollt ihr euch einfach mal wieder fühlen wie früher, als ihr als kleines Kind mit der Kaugummizigarette im Mund einen Highscore nach dem anderen auf den Automaten in eurer im besten Fall noch ortsansässigen Arcade-Halle geknackt habt? Dann könnte euch der folgende Test des gerade erschienenem Namco Museum für die Nintendo Switch interessieren.

Ich muss zugeben, dass ich selbst die Automaten-Ära nur noch ganz kurz miterlebt habe und selten in den Genuss kam, im richtigen Stil Arcade-Games zu spielen. Ich war zwar nie überaus gut und habe eine Mark nach der anderen von meinem Taschengeld verloren, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Und ja, Mark. Da gab es den gutaussehenden Euro noch nicht und mir war zu dem Zeitpunkt auch noch nicht bewusst, dass durch die Währungsänderung mein Taschengeld bald halbiert werden würde. Hätte ich das geahnt, wäre es komplett in den verschiedenen Automaten gelandet, das kann ich euch aus heutiger Sicht versichern. Aber nun weiter mit Namcos neuer Collection.

Mit dem Namco Museum bekommt ihr zehn Retro-Klassiker, bestehend aus Pac-Man, Galaga, Galaga 88, Dig Dug, The Tower of Druaga, SkyKid, Tank Force, Splatterhouse (ungeschnitten), Rolling Thunder 1 und 2 aus den 80er und 90er Jahren und zuzüglich das unter der Aufsicht von Shigeru Miyamoto entwickelte Multiplayer Spiel PAC-MAN VS. in einer überarbeiteten Version aus dem Jahr 2003 geboten. Natürlich solltet ihr ein Retro-Fan sein oder aber großes Interesse für ältere Spiele zeigen, ansonsten könnten sich diese Titel für euch aufgrund ihres Alter und der damaligen Spielweise am Ende als Enttäuschung entpuppen. Die meisten Spiele sind glücklicherweise so ausgelegt, dass ihr sie Zuhause zusammen mit ein paar Freunden spielen könnt, das natürlich durch die vielen Steuerungsmöglichkeiten der Switch perfekt auf diese Konsole passt und abgestimmt wurde. Für diejenigen, die sich gerne im Internet verewigen, wurde eine Online-Rangliste hinzugefügt. Ihr findet mich unter dem Namen Mützi… ganz weit unten. Schon so weit unten, dass ihr fast den Erdkern sehen könntet. Wer mich findet, bekommt ein Eis spendiert. Versprochen. Und für die richtig guten Spieler unter euch gibt es sogar noch einen Herausforderungsmodus.

Schlecht durchdachte Umsetzung

Optisch und technisch machen die Spiele vom Namco Museum einen guten Eindruck. Sie laufen flüssig, lassen sich schnell und einfach im Hauptmenü oder während des Spielens wechseln und jederzeit abspeichern. Darüber hinaus wurden sie mit einem passenden Hintergrund und verschiedenen Motiven, die pro Spiel ausgewählt werden können, ausgestattet. Die Rahmen und Hintergründe aus Retro Collections sind in den letzten Jahren bei unzähligenPWRimage1 Herstellern genutzt worden, bei denen man allerdings auch in eine Vollbildansicht wechseln konnte. In diesem Fall ist dies leider weggefallen, was den einen oder anderen sicherlich stören wird. Mir persönlich gefällt der Look und die Größe des Bildes, aber vor allem im Handheldmodus wird dieses natürlich immer kleiner. Es wurde für das richtige Arcade-Gefühl eine Möglichkeit hinzugefügt den Bildschirm um 90° zu drehen, aber nicht bedacht, dass die Switch selbst gar keine Option hat, in dieser Position aufgestellt zu werden. Entweder jemand hält sie euch also fest oder ihr lehnt sie irgendwo an. Anders ist es leider nicht möglich, auch wenn die Idee dahinter gar keine schlechte ist. Aber das wäre nun Nintendos Aufgabe.

Wenig Content, aber ein stolzer Preis?

Die Spiele machen zwar wirklich viel Spaß und können vor allem zusammen mit Freunden oder auch unterwegs wunderbar zwischendurch gespielt werden, aber für den stolzen Preis von ca. 30 € hätten ruhig ein paar Hintergrundinfos, Originalfotos der Automaten oder auch Skizzen hinzugefügt werden können. Ihr bekommt zwar eine wunderbare und toll ausgearbeitete, virtuelle Spielanleitung zu den Titeln geliefert, aber ein wenig Nostalgie-Geplänkel und die komplette Wertschätzung dieser seiner Zeit sehr erfolgreichen und im Fall von PAC-MAN bis heute existierenden und geliebten Franchises fehlt einfach. Da es mittlerweile einige Ableger des Namco Museums gegeben hat und einige von ihnen inhaltlich und von der Liebe zum Detail mehr überzeugen konnten, ist die Enttäuschung definitiv berechtigt. Hier hätte ruhig noch eine Schippe draufgelegt werden dürfen.

Download    Lisas Fazit

Ich bin ein großer Fan von älteren Spielen und liebe es diese nachzuholen oder meine Erinnerungen wieder aufzufrischen. Da die Ära der Arcade-Automaten leider längst vergangen ist, bin ich natürlich umso glücklicher, dass immer wieder neue Retro-Collections erscheinen und vor allem Leute, die diese Zeit aufgrund ihres jungen Alters nicht miterleben konnten, doch noch in den Genuss kommen dürfen, virtuelle Coins einzuwerfen und loszuspielen.

Das Namco Museum hat mich auf den ersten Blick wirklich überzeugt. Es wurde eine tolle, kleine Auswahl von elf Spielen hinzugefügt, Splatterhouse ist ungeschnitten spielbar und durch die vielen Steuerungsmöglichkeiten von Nintendos aktueller Konsole kann man mit seinen Freunden ganz einfach eine kleine Zeitreise veranstalten, wozu man nicht einmal Dr. Emmet Brown’s Hilfe benötigt. Das Problem ist in diesem Fall definitiv der Preis. Für 30 € bekommt man eine virtuelle Collection geboten, die durch die Anzahl der Spiele und vor allem durch den fehlenden Inhalt von Hintergrundinfos und noch mehr Liebe zum Detail einfach nicht gerechtfertigt wird. Auch die Option, dass man nicht im Vollbild spielen kann, könnte einige Spieler enttäuscht zurücklassen.

Besonders im Vergleich zu vergangenen Ablegern vom Namco Museum, ich denke da vor allem an das Namco Museum: 50th Anniversary von der PS2, dem Gamecube und Co, stinkt die Version auf der Switch ziemlich ab. Kurzgesagt: Ihr bekommt zwar abwechslungsreiche Spiele geboten, könnt Zuhause und unterwegs spielen, solltet aber vielleicht auf ein Angebot warten und euch nicht zu viel darunter vorstellen.

PS: Bitte veröffentlicht eine Retail-Fassung mit Heftchen und allem Pipapo.

Inkyyghost    Zimmys Fazit

Neue Konsole, neues Namco Museum, oder doch nicht? Klar ist das für uns Retrofreunde cool, auch alte Klassiker auf seiner Lieblingskonsole zu spielen, aber bekommen wir wirklich etwas Neues oder ist es eher aufgewärmte Retrosuppe? Lasst uns kurz daran zurückerinnern, dass es bereits auf PS1, PS2, auf dem Game Cube, dem Game Boy Advance und selbst auf Sonys PSP eine Namco Collection gab. Im Grunde genommen hat sich auch auf dem Switch Ableger wenig getan. Wir bekommen 11 bekannte Namco Games in einer Collection. An dieser Stelle muss ich sofort anprangern, dass zum Beispiel auf der 50th Anniversary Collection 14 klassische Arcade-Hits auf uns warteten und auf der PSP sogar 20, wovon vier Spiele (Pac-Man, Dig-Dug, Galaga und New Rally-X) ein Arragement mit neuen Grafiken und Funktionen bekommen haben.

Aber ich möchte auch nicht alles schlecht reden, denn im Endeffekt bietet das Namco Museum für die Switch auch ein paar coole Gimmicks: Alle Spiele bekommen einen liebevoll gestalteten Rahmen und man darf die Switch im Handheld-Modus auch um 90 Grad drehen um ein altes Spielhallengefühl zu bekommen. Alle Spiele sind leicht verständlich und sogar nur mit Steuerkreuz (oder nach Belieben Stick) und zwei Buttons spielbar. Man darf auch verschiedene Einstellungen vernehmen, wie zum Beispiel das Bild strecken oder zoomen, virtuelle Coins für Credits hinzufügen oder aber auch wann immer man will eine Speicherung vornehmen, um an dieser Stelle wieder ins Spiel einzusteigen. Eine Neuerung vom Namco Museum sind die Highscorelisten. Aber mal ehrlich: Das kennen wir bereits alles schon und das geht auch besser, wie es einige Collections der Konkurrenz beweisen. Ein bisschen Artwork, vielleicht eine Musikbibliothek – einfach ein bisschen mehr Mühe hätte Namco Museum echt gut getan.

Wirklich geärgert hat mich an einigen Stellen die träge Steuerung, die ab und an meinen Spielspaß trübte. Ein schlecht platzierter Hit oder Jump kann einen die Zornesröte ins Gesicht treiben. Zudem sind die Ladezeiten nicht unbedingt kurz.

Ich selbst habe ein ganz großes Auge im Test auf Splatterhouse geworfen. Damals auf dem Index und heute mit einer Jugendfreigabe von 12 durchgewunken. Jeder Sammler weiß, dass Splatterhouse für das SNES oder Genesis (Mega Drive) momentan für 50-80 Euro auf dem Markt gehandelt wird. Ich habe bereits vom Bandai Namco Twitteraccount bestätigt bekommen, dass Splatterhouse wirklich uncut auf dem Namco Museum der Switch zu spielen sein wird- dies kann ich bestätigen! Und ja, das Blut war damals wirklich grün. Erst die nachfolgenden Teile hatten rotes Pixelblut. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die erneute Veröffentlichung. Gerne mehr davon, anstatt nur die allseits bekannten Standarttitel.

Kurz gesagt: Ob die 30 Euro das Geld wert sind ist fraglich, denn ich denke, dass der Titel nur die Genrefans ansprechen wird und die jungen Spieler nicht begeistern und abholen kann. Immerhin ist in Summe die Collection günstiger als der Kauf der Einzeltitel. Genrefans greifen zu.

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2 Comments
  • Gurki 7 Jahren ago

    Ich denk auch das die Wahl der Spiele ok ist aber nicht der Preis. Danke für den Test 🙂

    • Lisa 7 Jahren ago

      Bitteschön 🙂 Ja, wenn es schon wenig Spiele sind und Zusatzkram fehlt, darf es ruhig in der reinen Download-Version 15 € kosten, aber keine 30 €.

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