20. März 2019

One Piece World Seeker

By 0 451 Views

Im Juli 1997 startete in Japan eine der erfolgreichsten Manga-Serien aller Zeiten. Der junge Monkey D. Ruffy wird nach dem Verzehr einer Teufelsfrucht zum Gummimenschen und zieht in die Welt hinaus, um sich eine Crew zu suchen und seinen Traum zu erfüllen: Der König der Piraten zu werden. Das neue World Seeker-Game ist in rund 50 bisher erschienenen Videospielen das erste mit einer Open World.

Story

Den Gerüchten um einen riesigen Schatz folgend machen die Strohhut-Piraten sich auf den Weg zur Gefängnisinsel, die umbenannt wurde, nachdem aufgrund des hohen Piratenaufkommens vermehrt Marinestützpunkte und Gefängnisse errichtet wurden. Nur knapp einer Falle entkommend werden die Freunde getrennt und Käptn Ruffy macht sich auf den Weg, um seine Crew auf der weitläufigen Insel erneut zusammenzusuchen. Dabei trifft er auf die ehrgeizige Jeanne, die junge Anführerin der Anti-Marine-Fraktion, die den ursprünglichen Frieden der Insel aus Zeiten ihrer verstorbenen Mutter wiederherstellen möchte. Dummerweise ist ihr Bruder nicht minder ehrgeizig bei seinem Job, die gesamte Marine der Insel zu kommandieren. Hilfsbereit wie Ruffy und seine Freunde sind, greifen sie Jeanne und den anderen Inselbewohnern unter die Arme, während auch einige alte Bekannte von den Gerüchten und Unruhen auf die Insel gelockt werden…

Gameplay

World Seeker gestaltet sich als Action-Adventure mit dem einen oder anderen Rollenspielelement. In der von Beginn an komplett und frei zugänglichen Welt streift man als Monkey D. Ruffy umher, um die auf der Übersichtskarte vermerkten Haupt- und Nebenmissionen anzunehmen. Diese bestehen in der Regel daraus bestimmte Materialien zu suchen und abzuliefern, gesuchte Leute oder Gegenstände in einem vorgegebenen Radius zu finden, Kämpfe zu absolvieren oder einen bestimmten Punkt zu erreichen. Zur Fortbewegung kann Ruffy entweder laufen, unbegrenzt sprinten oder sich mithilfe von bestimmten Umgebungsobjekten und der Technik Gumm-Gumm-Rakete in die Luft katapultieren – auch eine von überall verfügbare Schnellreisefunktion wurde implementiert.

Das Kämpfen in One Piece World Seeker gestaltet sich überaus simpel: Durch das wiederholte Drücken einer einzigen Angriffstaste lassen sich die Nahkampfattacken zu kurzen Kombos verbinden. Diese variieren abhängig davon, ob gerade das Beobachter- oder das Panzer-Haki aktiviert sind. Mithilfe Ersterem kann man darüber hinaus einen Vorwärts-Dash ausführen, der beim Erklimmen von ansonsten schwer erreichbaren Orten hilft oder man kann geräuschlos Gegner ausschalten, die einen noch nicht bemerkt haben. Unter Anwendung des Panzer-Haki hingegen werden die Angriffe signifikant stärker und man kann blocken, während das Beobachter-Haki lediglich ausweichen ermöglicht. Darüber hinaus füllt sich im Kampf eine dreistufige Leiste mit der eine Reihe von Superattacken ausgeführt werden kann und mithilfe einer Zielfunktion lassen sich über kurze Distanzen hinweg auch Fernangriffe ausführen, die allerdings genaues Zielen erfordern.

Neben dem Kämpfen und Erkunden ist das größte Element im Spiel das Sammeln von Materialien, das auch für einen Großteil der Missionen erforderlich ist. Überall in der Spielwelt sind leuchtende Punkte und Schatztruhen verteilt, die auf der Mini-Map in der unteren Bildschirmecke auftauchen. Die gesamte Karte im Pausenmenü zeigt hingegen, wie viele Truhen noch in den einzelnen Bereichen gefunden werden müssen und eine weitere Funktion des Beobachter-Hakis ermöglicht es einem, ähnlich dem Detektivmodus in den Batman-Spielen, auch durch Wände hindurch die Position auszumachen – sehr hilfreich in Gebirgen und Städten, wo man ansonsten nicht feststellen könnte, in welcher Höhe die Truhe versteckt ist. Die unterschiedlich seltenen Items und Truheninhalte haben für sich allein keinen Nutzen, dienen lediglich der Absolvierung von Missionen oder dem Herstellen von Ausrüstung.

Im Kampf und in erster Linie durch das Beenden von Missionen sammelt man Erfahrungspunkte, die jederzeit über das entsprechende Pausenmenü in neue Fähigkeiten umgewandelt werden können. Der Fertigkeitenbaum, bzw. Skill Tree schaltet neue Angriffe frei, erhöht Lebensenergie, verlängert die Katapultdistanz der Gumm-Gumm-Rakete und weitere mehr oder minder nützliche Funktionen.

Grafik

Die inzwischen für One Piece– und auch die meisten anderen Anime-Spiele übliche Cellshading-Grafik, die Zeichnung mit 3D-Modellen verbindet, findet auch in World Seeker Gebrauch und die Charaktere sehen dabei zwar besser aus als im kürzlich erschienenen Jump Force, allerdings auch deutlich schlechter als in dem bereits rund vier Jahre alten One Piece Pirate Warriors 3. Die überwiegend grüne Spielwelt ist hingegen sehr schön anzusehen und bietet gerade von erhobenen Positionen aus einen enormen Weitblick, der auch große und markante Bauwerke oder Berge am anderen Ende der Insel sichtbar macht – die alle ohne Ladezeiten zu erreichen sind.

Fazit

Als riesiger One Piece-Fan habe ich mich natürlich auf das erste Open World (Seeker)-Spiel des Franchises gefreut und auch wenn ich erfahrungsgemäß meine Erwartungen herunterschraubte, schwangen doch sehr viele Hoffnungen mit endlich ein wirklich würdiges Videospiel zur Serie zu bekommen. Kurzum: Das ist es nicht geworden. Das ganze Spiel über bekommt man den Eindruck, dass die Entwickler sich gehörig beeilt haben, dass man bei der Deadline kein wirklich gutes Spiel abliefern sollte, sondern lediglich eins, das weitestgehend der Grundidee entsprach. Grundsätzlich ist es nämlich kein schlechtes Spiel und es hätte sicher viel Potenzial gehabt, aber man ließ es leider zu einem ebenfalls nicht wirklich guten Spiel verkommen. Beginnen wir damit, dass es das wahrscheinlich allererste One Piece-Spiel in meinem Besitz ist, dass man ausschließlich mit Ruffy spielen kann. Ich mag den quirligen Gummimenschen sehr gerne, aber er ist weit davon entfernt mein Lieblingscharakter zu sein und in vergangenen One Piece-Spielen war es immer ein Highlight auch mal mit Lorenor Zorro spielen zu können oder sogar mit Kämpfern, die ansonsten lediglich als Antagonisten auftreten. Selbst nach Beenden des Spiels kann man keine derartige Bonusfunktion freischalten. Überhaupt taucht nur eine sehr überschaubare Auswahl an Charakteren aus der Serie auf, obgleich man sich viel Mühe damit gegeben hat deren Auftauchen plausibler erscheinen zu lassen als beispielsweise in der Unlimited Cruise-Serie, in der merkwürdige Pflanzen ausnahmslos jeden Gegenspieler klonen konnten.

Speziell für das Spiel wurde der Hauptantagonist erschaffen und seine hübsche, aber etwas langweilige Schwester Jeanne, die nahezu in jeder Mission irgendwie involviert ist. Aber das war’s auch schon. Zwar gibt es noch eine ganze Reihe von NPCs, die aber gefühlt in nur 10 verschiedenen Charaktermodellen wechseln, allenfalls in verschiedenen Kolorierungen und so bekommt man es in derselben Mission schon mal mit dem vollkommen identischen dicken Mann zu tun, der nicht das Geringste mit dem anderen zu tun hat und am anderen Ende der Karte auftaucht. „Am anderen Ende der Karte“ ist ebenfalls ein gutes Stichwort: Wie es sonst nur für einfallslose Rollenspiele der Fall ist, schicken die Missionen einen in der Regel nur sinnlos hin und her über die ganze Insel und dann wieder zurück, üblicherweise mit einem bescheuerten Botengang. Abgesehen vom Einbruch in ein überflutetes Gefängnis, in dem man etagenweise das Wasser ablaufen lassen musste, gab es keine einzige wirkliche kreative oder spaßige Mission – und dasselbe gilt für die Bosskämpfe. Durch das äußerst simple Kampfsystem hat man kaum mehr Möglichkeiten als einfach wild drauf loszuhämmern und – nur wenn es ganz anspruchsvoll wird – im richtigen Augenblick der Gegenwehr zu blocken oder auszuweichen, womit man eine Art Bullet Time auslöst, in der für wenige Sekunden die Zeit verlangsamt wird. Da macht es keinen Unterschied, ob man auf einen Marine-Admiral oder einen ehemaligen Samurai der Meere trifft – wirklich spannender werden die Kämpfe dadurch nicht. Auch der finale Bosskampf ist weit mehr nervig als alles andere. Davon abgesehen sehen die Kampfbewegungen auch ein wenig so aus als müsste daran noch der letzte Feinschliff vollzogen werden. Wenn ich hier wieder mit Pirate Warriors 3 vergleiche, hatte man Dutzende verschiedene Kämpfer mit je zig individuellen Angriffen, die nicht nur alle gut aussahen und Spaß machten, sondern auch ausgesprochen flüssig liefen.

Ich habe in meinem Spieldurchlauf sehr viel auf dem Weg aufgesammelt und die meisten der 200 Truhen aufgespürt, einige der 100 Nebenmissionen absolviert und war nach unter 15 Stunden mit dem Spiel durch. Würde man sich ausschließlich auf die Hauptmissionen konzentrieren, könnte man das Spiel in deutlich unter 10 Stunden bewältigen – auch abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad. Durch die Einfallslosigkeit der Nebenmissionen und die teilweise sehr schwer erreichbaren Truhen lässt die Motivation nach Spielende auch schlagartig nach, sofern man sich denn überhaupt je dazu durchringen kann.

Unterm Strich fühlt sich das Spiel also irgendwie unfertig an, obwohl technisch alles durchaus funktioniert. Mit dem Aspekt „erstes Open World-Spiel im Franchise“ kann man ebenso gut werben wie mit der Involvierung von One Piece-Schöpfer Eiichiro Oda, aber wenn man keine spannende Geschichte mit coolen neuen Charakteren auf die Beine stellt und auch offenkundig nicht weiß, was man mit der weitläufigen offenen Spielwelt anfangen soll, dann ist das leider auch nichts wert. Zwar laufen in den Städten ein paar NPCs rum, die wie schon erwähnt alle gleich aussehen, nie aber wirklich so viele, dass es glaubhaft wäre – oder klingt es plausibel, dass eine große Stadt mit lauter Wolkenkratzern nicht mehr als ein halbes Dutzend Leute auf dem Marktplatz aufweist. Auch gibt es, soweit ich mich erinnere, kein einziges Tier im Spiel. Kein Häschen, das über die zahlreichen Wiesen hoppelt, kein Vogel, der über was Meer oder über die Berge fliegt. Obwohl man immer wieder auf virtuelles Leben stößt, wirkt trotzdem alles tot – einfach nur so als hätte ein Entwickler diesen Marinesoldaten genau dort mit seiner Maus abgesetzt.

Als treuer One Piece-Fan hatte ich trotzdem einen gewissen Grad an Spaß an World Seeker, aber gerade hinsichtlich der unzähligen verpassten Möglichkeiten bin ich unterm Strich doch ziemlich enttäuscht und auch ziemlich sicher, dass Nicht-One Piece-Fans viel schneller und viel verheerender urteilen würden. Ausgesprochen schade drum.

Wertung

6.1

Wertung

6.1/10
  Review
Next Post

Devil May Cry 5 im Test

22. März 2019 0
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert