Bevor Rime seinen Weg auf die jetzt aktuell verfügbaren Plattformen gehen konnte, war einiges im Vorfeld geschehen. Zuerst war der Titel für Microsoft unter dem Arbeitstitel „Echoes of Siren“ in Planung, jedoch wurde das Projekt nicht zum Abschluss gebracht. Später dann auf der Gamescom 2013 gab es einen ersten Trailer zu sehen, wo das Spiel exklusiv für die Playstation 4 vorgestellt wurde, doch auch aus dieser Zusammenarbeit wurde nichts. Letztlich hat der Entwickler Tequila Works schlussendlich die Rechte von Sony zurückgekauft und das Spiel eigenständig entwickelt, und nun mit Greybox veröffentlicht. Eine gute Entscheidung, denn auf diese Weise profitierst du als Nutzer der 4 aktuellen Plattformen.

Die Story – ohne Story

Es ist Nacht, ein Sturm tanzt über das Meer, der Seegang ist stark. Das Schiff, auf dem du dich befindest ist in Not, es sieht nicht gut aus. Und „woosh“… Es ist Tag, du erwachst am Strand einer Insel. Wo du bist, und was du hier sollst? Sagt dir keiner, aber relativ schnell wird dir klar, dass dieser wunderschöne Ort mit seiner Flora und Fauna einiges bietet, wodurch du dich dazu hinreißen lässt auf Erkundungstour zu gehen. Alles was du erblickst bringt dir etwas innere Ruhe – der einzige Laut kommt von deiner Stimme, du bemerkst das ein Schrei von dir einiges in Gang setzen kann, wenn du ihn an der richtigen Stelle einsetzt. Bei dem was du bisher auf deiner Erkundung der Umgebung bewegt hast, stellst du schnell fest, dass dich dein Weg zu diesem mysteriösen Turm führt.
Also machst du dich auf die Reise und puzzlest dich über die Insel. Du folgst quasi dem weißen Kaninchen… quatsch du folgst einem Fuchs, passt auch viel besser ins Jahr 2017. Was auch immer du noch zu sehen bekommst, es wird Licht ins Dunkel bringen, was mit dir passiert ist und deinen Erkundungsdrang weiter vorantreiben.

Das Gameplay – Mach was du willst

Rime lässt dich auf deine Weise vorgehen, abgesehen von den Kapiteln gibt es eigentlich keine strikte Vorgabe, welchen Teil eines Puzzles du zuerst oder zuletzt angehst. Es gibt keine Tutorials, keine Texttafeln und auch kein Held, der dir ein Kotelett an die Backe quasselt. Im Fokus steht natürlich die Geschichte, welche durch Bewältigen der Rätsel weiter vorangetrieben wird. Jedes Kapitel besteht aus einigen Puzzles, welche es zu lösen gilt. Hast du ein Kapitel abgeschlossen, eröffnet sich dir ein weiterer Teil dessen, was geschehen ist. Relativ früh im Spiel findest du einen Begleiter auf deiner Reise, dieser wird dir ohne große Worte weisen, wie du dem Spiel am besten folgst. Du findest also immer auf den richtigen Weg zurück, wenn du dich beim Erkunden abseits des Weges etwas verhaspelt hast und die Story weiter vorantreiben möchtest. Auf deiner Entdeckungstour kommt es unter anderem auf Geschick an, aber zu keiner Zeit in einem Rahmen, den man als unfair erachten könnte. Der Weg zum Ziel führt oft über einige Kletterakrobatik zum nächsten Rätsel, das erinnert schon fast an eine gewisse Lara Croft, die ebenfalls sehr galant an Felsvorsprüngen umherklettert. Apropos Rätsel, die sind vom Abwechslungsreichtum her interessant gestaltet. Ein großer Teil der Aufgaben beschäftigt sich mit Licht und Schatten, und auch wenn das erstmal unspektakulär klingt – in Kombination mit den bereits genannten Kletterorgien, sowie etwas Geschick um den richtigen Schatten zu finden oder zu werfen ist gut gedacht. Der einzige Laut den der Junge mit dem roten Cape von sich gibt, ist ein Schrei. Durch den Schrei setzt du in gewissen Momenten Energie frei um Schalter zu betätigen, im dunkeln einige Feuer heller leuchten zu lassen und auch in Verbindung mit anderen Elementen den weiteren Weg freizulegen.
Natürlich lohnt es sich ebenfalls, nicht einfach nur streng der Hauptgeschichte zu folgen, auch abseits verstecken sich gern einige Passagen, wo es einige Sammelobjekte zu finden gibt. So findest du zwischendurch in jedem Kapitel einige Scherben, welche sich zusammensetzen lassen und etwas weiteren Hintergrund der Geschichte preisgeben oder Extras im Menü freischalten.
Insgesamt ist man mit der Tour über die Insel etwa 6 – 8 Stunden beschäftigt, abhängig davon ob man auf Jagd nach den Collectibles geht oder nicht.

Grafik, Soundtrack, Performance

Rime basiert auf der Unreal Engine und nutzt Cel-Shading. Der dadurch entstehende Comiclook setzt die Umgebungen wundervoll in Szene, schon fast wie gemalt könnte man an mancher Stelle sagen. Rime setzt auf kräftige Farben und geschicktes Spiel mit Licht und Schatten. Diese Kombination bringt inklusive der Abwechslung welche die verschiedenen Kapitel ohne Zweifel aufweisen, immer genau die passende Stimmung mit sich, und lässt sich an mancher Stelle mit dem Look der Zelda Reihe vergleichen, die inklusive dem neusten Ableger ebenfalls diese gewisse Harmonie ausstrahlt, die einfach dazu animiert sich mit der Umgebung auseinanderzusetzen, und dir gern mal einen gewissen WOW-Moment verschafft.
Abgerundet wird die Optik durch den Orchestralen Soundtrack, der ebenfalls perfekt in die Szenerie eingewoben ist. Die Dramatik der Stücke richtet sich stets passend nach den jeweiligen Bereichen im Spiel, und trägt die Emotionen auf angenehme Art und Weise mit. Als das Intro über den Bildschirm ging und dazu diese sanfte Musik lief, wurde ich aus dem Off gefragt ob ich gerade irgendwo im Auenland (Herr der Ringe/Der Hobbit) unterwegs bin. Der Vergleich erschien mir in dem Moment treffend, denn irgendwie kam mir ähnliches ebenfalls in den Sinn, als ich die ersten Klänge etwas auf mich wirken ließ.
Performancetechnisch macht Rime zumindest auf meinem System eine gute Figur, das Spiel lief in meinen Sessions ohne Abstürze oder andere Schwierigkeiten. Positiv ist zu erwähnen, das Tequila Works zugesichert hatten, die verwendete DRM-Maßnahme namens Denuvo zu entfernen, sowie das Spiel gecrackt wurde. Wenige Tage später ist die Situation auch schon eingetreten, und die Entwickler hielten Wort. Mit dem ersten Update auf Version 1.01 wurde Denuvo entfernt, was positive Auswirkungen auf die allgemeine Performance des Spiels hat.

Fazit

Ich persönlich bin großer Fan von Arthaus Filmen, oder Spielen die Köpfchen erfordern. Es muss nicht ständig alles bis ins kleinste Detail erklärt und dargestellt werden. Es ist doch viel unterhaltsamer, wenn ein Spiel dem eigenen Empfinden Platz für Spekulation lässt. Genau das trifft auf Rime zu, das Spiel schreibt dir nicht vor was du machen musst, du bekommst auch keine Kompassnadel angezeigt, die dir deinen weiteren Weg weist. Einfach frei nach Schnauze los, denn viel verkehrt machen kannst du nicht. Dazu kommt dieses grandiose Zusammenspiel aus der wunderschönen Optik und dem sehr gelungenen Soundtrack, die Harmonie, die das Spiel auf diese Art entwickelt gibt dir schon zu verstehen wo du gerade richtig aufgehoben bist. Das funktioniert, aber sowas von! Dieser ausgewogene Mix aus Jump n Run Einlagen und cleveren Rätseln bietet einfach zu jeder Zeit genau den richtigen Flow um einfach weiter zu machen, allerdings könnten sich Genreexperten an den Rätseln etwas unterfordert fühlen. Ich für meinen Fall wurde angenehm durch die Geschichte getragen und halte Rime für eines der besten Spiele seiner Art. Das einzige Manko ist der Umfang, die fünf Kapitel sind leider recht schnell erledigt. Klar kann man sich gleich auf die verbliebenen Collectibles stürzen, aber doch wäre inhaltlich vielleicht noch etwas mehr machbar gewesen. Meiner Freude an diesem liebevoll gestalteten Adventure tut das keinen Abbruch, vielen Dank an Tequila Works, die durch das Zurückerwerben der Rechte dieses feine Spiel möglich gemacht haben.

8.8

Stephans Fazit

8.8/10
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Tokyo 42

17. Juni 2017 0
3 Comments
  • Babsi 7 Jahren ago

    Hat leider ein sehr trauriges Ende

  • Babsi 7 Jahren ago

    Ist ein super Spiel – voller Geheimnisse die man aufdecken muss, viele Rätsel lösen muss und so eine schöne Landschaft. Ich habe es mir gekauft und bin begeistert.

  • Anonymous 7 Jahren ago

    Wunderschön! Ist gekauft- toll, dass ihr einen Test gemacht habt <3

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