23. September 2018

Shadow of the Tomb Raider

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Seit dem 2013er Tomb Raider ist die wohl bekannteste Powerbraut der Videospielgeschichte längst wieder zu größerer Beliebtheit aufgestiegen und konnte Fans der Reihe sowie Neulinge in seinen Bann ziehen. Nun heißt es zum letzten Mal mit der beliebten und weniger kantigen Reboot-Lara Höhlen und Tempel zu erkunden, Rätsel zu lösen und actionreiche oder ruhigere Kampfpassagen zu durchqueren. Ob Crystal Dynamics und Eidos Montreal mit Shadow of the Tomb Raider ein krönender Abschluss der Origins-Trilogie gelungen ist, erfahrt ihr in meinem Test.

Den Weltuntergang verhindern

Direkt zu Beginn kann ich verraten, dass die Story von Shadow of the Tomb Raider, wie die des Vorgängers, nun wirklich kein Meisterwerk darstellt. Lara ist weiterhin auf der Jagd nach Trinity und findet mit ihrem Freund Jonah, welchen man bereits in Rise of the Tomb Raider kennenlernen durfte, immer mehr fiese Details über die besagte Geheimorganisation heraus. Ein Grund mehr für Lara diese endlich zu vernichten.

Zusammen mit Jonah möchte Lara die Schatulle der Maya finden.

Wie der Zufall es so will, treffen Lara und Jonah zuzüglich auf eine alte Maya-Legende in Form eines Dolches und einer mysteriösen Schatulle die dem, der sie findet eine unheimliche Macht über die Erneuerung der Welt verleitet. Ab dem Zeitpunkt, wo Lara den Dolch aus seiner Halterung entwendet und sich mit diesem erst einmal aus dem Staub machen möchte, löst sie einen möglichen, baldigen Weltuntergang aus. So sagt die düstere Legende nämlich, dass der Dolch allein eine Vielzahl an Katastrophen mit sich bringen wird. Die erste wird euch direkt am Anfang des Spiels in Form eines Tsunamis in den Weg gestellt. Lara schenkt der Legende daraufhin schließlich ihren Glauben und setzt zusammen mit Jonah und weiteren Wegbegleitern, die im Laufe von Shadow of the Tomb Raider auf euch treffen werden, alles in Bewegung um diese verheerenden Folgen zu verhindern. Die Lösung für all dies scheint die besagte Schatulle zu sein, welche mit dem Dolch vereint werden müsse. Des Weiteren muss Lara sich mit dem bisher unbekannten Feind Dr. Dominguez auseinandersetzen und auch lernen mit ihren Schuldgefühlen umzugehen, denn sie ist diejenige, die den Dolch entwendet hat – ganz ohne weitere Konsequenzen zu bedenken.

So düster wie noch nie zuvor

Die Story des Spiels erschließt sich nicht nur durch schön dargestellte, cineastische Zwischensequenzen und kurze Ausflüge in Laras Kindheit, sondern auch durch Gespräche mit NPCs und Wegbegleitern und das Entdecken von Sammelgegenständen. Zwar ist die Geschichte des Spiels, wie zuvor erwähnt, vor allem im Vergleich zur Uncharted-Reihe, dessen Lore und nahbaren Charakteren, welche sehr viel mehr Tiefe vorweisen und man als Spieler eine intensivere Bindung aufbauen kann, leider nicht auf einer Höhe, ihren Sinn und Zweck erfüllt sie jedoch dennoch und das Gameplay von Shadow of the Tomb Raider kommt glücklicherweise auch ohne die große Kunst vom Storywriting aus.

Was Laras neuestes Abenteuer wiederum schafft, ist eine unheimlich düstere Atmosphäre, welche das gesamte Spiel aufrechterhalten und durch sie selbst oder die Umgebung unterstützt wird. Seien es die dunklen und mit Leichen übersäten Höhlen, die Thematik der Maya, regnerische und sehr dunkle Parts des Spiels, Gespräche mit NPCs oder die Verdeutlichung von Opfergaben die euch als Spieler einen Schauer über den Rücken lassen. Auch Lara löst sich im weiteren Spielverlauf immer mehr von der verletzlichen Person und gibt ihrer Wut und ihrem Hass einen unheimlichen Ausdruck.

Weniger Action, höherer Erkundungsdrang

Schon als Kind konnte Lara gut klettern und ihr Zuhause erkunden.

Shadow of the Tomb Raider spielt zwar in frei begeh- und erkundbaren Gebieten, ihr folgt storytechnisch jedoch einem sehr geradlinigen Weg mit einigen Höhlen und Rätseln, Ausflügen zum freien Erkunden und der Annahme von Nebenquests, dem Sammeln von Relikten oder Bestreiten von den bereits aus Rise of the Tomb Raider bekannten Herausforderungsgräbern und Krypten. Actionreiche, aneinandergereihte Kampfszenen wurden im Vergleich zum Vorgänger deutlich heruntergeschraubt und finden nun in den ersten Stunden des Spiels kaum bis gar nicht statt. Im Zuge der Story nimmt der Kampf gegen Trinity und weitere Gegnertypen zu, lässt sich in den meisten Fällen allerdings weitaus schlauer durch unentdecktes Ausschalten und Schleichen lösen, das durch die Möglichkeit sich mit Schlamm einzureiben und getarnt fortzuschreiten, unterstützt wird. Optisch wirkt die Schlamm-Lara übrigens ziemlich badass und fängt die düstere Atmosphäre des Spiels sehr gut ein. Im Bezug auf die Waffen stehen euch wieder einmal Pfeil und Bogen, ein Gewehr oder eine Pistole und auch selbstgebaute Wurfwaffen, z. B. Molotov Cocktails zur Verfügung. Im weiteren Spielverlauf könnt ihr unter anderem verschiedene Pfeilarten entwickeln und eure Feinde noch intelligenter ausschalten.

Perfektionierte Unterwasser-Einlagen

Nach all den Jahren von Crofts Spielehistorie haben sich nun endlich wieder mehrere Unterwasser-Parts im Spiel eingefunden. Schon in den ersten Ablegern der originalen Tomb Raider-Reihe wurden diese zwar auf keinem grafischen Höchstniveau, jedoch sehr bedrückend inszeniert. Shadow of the Tomb Raider lässt euch mit Lara oftmals über längeres Tauchen an ihr Ziel gelangen. Jedoch stellt euch hier nicht nur die Not nach Luft Probleme dar, sondern auch blutrünstige Piranhas und Muränen, die euch liebend gern verspeisen würden. Luft könnt ihr an vorhergesehen Stellen durch kurzes Auftauchen oder Luftblasen erlangen, Begegnungen mit euren tierischen Unterwasser-Feinden müsst ihr wiederum durch das Verstecken im Seegras oder durchs unauffällige Vorbeitauchen lösen, welches langsam oder schnell ausgeführt werden kann. Eine Luft-Anzeige gibt es übrigens nicht, weshalb diese Abschnitte noch bedrohlicher wirken. Geht Lara die Luft aus, wird dies durch ihren Kampf ums Überleben authentisch und panisch dargestellt, bis letztlich der „Game Over“-Screen erscheint. Findet sie an die Oberfläche zurück, zupft sie sich nach dem Klettern aus dem Wasser heraus noch ihren Zopf zurecht und schreitet zu ihren nächsten Aufgaben voran.

Klettern und Rätseln zum Ziel

An Land bekommt Lara es wiederum mit einem gefährlichen Gelände, Höhlen und Abhängen zu tun, die mit ihren Kletteräxten, Steigeisen und Seilpfeilen bezwungen werden müssen. Zudem könnt ihr euch nun auch an zu erreichenden Punkten abseilen und ganz klassisch zu einer gegenüberliegenden Seite schwingen. Kletterpassagen befinden sich innerhalb und außerhalb der wunderschönen oder düsteren Tombs. Hier warten aber auch Gefahren wie zum Beispiel Fallen auf euch, die erst einmal entschärft werden sollten. Andernfalls werdet ihr aufgespießt und dürft den Part erneut spielen. Die Rücksetzpunkte wurden allerdings sehr human gesetzt, weshalb ein kurzes Ableben glücklicherweise nicht allzu tragisch ist.

Abseits der Kletter- und Erkundungseinlagen warten auf euch weiterhin einige Rätselpassagen, die zum weiteren Fortschritt in der Story oder aber optionalen Herausforderungsgräbern und Krypten gelöst werden müssen. Hier sind klassische Schiebe- und Lichträtsel und bisher noch nicht allzu häufig eingesetzte Knobelpassagen enthalten, die sich in der Story überwiegend leicht lösen lassen. Anspruchsvoller wird es in Shadow of the Tomb Raider bei optionalen Rätseln.

Shadow of the Tomb Raider hat abseits der Hauptstory einiges an Content zu bieten. Ihr werdet unheimlich viel Zeit mit dem Crafting und bereits bekannten Jagen verbringen können, Gräber erkunden, Rätsel lösen und durch Artefakte und Sammelgegenstände erlernte Sprachen, Monolithen entziffern. Darüber hinaus warten einige Nebenquests auf euch, die im Vergleich zum Vorgänger durchaus verbessert worden sind und oftmals sogar mit Outfits oder Waffen belohnt werden. Besonders hervorheben und loben möchte ich, dass die meisten Nebenaufgaben sogar einen Bezug zur Story besitzen und euch somit nicht sinnlos erscheinen werden.

Ressourcen für Optik und Leistung

Auch bei Händlern könnt ihr Gegenstände und Waffen erwerben.

Durch das Kämpfen, Sammeln und Entdecken verdient ihr immer wieder Erfahrungspunkte, die ihr an freigespielten Lagerfeuern inklusive Schnellreisepunkten an einem Fähigkeitenbaum, aufgeteilt in Sucher, Krieger und Sammler investieren könnt. Hier könnt ihr eurer Lara zum Beispiel neue Angriffsarten, eine bessere Ausdauer und Wahrnehmung verleihen, die euch im Spielverlauf allesamt zu Gute kommen. Extra-Fähigkeiten erhalten ihr durch das Abschließen von Herausforderungsgräbern. Des Weiteren bekommt ihr die Möglichkeit durch erhaltene Rohstoffe eure Waffen nach Belieben aufzuwerten. Lagerfeuer bieten euch ebenfalls die Möglichkeit eure Kleidung zu wechseln, welche je nach Spielabschnitt unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringt. Spieler der Tomb Raider-Vorgänger profitieren zudem durch bereits erhaltene Outfits. Zudem findet ihr im Spiel immer wieder Rezepte für neue Kleidungsteile, die ihr durch Rohstoffe herstellen könnt.

Grafik und Sound

Getestet habe ich Shadow of the Tomb Raider auf der klassischen, ersten PS4 und bin von der Optik des Spiels begeistert. Die Spielwelt und die Höhlen sehen wunderschön designt, hochauflösend und grafisch nahezu perfekt aus. An manchen Stellen baute sich hier und da ein Busch zu spät auf, oder das Bild zitterte kurz, ansonsten konnte ich während meines Spieldurchgangs allerdings keine technischen Mängel feststellen. Vielmehr möchte ich die Lichteinfälle, Schattenwürfe, Unterwasseroptik oder Details der Tombs loben. Abseits der authentischen und in seinen Bann ziehenden Optik, trägt auch der Sound zu einem sehr atmosphärischen Spielgefühl bei. Sei es das Geräusch von Wassertropfen, das Knistern von Feuer oder düstere Klänge aus den Höhlen, Shadow of the Tomb Raider weiß den Spieler auch technisch zu begeistern.

Optimierte Schwierigkeitsgrade

Einige, wirklich einige Spieler beschwerten sich in den letzten beiden Tomb Raider-Ablegern über die Uncharted-Krankheit im Bezug auf die weiß angemalten Steinwände und optisch stark hervorgehobenen Wege zum Ziel. Shadow of the Tomb Raider lässt nun den Spieler entscheiden, wie er/sie lieber spielen möchte. Liebt ihr das Erkunden und Suchen nach dem richtigen Weg und den Kletterspots? Dann könnt ihr die Hilfen nun ausschalten und komplett in die Spielwelt eintauchen. Dies kann zudem mit der allgemeinen Spielschwierigkeit kombiniert werden. Ihr könnt selbst entscheiden, ob euch das Klettern oder Kämpfen gut liegt, ihr beides perfekt beherrscht und die Herausforderung sucht oder aber in beiden Punkten ein entspanntes Spielerlebnis genießen wollt, ohne andauernd zu sterben oder umherzuirren.

Fazit

Mit Shadow of the Tomb Raider haben Crystal Dynamics und Eidos Montreal endlich das Tomb Raider-Spiel entwickelt, auf welches ich seit 2013 warte. Die Actionsequenzen wurden stark zurückgeschraubt und der Schwerpunkt vielmehr auf das Erkunden der Spielwelt und Höhlen, die düstere Atmosphäre und Entwicklung von der klassischen Lara Croft zum Tomb Raider gelegt. Während der Plot der Story zwar nicht glänzen kann, schaffte es das Gameplay mich mit seinen Kletterpassagen, dem Schleichsystem und den neuen, bedrohlichen Unterwasser-Abschnitten zu überzeugen. Darüber hinaus hat mich das Spiel mit seinen vielen Details und der wunderschönen Spielwelt komplett in seinen Bann gezogen. Nachdem die Hauptstory abgeschlossen ist, lädt es zudem zum weiteren Erkunden und Abschließen von Gräbern und Krypten ein und bietet euch als Spieler sehr viel Umfang und Content. Vor allem Fans sollten sich das Ende der Origin-Trilogie rundum Lara Croft nicht entgehen lassen, ihr werdet es nicht bereuen.

Wertung

8.5

Fazit

8.5/10
  Review
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23. September 2018 0
1 Comment
  • Frau Zimmy 5 Jahren ago

    Toller Test und gut geschrieben- ich freu‘ mich auf unser Fachgesimpel im Random Backup Podcast! 😉

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