12. Juni 2019

Close to the Sun

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Steampunk und Art-Déco vereint auf einem düsteren, verlassenen Schiff voller dunkler Geheimnisse: Als ich mir den Trailer zu Close to the Sun ansah, wurde mir als BioShock-Fan sofort warm ums Herz. Ich fühlte mich gleich nach Rapture zurückversetzt und erwartete, jeden Moment eine Little Sister vorbeihuschen zu sehen. Neben der interessanten Story ein weiterer Grund, mir den Indie-Horror-Titel des italienischen Entwicklerteams Storm in a Teacup einmal genauer anzusehen. Was Close to the Sun alles richtig macht – und was leider nicht – erfahrt ihr in meinem Test.

Willkommen an Bord der Helios!

Wir befinden uns in einer alternativen Version des 19. Jahrhunderts. Wir schlüpfen in die Rolle der Journalistin Rose Archer, die eines Tages einen Brief von ihrer Schwester Ada erhält. Sie ist Forscherin und bittet uns, dringend an Bord der Helios zu kommen. Einem gigantischen Schiff, das mitten auf dem Meer treibt. Erbaut von niemand geringerem als dem berühmten Erfinder Nikola Tesla, der alle namhaften Wissenschaftler der Welt auf der Helios vereinen möchte. Gemeinsam sollen die Superhirne hier fernab von Gesetzen und Politik experimentieren und forschen, um die Welt zu verändern. Doch als Rose an Bord der Helios eintrifft, scheint irgendetwas ganz und gar nicht zu stimmen. Keine Menschenseele ist zu sehen. Der Grund: Ein Experiment scheint schrecklich schief gelaufen zu sein – und nun steht das Schiff unter Quarantäne. Doch was ist hier passiert? Wo ist unsere Schwester Ada? Und vor allem: Wie können wir die Helios wieder lebend verlassen?

Teslas Utopia in wunderschöner Grafik

Rein optisch ist Close to the Sun schonmal ein absoluter Hingucker. Die detaillierte und abwechslungsreiche Umgebung lädt zum Erkunden ein und hat mich immer wieder staunen lassen. Egal, ob das prunkvolle Theater oder ein kleiner angelegter Garten – das Setting ist es wert, einmal inne zu halten und alles zu bestaunen. Auch atmosphärisch macht das First-Person-Adventure einiges richtig. Die beunruhigende Stille baut vor allem zu Beginn ordentlich Spannung auf und hat mich beim kleinsten Geräusch zusammenzucken lassen. Hinzu kommt die großartige authentische Synchronisation der Figuren – sowohl auf deutsch als auch auf englisch.

Auch die Story hat mich von Anfang an gepackt: Tausende Wissenschaftler, darunter auch Albert Einstein, gemeinsam auf einem Schiff. Allen voran der fanatische Tesla, der seine Utopie erschaffen unter allen Umständen seinen größten Konkurrenten Thomas Edison übertrumpfen will. Alles wunderbare Zutaten für ein großartiges Spiel.

Da ist noch Luft nach oben

Leider schöpft Close to the Sun sein großartiges Potenzial nicht genug aus. Die Story, die sich zu Beginn gut aufbaut, löst sich gegen Ende leider eher plump und vorhersehbar auf. Tiefgang sucht man vergebens. So wird beispielsweise der moralisch verwerfliche Umgang mit neuer Technologie nicht kritisch hinterfragt sondern lediglich als Aufhänger für die Story eingesetzt – schade.
Das Gameplay entpuppt sich als sehr eintönig. Zwischen dem Absuchen von Räumen und Dokumenten, die interessante Informationen zum Leben auf der Helios und der Story beitragen, bekommen wir kleine Rätsel gestellt. Diese sind jedoch so leicht, dass sie nicht der Rede wert sind. Das Prinzip ist immer das gleiche: Wir müssen einen Code “knacken”, Hebel in richtiger Reihenfolge ziehen oder gefährlichen Elementen wie Feuer oder Elektrizität ausweichen.

Auch der Horror-Faktor kommt in Close to the Sun leider zu kurz. An die kleinen Schockmomente hat man sich nach einiger Zeit gewöhnt und aufgrund der ähnlichen Abläufe, wiegt man sich schnell in Sicherheit. Und das, obwohl sich Rose kein bisschen wehren kann. Es gibt weder Waffen noch können wir die Fäuste einsetzen. Ein Versteckspiel á la Outlast wäre hier eine super Möglichkeit gewesen. Stattdessen finden wir uns in gescripteten Verfolgungsjagden wieder, die immer nach dem gleichen Schema ablaufen: Rennen bis der sichere Abschnitt erreicht ist.

Fazit

Wie ich bereits zu Anfang erwähnt habe: Close to the Sun macht einiges richtig, aber leider auch einiges falsch. Für ein Indie-Game ist die grafische Darstellung der Helios wirklich beeindruckend. An der Umgebung konnte ich mich einfach nicht satt sehen. Wären das Gameplay nur etwas abwechslungsreicher und die Rätsel etwas schwieriger gewesen… Trotzdem hat mich das Indie-Adventure von Anfang bis Ende wunderbar unterhalten und mir zudem noch warme BioShock-Feels gegeben. Ob euch der vier bis fünf Stunden lange Ausflug auf die Helios die 30 Euro wert ist, müsst ihr jedoch selbst entscheiden.

Wertung

7

Wertung

7.0/10
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